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nmz-archiv
nmz 2004/10 | Seite 34
53. Jahrgang | Oktober
Musik-Termine
Mit Herz und Hund
Liebt der Mensch, egal wen oder was, und bringt dies, wie auch
immer, zum Ausdruck, dann sagt er stets auch etwas über sich
und Allgemeinen über die Liebe und den Menschen. Das gilt auch
für Rainer Bischofs jüngstes Werk für zwei
Streichorchester und Pauken, das der Wiener Komponist „Der
Liebe gewidmet“ hat, auch wenn es sich speziell um ein „Requiem
für Errol“ handelt, also um eine Trauermusik für
seinen amtlich vielfach geprüften Fährten- und Rettungshund
Errol vom Turmblick, einen Boxer (gest. 2002). Das mag manchem bizarr
vorkommen und ist es wohl auch ein wenig. Grotesk indes wird die
Angelegenheit erst da, wo sie von einem bekannten Wiener Musikwissenschaftler
regelrecht exegetisiert wird, im Agnus Dei die Geräte aufgespürt
werden, an denen sich Errol einst bewähren musste (Wippe, Sprossenleiter,
Röhre), das Offertorium als Unterordnung des Hundes unter den
Willen seines Herrn und das Libera Me als Hohelied hündischer
Treue gedeutet wird. Auch ein Hundehalter?
Noch nicht auf den Hund gekommen sind – trotz Kürzungen
der Kulturetats – die Münchner Gesellschaft für
Neue Musik, die am 8. und 9. Oktober ihr neuntes Musikfest veranstaltet
und in sieben Konzerten knapp 20 Uraufführungen Münchner
Komponistinnen und Komponisten bringt, sowie die Gesellschaft
für Neue Musik Münster, die vom 29. Oktober bis 7.
November zum dritten Mal das Festival „KlangZeitMünster“
ausrichtet, dieses Jahr mit dem Schwerpunkt „erzählende
Musik – Musiktheater“ und Uraufführungen von Helmut
Oehring, Sidney Corbett, Edward Rushton, Christoph Taggatz, Carsten
Henning und Carola Bauckholt.
Auch sonst setzt sich die Serie der Musikfestivals Land auf und
ab fort. Die 18. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik
bringen vom 30. September bis 10. Oktober zahlreiche Uraufführungen,
darunter vier Kurzopern von Tamara Ibragimowa, Charlotte Seither,
Michael Hirsch und Benjamin Schweitzer im neu hergerichteten Festspielhaus
Hellerau. An der Universität zu Köln finden im Rahmen
des internationalen Symposions „Audiovisionen“
vom 7. bis 9. Oktober drei „Acousmonium-Konzerte“ statt
mit Uraufführungen von Ludger Brümmer, Daniel Teruggi,
Hans Tutschku, Flo Mendezes und François Bayle. Das 48.
Musikfestival der Biennale di Venezia bietet vom 14. bis 23.
Oktober zahlreiche Uraufführungen, dito vom 15. bis 17. Oktober
die Donaueschinger Musiktage unter dem Motto „Ferne
Nähe“ und vom 22. bis 24. Oktober das Festival „Transit“
im belgischen Leuven.
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen
8.10.: Wolfgang Rihm, Eins und doppelt, Fünf Lieder, Ludwigshafen
9.10.: Jörg Widmann, Lichtstudie N, NDR-Sinfonieorchester
Hamburg
10.10.: Jan Wilson, Negro negro elegia, Klaviertrio, Radiokulturhaus
Wien
12.10.: Wilhelm Killmayer, Mörike-Lieder, Hugo-Wolf Akademie
Stuttgart
13.10.: Steffen Schleiermacher, SuchtTraum, Gewandhaus Leipzig
24.10.: Louis Andriessen, Neues Ensemblewerk, WDR Sendesaal Köln