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nmz-archiv
nmz 2004/10 | Seite 47
53. Jahrgang | Oktober
Noten
Elegisch, lyrisch und folkloristisch geprägt
Neue Klaviernoten für Anfänger und Fortgeschrittene
Franz Liszt: Leichte Klavierstücke und Tänze,
Bärenreiter Kassel, BA 6577
„Ich kann mit wenig Bausteinen ein musikalisches Gebäude
errichten. Nicht in der Verschwendung liegt das Wesentliche, sondern
in der Einschränkung auf das Wesentliche“ (Liszt).
Mit diesem Zitat könnte man sich einer Ausgabe, die leichte
Stücke von Liszt verspricht, nähern. Michael Töpel
ist es gelungen, ein für den Unterricht ausgesprochen reizvolles
„Potpourri“ von größtenteils weniger bekannten
Miniaturen zusammenzustellen. Neben zwei Consolations, zwei ungarischen
Volksliedern und einem Auszug aus den „Fünf Klavierstücken“
gibt es eine Fülle „klangschöner Entdeckungen“
(Vorwort). Die meisten Tempi sind im eher langsamen Bereich angesiedelt,
virtuose Elemente stehen nicht im Vordergrund; elegische, lyrische,
auch folkloristisch geprägte Stücke gepaart mit einem
diffizil gestalteten, teils kühnen Klaviersatz zwingen zu
konzentriertem Hinhören und akkurater Tongebung. Rhythmische
Versiertheit, Griffsicherheit und Oktavspiel in der linken Hand
erfordern die beiden ungarischen Volkslieder, die erst bei entsprechender
manueller Entwicklung gespielt werden können. Die Ausgabe
trägt progressiven Charakter und kann circa ab dem vierten
Unterrichtsjahr verwendet werden.
Georg Friedrich Händel: Leichte Klavierstücke und
Tänze, Bärenreiter Kassel, BA 6578
Händel war zwar ein herausragender Virtuose auf dem Klavier,
in seinem Gesamtwerk spielt das Instrument aber eine eher untergeordnete
Rolle. Erstaunlich ist trotzdem, dass im Laufe seines Lebens doch
zahlreiche, auch leichtere Stücke für Klavier entstanden
sind.
Die Auswahl und Zusammenstellung dieser Edition (Michael Töpel)
orientiert sich vorrangig an der Verwendbarkeit im Unterricht,
wo das barocke Repertoire schwer auf Bach lastet. Die Beschäftigung
mit dem Händelschen barocken Klaviersatz, wo das Gewicht
mehr auf der Melodie als auf polyphonem Geflecht liegt, gibt auch
einen Einblick in die besondere Ausdrucksvielfalt, die wiederum
eine ganz eigene Spieltechnik erfordert.
Zum Teil erstmals in dieser Form veröffentlichte Stücke
(mit Angabe von Entstehungsort und -zeit) stehen neben bekannten;
zu nennen wären beispielsweise die Sarabande con variationi,
die Ouverture und Sonatina, alle in d-Moll. In einer barocken
Sammlung dürfen die Tänze natürlich nicht fehlen:
Menuett, Gavotte, Hornpipe, Marche, Entree, die hier zu den leichteren
Stücken gehören. Spielerprobte Fingersätze ermöglichen
auch Liebhabern ein Erarbeiten der Stücke im Selbststudium.
Dieses zudem preiswerte Heft kann man jedem Schüler wärmstens
empfehlen.
Joseph Lanner: Walzer-Album, Universal Edition Wien, UE
32625
Joseph Lanner (1801-1843) hinterließ mehr als zweihundert
Kompositionen, die vorwiegend auf einen österreichischen
Wirkungsradius beschränkt blieben. In der Unterhaltungskapelle
von M. Pamer musikalisch groß geworden, entwickelte er neben
Johann Srauß Vater, dessen Freund und Kollege er war, die
zyklische Form des Walzers: Introduktion – fünfteilige
Walzerkette (thematisch ohne Beziehung zueinander) – Coda.
Die Gebrauchsfunktion dieses Tanzes trat nun in den Hintergrund;
der Walzer zog ein in die Konzertsäle und hinterließ
Spuren nicht nur bei den Komponisten der Romantik. Eine Auswahl
von vier Klavierarrangements (die „Steirischen Tänze“,
„Abendsterne“, „Hoffnungs-Strahlen“ und
„Hof-Ball-Tänze“) gibt Einblick in das spätere
Schaffen Lanners. Ein unüberhörbar übersprudelnder
Ideenreichtum wird mit rhythmischem Witz und dem gewissen lieblichen
Augenzwinkern verfeinert. Leicht zu spielen sind die Walzer nicht,
aber leicht klingen sollten sie schon, wenn sie denn beschwingt
und stimmungshebend so manche Stunde am Klavier versüßen
sollen.