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nmz-archiv
nmz 2004/11 | Seite 10
53. Jahrgang | November
Cluster
Tri-stesse
Das noch nicht vollends mit Sony organisierte Major-Label BMG
hat es mit dem neu eingeführten „Drei-Preis-System“
für CDs geschafft: wir hören, was wir verdienen. Der vom
gestutzten Mensazuschuss untergewichtige Student die Basic-Version
zu 9,99 Euro im St. Martins Kostüm (ohne Cover, Titel direkt
auf die CD gedruckt), der Opelaner oder Karstadtiner kann sich neben
der „Borussia Dortmund Saisonkarte“ noch das unbewährte
Standard-Angebot zu 12,99 Euro absparen („Mir egal, was der
Hund frisst“) und der Top- Manager, der just seine vierte
Firma mit Milliarden- und Arbeitsplatzverlusten in den Eichel (auch
Ruin genannt) trieb, gönnt sich zur letzten Dienstfahrt das
Premium-Package für 16,99 Euro mit extra dickem Booklet.
Da haben wir doch endlich, was wir alle ständig fordern. Musik
bewegt die Gesellschaft. Kein Zweiklassensystem bestimmt uns, nein;
vielmehr ein Dreiklassen System. Nun werden Sie sich fragen, wo
überhaupt Musik bei der BMG in Verbindung mit der Gesellschaft
stünde. Eigentlich nirgends; nur: findige Konzertveranstalter
haben das BMG-Konzept clever für sich vereinnahmt. Ab sofort
gibt es das „Drei-Preis-System“ im Livebetrieb: 1. Das
Basic-Ticket zu 39,99 Euro: Sie stehen ganz hinten und dürfen
ausgewählte Konzertbesucher nachher fragen wie’s denn
war. 2. Das Standard-Ticket zu 99,99 Euro: Sie dürfen sich
in einem abgesteckten Rahmen bewegen und hören die Darbietung
in Mono. 3. Das Premium-Ticket zu 199,99 Euro: Sie hören alles,
sehen mehr und der Künstler zwinkert Ihnen exklusiv in die
erste Reihe runter. Sie lachen immer noch nicht? Gut, denn Politiker
wollen ein analoges Wahlsystem einführen. Sie wählen,
wen sie verdienen.