Der Berliner DJ und Produzent Paul van Dyk konnte es sich leicht
machen, denn was Peter Heppner, ansonsten Sänger bei Wolfsheim,
da zusammengereimt hatte, reichte schon für den nötigen
Aufmerksamkeitsschub. Und so musste van Dyk diese Phrasen-Sammlung
deutscher Befindlichkeits- und Selbstmitleids-Klischees nur noch
mit einem dieser standardisierten Sequenzer-Geraune samt leicht
schleppendem Beat unterlegen, die üblicherweise Nachdenklichkeit
und Schwermut assoziieren – Sounds, die man auch dauernd
bei „Tatort“-Folgen mit vermeintlich brisanten Themen
hört. Ab der Mitte deutet sich ohne musikalischen Sinn und
inhaltlichen Verstand so ein typisch-surrendes Techno-Signalmotiv
an, und der übliche dramaturgische Kniff der Rückung
fehlt auch nicht. Diese bekommt allerdings Bedeutung, da die Videobilder
in dem Moment beim Mauerfall angekommen sind.
Dieses Video versucht nicht weniger als eine Chronik der deutschen
Nachkriegsgeschichte zu montieren – so weit, so gewagt.
Es ist zwar maßlos selbstüberschätzend, aber auch
nicht schlimm, wenn sich Heppner tricktechnisch perfekt als fotografierender
Chronist in die Doku-Aufnahmen hineinkopieren lässt. Unangenehm
ist allerdings das implizierte historische Opferbild, das hier
durch konsequente Auslassung der Völkermord- und Kriegstreiber-Schuld
von den Deutschen gemalt wird, diese jede Täterschaft verleugnende
Haltung des „Wir können doch nichts dafür!“.
Vom Zweiten Weltkrieg bleiben nur die Trümmer, der Kriegsversehrte
sowie die Zeile „Wir stehen hier, aufgeteilt, besiegt…“
übrig.
Und wenn dem gegenüber dieses Pop-Lamento mit den Worten
schließt: „Das ist nur ein schlechter Lauf, so schnell
geben wir doch jetzt nicht auf“, dann schwelt hinter diesem
„Wir sind wir“ eher ein nutzlos gefühlsverduseltes
als ein historisch aufgeklärtes Identitätsgefühl.
Und das braucht kein Mensch.