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nmz-archiv
nmz 2004/10 | Seite 5
53. Jahrgang | Oktober
Magazin
Repräsentieren, Gehör, Gespür und Beistand
Umfrage unter Komponisten: Was erwarten Sie von Ihrem Verlag?
…dass er ebenso gewissenhaft voranmacht… Joachim Hespos (Eigenverlag)
Komponieren ist essenziell und lebensbestimmend – und was
die Verlage in ihrem heutigen Bewusstsein dem Komponisten bieten,
dafür möchte ich nicht meine Urheberrechte weggeben,
auch nicht um den Preis, eventuell weniger Aufführungen zu
haben. Deshalb stellen wir Partituren und Materialien mit Computerprogrammen
selbst her und bleiben so konzeptuell und wirtschaftlich unabhängig.
Im Übrigen erwarte ich von einem Verleger ein gutes Gehör
und ein überragendes Gespür für musikalische Stilistik. Babette Koblenz (Eigenverlag)
„Lieber Frank, bitte, könntest Du das beantworten? Sag
Ihnen, ich sei glücklich. Herzlich, Hanspeter“ Hanspeter Kyburz an Frank Reinisch (Breitkopf & Härtel)
via E-Mail
Ein Verlag übernimmt für einen Komponisten heute ganz
verschiedene Funktionen. Die wohl wichtigste von allen: Er begleitet
ihn auf seinem Weg. Es ist die Persönlichkeit des Verlegers
selbst, die, im Zusammenspiel mit musikalisch engagierten Mitarbeitern,
Anteil nimmt, die mit dem Komponisten im kontinuierlichen Dialog
steht, Rückhalt und Familiarität schafft – Qualitäten,
die in einem künstlerischen und persönlichen Entwicklungsprozess
durch nichts zu ersetzen sind. An zweiter, gleichwohl nicht weniger
wichtiger Stelle steht der professionelle Apparat: Das Verlegen
der Stücke in einer gut eingerichteten, öffentlich zugänglichen
Ausgabe, das kontinuierliche Repräsentieren der Werke gegenüber
den Aufführungs- und Auftragspartnern, die Einbindung der
Person in die Strukturen, die das Haus im Dialog nach außen
unterhält. Anregend empfinde ich darüber hinaus auch
die Verbindung zur Musikwissenschaft und Musiktheorie, die auf
einem mehr als hoch zu schätzenden Erfahrungsschatz gründen.
Fazit? Gruß und Kuss an das „Haus unterm Stern“. Charlotte Seither (Bärenreiter)
das verhältnis zwischen komponist und verlag ist geprägt
– wie alles im leben – von traum und wirklichkeit. glücklich
ist also der komponist, der einen traum-verlag gefunden hat, der
ihm die wirklichkeit weitgehend vom halse hält. seit jahrzehnten
versucht das für mich der bärenreiter-verlag zu tun und
die erfolgsquote ist sehr hoch. zuweilen werde ich aber doch von
der wirklichkeit überrumpelt – dann schie-be ich die
schuld auf den verlag, der hat einen breiten rücken und kanns
verkraften. auch eine schöne voraussetzung. im ernst: ein verlag
muss ein wunderbares lektorat haben, damit die ausgaben und das
material schön und vor allem fehlerlos an die musiker kommen.
er braucht einen genialen vertrieb, damit die partituren an die
rechten stellen gelangen und die richtigen leute von der vorzüglichkeit
der arbeit überzeugt werden können. und ganz und gar nicht
zuletzt brauchts an der spitze eine verlegerpersönlichkeit
die eher anregt als verhindert, deren guter rat nicht demotiviert,
sondern überlegungen in gang setzt und die lieber (knurrend?)
zahlt, als den komponisten ins mentale unglück stürzt.
ich will nicht behaupten, dass sich das immer so ungebrochen finden
lässt, wenn man es aber gefunden hat dann muss man es –
durchaus nicht kritiklos – hochleben lassen. und das sei hiermit
geschehen! Manfred Trojahn (Bärenreiter, Sikorski)
Ich erwarte und erfahre von meinem Musikverlag (Sikorski) seit
37 Jahren offene Ohren und ein weites Herz bei der Beurteilung
neuer Werke, Weitblick und einen langen Atem für die Veröffentlichung
und Betreuung meiner Lieder, Singspiele und Konzepte, dann und
wann Mut zu neuen Wegen, Kompetenz in Fragen des Urheberrechts
sowie einen absolut sauberen Umgang mit allen Abrechnungen. Wenn
all das gegeben ist, entsteht ein dauerhaftes, freundschaftliches
Vertrauensverhältnis, das der Langfristigkeit von Verlagsverträgen
entspricht. Rolf Zuckowski (Sikorski)