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nmz-news
nmz 2004/11 | Seite 2
53. Jahrgang | November
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Gegen den Werteverlust der Musik
Idealistisch mit unermüdlicher Vitalität
Herbert Saß zum Abschied · Von Richard Jakoby, Ehrenpräsident
DMR
Herbert Saß ist am 3. Oktober 2004 im Alter von fast 90 Jahren
in Bonn verstorben. Es ist kaum möglich, den beruflichen oder
gesamtpersönlichen Lebensweg eines Menschen gültig nachzuzeichnen,
selbst wenn man ihn über weite Strecken – dienstlich
und privat – begleitet hat.
Die Geschichte des Deutschen Musikrates ist auch eine Geschichte
des Lebens- und Berufsweges von Herbert Saß. Auf sozusagen
allen Wegen, die nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich zur
Gründung musikpolitischer Organisationen wie der „Arbeitsgemeinschaft
Musikerziehung und Musikpflege“ (AGMM), dem „Deutschen
Musikrat“, dem „Länderrat“ und anderen treffen
wir auch auf Herbert Saß. Er gehört zu den Männern
und Frauen der ersten Stunde, jenen Pionieren, auf deren Arbeit
die nachfolgenden Generationen aufbauen konnten und weiterhin können.
Pioniere wie Herbert Saß haben seinerzeit damit begonnen,
auf den überbliebenen geistigen und materiellen Trümmern
eine neue Welt aufzubauen, die dann über Deutschlands Grenzen
hinaus wieder Geltung erlangte. Im Deutschen Musikrat als dem Dachverband
unseres Musiklebens und dem kulturpolitischen Partner der öffentlichen
und der privaten Hand war Saß innerhalb der Leitungskräfte
Jahrzehnte lang als idealistisch gesonnener Generalsekretär
in unermüdlicher Vitalität das für die Aufgaben glühende
Herz dieses großen Organismus, an dessen Gründung er
wesentlichen Anteil hatte.
Wenn man bedenkt, dass er zu jenen Jahrgängen gehörte,
die schon vor dem Krieg und im Krieg selbst viele Jahre ihres Lebens
zu opfern hatten, erhält sein Lebenswerk, das er mit großem
Pflichtgefühl und mitunter besessenem Arbeitswillen erbrachte,
zusätzliches Gewicht.
Die Konkretisierung seiner musikpolitischen Tätigkeit begann
in den Jahren ab 1947, und dann spannt sich der Bogen weit über
Jahrzehnte hin bis wenige Jahre vor seinem Tode; noch an der mit
der Krise ringenden Mitgliederversammlung des Deutschen Musikrates
2003 nahm er teil. Anlässlich der letzten Konferenz der Musikreferenten
der Länder 1950 war Saß einer der Mitbegründer der
AGMM als der Verbindungsstelle von Fach- und Laienverbänden.
Aufgrund der gemeinsamen Initiativen der Deutschen Unesco-Kommission
und der AGMM erfolgte 1953 in Bonn die Gründung der Deutschen
Sektion des Internationalen Musikrates; zu ihrem Geschäftsführer
wurde Saß bestellt; 1956 erfolgte dann die Namensergänzung
als „Deutscher Musikrat – Deutsche Sektion des Internationalen
Musikrates e.V.“ mit dem Generalsekretär Herbert Saß.
Auf seine Initiative hin erfolgte 1972 die Verlegung der Geschäftsstelle
des Deutschen Musikrates von Hamburg nach Bonn, eine musikpolitisch
kluge Strategie.
Mit dem Namen von Saß ist eine kaum darzustellende Fülle
von Informationen, Initiativen, Ereignissen, sich-tenden und impulsgebenden
Denkschriften, Analysen und Statistiken im Bezug auf sozusagen alle
Bereiche der Berufs- und der Laienmusik verbunden. Vergleichbare
Bemühungen galten seinem Hineinwirken in die Internationale
Zusammenarbeit, sei es unter anderem in der Internationalen Föderation
für Chormusik, als Generalsekretär von Europa Cantat,
in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände mit Ausstrahlung
ins Ausland, im International Music Council oder International Society
for Music Education. Saß hat auch wesentlich mitgeholfen,
dass in Zeiten höchster politischer Spannungen – etwa
zu Zeiten des so genannten „Kalten Krieges“ –
die Verbindungen zum Musikleben in der früheren DDR nicht abgerissen
sind. Schon vor der Vereinigung der beiden deutschen Staaten konnten
unter dem Internationalen Dach etwa des International Music Council
die Kontakte durch Austausch von Fachleuten, Informationsreisen,
Konzerteinladungen und andere musikkulturelle Veranstaltungen „hüben
und drüben“ leichter und offizieller werden.
Im Mai 1979 wurde Saß in Bonn das große Verdienstkreuz
des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Die beeindruckende Überfülle seiner zahlreichen Publikationen
sind – ebenso wie detaillierte Angaben zum Lebenslauf, zur
beruflichen Tätigkeit, zu mitverantwortlichen Tätigkeiten
in nationalen und internationalen Verbänden und Institutionen
– dokumentiert im Musikforum DMR „Herbert Saß
– Zum 80. Geburtstag“ (Bonn 1994).
Der Deutsche Musikrat, die Landesmusikräte, Leitungsgremien,
Mitgliedsorganisationen, Einzelmitglieder, Ehrenmitglieder, Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter gedenken mit Dankbarkeit dieses Freundes, der sich
um das deutsche und das internationale Musikleben sehr verdient
gemacht hat.
Neu beim Musikrat
Die Mitgliederversammlung des Deutschen Musikrates hat im Rahmen
ihrer zweitägigen Jahrestagung im Abgeordnetenhaus von Berlin
zwei weitere Persönlichkeiten des Musiklebens in das Präsidium
gewählt: Hans-Willi Hefekäuser, Geschäftsführer
der Deutschen Telekom Stiftung, vertritt die Laienmusik. Hartmut
Karmeier, Vorsitzender der Deutschen Orchestervereinigung, vertritt
die professionelle Musikszene.
Drei neue Mitglieder sind dem Deutschen Musikrat beigetreten: die
Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische
Vervielfältigungsrechte GEMA, die Gesellschaft für Leistungsschutzrechte
(GVL) sowie der Bundesverband deutscher Privatmusikschulen e.V.
Am 29. September lud der DMV zur Feier in den alten Postbahnhof
in Berlin ein – und über 600 hochkarätige Gäste
aus Musik, Politik und Wirtschaft, darunter Bundeskanzler Gerhard
Schröder und Otto Schily, Bundesminister des Innern, folgten
der Einladung von Präsidentin Dagmar Sikorski und Vizepräsident
Karl-Heinz Klempnow. Nach der Begrüßungsfanfare, eigens
für diesen Anlass von Harald Genzmer komponiert und vom Ensemble
“bach, blech & blues” interpretiert, stellte Dagmar
Sikorski in Ihrer Begrüßung amüsante Vergleiche
zwischen den Postsendungen, die früher am gleichen Ort verladen
wurden, und der Vielfältigkeit der Musikverleger an: „In
einem Postbahnhof treffen die unterschiedlichen Sendungen aufeinander,
niemand fragt nach dem Inhalt, ob Diamanten oder Papier –
vor dem Poststempel sind alle gleich. Genau wie in unserem Verband,
dem DMV, er vertritt den Einmannbetrieb wie die Major Company, die
U-Musik natürlich genau wie die so genannte Ernste Musik.”
Auf die Ankündigung der Moderatorin Christiane Tewinkel er
stehe zwar am Dirigentenpult des Landes, habe sich aber bislang
nicht durch musikalische Darbietungen hervorgetan, antwortete Schröder
scherzhaft: „Sie hätten mich mal die Capri-Fischer singen
hören sollen!”. Neben der Bedeutung von frühzeitiger
musikalischer Erziehung betonte der Bundeskanzler auch die kulturpolitische
Rolle der Verleger. Otto Schily, Schirmherr der Veranstaltung sprach
ein deutliches Wort für den Schutz des geistigen Eigentums,
würdigte die Arbeit der Musikverleger und betonte die Notwendigkeit
des aktiven Musizierens, indem er sein früheres Statement –
„Wer Musikschulen schließt, gefährdet die innere
Sicherheit” – erneut bekräftigte. Unser Bild zeigt
von links nach rechts: Otto Schily, Dagmar Sikorski, Gerhard Schröder
und Udo Jürgens, der den Deutschen Musikpreis 2004 des DMV
entgegen nahm. Foto: DMV
Deutschlands Musikverleger feiern in Berlin
In eigener Sache
Wie in den vergangenen Jahren auch, wird die nächste Ausgabe
der neuen musikzeitung (nmz 12/04–1/05) erst am 2. Dezember
gedruckt. Bitte haben Sie also etwas Geduld, wenn Sie die Doppelausgabe
der nmz erst ein paar Tage später in Händen halten als
üblich.
Redaktion neue musikzeitung
Ehrenpreis an Eicher
Der Kulturausschuss des Münchner Stadtrats hat den Schallplattenproduzenten
Manfred Eicher für den mit 10.000 Euro dotierten Kulturellen
Ehrenpreis der Landeshauptstadt München vorgeschlagen In der
Begründung heißt es: „Manfred Eicher schrieb mit
seinem 1969 in München gegründeten Label ECM Records (Edition
of Contemporary Music) eine beispiellose Erfolgsgeschichte. 1984
startete Eicher die ECM New Series mit Aufnahmen neuer Musik, darunter
Werke von Komponisten wie Arvo Pärt, György Kurtág,
Giya Kancheli und Alfred Schnittke.“