nmz 2004/10 | Seite 31
53. Jahrgang | Oktober
Verband Bayerischer
Sing- und Musikschulen
Von Sumpfwasserschlangen und Skorpionen
Musikschulen auf Sternenreise in Bayern 4 Klassik
Der 9. Oktober steht auf Bayern 4 Klassik ganz im Zeichen der Kinder.
Unter dem Titel „Ein Radiotag für Kinder“ strahlt
der Klassiksender gemeinsam mit bayerischen Musikschulen die musikalische
Erzählung „Tims wundersame Sternenreise“ von Rudolf
Herfurtner aus. Schüler aus dem Umkreis der mitwirkenden Musikschulen
lesen zu jeder vollen Stunde eine Geschichte, in der ein Sternbild
in Text und Musik vorgestellt wird. Helga Pogatschar komponierte
im Auftrag des Bayerischen Rundfunks die Musik zu den einzelnen
Sternmotiven. Ensembles bayerischer Musikschulen haben die Kompositionen
eingespielt.
Das aufwändige Projekt gemeinsam mit Bayern 4 Klassik zu realisieren,
ist eine große Chance für die bayerischen Musikschulen,
sich in ihrem Facettenreichtum und in ihren vielfältigen Leistungsmöglichkeiten
darzustellen“, freut sich VBSM-Vorstandsmitglied Angelika
Lutz-Fischer. Sie leitet das Projekt für den VBSM und wählte
in Absprache mit dem Vorstand die mitwirkenden Musikschulen aus.
„Es ist bemerkenswert, in welch kurzem Zeitraum die für
das Projekt zusammengestellten Ensembles fähig sind, zeitgenössische
Musik auf sendefähigem, hohem Spielniveau zu erarbeiten“,
so Lutz-Fischer. Die Komponistin habe aus den Sterngeschichten eine
Programmmusik geschaffen, die den jeweiligen Gefühlston der
Texte in ihre eigene Sprache übersetzt. Die Projektleiterin
ist begeistert: „Aus den einzelnen archaischen Charakteren
ist eine bezaubernde, nuancenreiche und ausdrucksstarke Klangsprache
entstanden.“
Da die Zeitvorgabe für das Gemeinschaftsprojekt von Bayern
4 Klassik und VBSM außerordentlich knapp bemessen war, entschied
sich der VBSM für die direkte Auswahl der Musikschulen paritätisch
aus allen sieben Regierungsbezirken. Viele Abläufe wie Kompositionsarbeit
und Auswahl der Ensembles liefen parallel und in enger Abstimmung
der Projektverantwortlichen. Die Suche der beteiligten Musikschulen
orientierte sich ausschließlich an der jeweiligen Instrumentalbesetzung
der zwölf Musikstücke und dem instrumentalen Schwerpunkt
der Musikschulen. Nicht jede Musikschule verfüge, so Lutz-Fischer,
über eine Celesta, einen Dudelsack oder über drei exzellente
Percussiongruppen. So kam zum Beispiel für die Einspielung
des Sternzeichens „Krebs“ nur die Kreismusikschule Tirschenreuth
in Frage, da sie Dudelsackschüler unterrichtet. Elf weitere
Musikschulen wurden gefunden: Für die Städtische Musikschule
Dingolfing heißt es „volle Kraft voraus“, wenn
ihre Interpretation des „Widders“ zu hören sein
wird. Den „Stier“ an den Hörnern gepackt hat die
Städtische Musikschule Aschaffenburg. Die Sing- und Musikschule
Fürth e.V. hat die „Zwillinge“ eingespielt, und
majestätisch wird es mit der Landkreismusikschule Cham, die
das Sternzeichen „Löwe“ musikalisch umsetzte. Die
Städtische Musikschule Weilheim kümmerte sich um die „Jungfrau“
und die Musikschule Schweinfurt warf ihr musikalisches Können
in die Schale der „Waage“. Ein Volltreffer für
die Musikschule im Landkreis Passau ist der „Schütze“,
die „Fische“ tummeln sich in der Städtischen Sing-
und Musikschule München, und über Stock und Stein geht
es in der Albert-Greiner-Sing- und Musikschule der Stadt Augsburg
mit ihrem „Steinbock“. Das Sternzeichen des „Wassermann“
schließlich hat die Städtische Musikschule Bamberg eingespielt.
Für einen Großteil der Mitwirkenden ist die Vertonung
des Kinderbuches eine ganz besondere Erfahrung: Sie spielen zeitgenössische
Musik, sie wirken an einer Uraufführung mit, und sie werden
vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet. „Die Musik klingt
sehr abwechslungsreich, sie passt gut zum Sternbild“ –
viele Musikschüler sind voll des Lobes.
„Besonders freut es mich, dass Ensembles auch nach dieser
Projektarbeit gemeinsam musizieren wollen“, berichtet Lutz-Fischer.
So wird die „Skorpion“-Gruppe der Musikschule der Hofer
Symphoniker zusammen bleiben und beim Wettbewerb „Jugend musiziert“
in der Kategorie „Neue Musik“ mitwirken. Andere Ensembles
werden Lese-Veranstaltungen zu „Tims wundersame Sternenreise“
des Hanser-Verlags mit der Darbietung ihres Sternzeichens musikalisch
umrahmen.
Sendetermin: 9. Oktober 2004, Ein Radiotag für Kinder,
Bayern 4 Klassik, 8 Uhr bis 20 Uhr.
Zur Geschichte der Sternenreise
Die Erzählung handelt vom kleinen Tim, einem verträumten
Guck-in-die-Luft, der anstatt brav zu schlafen, auf dem Scheunendach
sitzt und nächtelang in die Sterne schaut. Eines Tages rast
der große Wagen vom Himmel und Tim macht die Bekanntschaft
von Mizar, dem Esel vor dem Wagen. Tim freut sich sehr, endlich
jemanden zu treffen, dem er all seine vielen Sternenfragen stellen
kann. Nach einigem Drängeln erzählt Mizar Tim lauter
spannende und abenteuerliche Geschichten. Davon, wie die Sternenbilder
an den Himmel gekommen sind und warum. Von den Zwillingen Helle
und Phrixos zum Beispiel und ihrer Trennung durch die böse
Stiefmutter. Von Hydra, der schrecklichen Sumpfwasserschlange,
und dem tapferen Krebs, der gegen sie antritt. Oder von Orion,
dem mutigsten Jäger, der erst den listigen Skorpion besiegen
muss, bevor er die schöne Merope zur Frau bekommt. Und viele
weitere Geschichten rund um die Mythologie der Sternzeichen.