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nmz-news
nmz 2004/11 | Seite 4-8
53. Jahrgang | November
Nachrichten
Nachrichten aus Musikwirtschaft,
Kulturpolitik und Musikleben
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Nachrichten aus der neuen musikzeitung 2004/11:
Das GANZE Werk
Um dem NDR-Rundfunkrat und seinem Programmausschuss wirkungsvoll
zu dokumentieren, dass die Musikliebhaber im norddeutschen Raum
eine große Hörergruppe sind, verteilt die Initiative
„Das GANZE Werk“ seit dem 6. Oktober 2004 in großer
Zahl Doppelkarten für eine Abstimmung zum Musikprogramm von
NDR Kultur zwischen 6 und 19 Uhr.
Die Hörer können sich dabei entscheiden,
· ob NDR Kultur in einer Gesamtdauer von mindestens vier
Stunden GANZE Werke mit interessanter Moderation, mit vollständigen
An- und Absagen, ohne Häppchen-Durcheinander, ohne Jingle und
ohne NDR-Eigenwerbung senden soll oder
· ob nach ihrer Meinung die jetzige Sendeform unverändert
bleiben soll. www.dasganzewerk.de
Berliner Opernpreis ausgeschrieben
Zum sechsten Mal lädt die Neuköllner Oper dazu ein, sich
im Rahmen eines von der GASAG Berlin AG gestifteten, im gesamten
deutschsprachigen Raum ausgeschriebenen Opernwettbewerbes zeitgemäße
Beiträge zu einem heutigen Musiktheater zu entwickeln. Das
Einzigartige dieses Berliner Opernpreises besteht in der Verbindung
des Wettbewerbsgedankens mit einer Förderung des kompositorischen
Verständnisses für die Musiktheaterbühne durch eine
fortlaufende Betreuung des prämierten Nachwuchskomponisten
bis zur Aufführung an der Neuköllner Oper. Der Einsendeschluss
ist der 15. Januar 2005. Vollständige Ausschreibungsunterlagen
stehen ab Mitte November als Download zur Verfügung unter www.neukoellner
oper.de. Per Post sind sie zu beziehen bei: Neuköllner Oper,
Karl-Marx-Str. 131-133, D-12043 Berlin. Tel. 030/68 89 07-12 oder
-13. Fax 030/68 89 07 89. E-Mail: info@neuoellneroper.de
Gegen den Werteverlust der Musik
„Wie können wir dem zunehmenden Werteverlust von Musik
Einhalt gebieten, der mit drohenden Einschränkungen der Urheberrechte
im digitalen Zeitalter einhergeht?“ Unter dieser Fragestellung
stand der Vortrag des GEMA-Pressesprechers Hans-Herwig Geyer, den
dieser Ende September auf der jährlichen Konferenz der Internationalen
Vereinigung der Musikinformationszentren in Warschau hielt. Als
Ursachen für einen zunehmenden Verlust an Sensibilität
für das Besondere des Musikwerkes benannte Geyer technologische
Innovationen, den intensiven Gebrauch von Musik als Werbe- und Marketing-Mittel
sowie die Tätigkeit selbstsernannter „Freiheitskämpfer“
der digitalen Welt wie Andy Müller-Maguhn, ehemals Chaos-Computer-Club,
oder Joost Smiers von der Kunsthochschule Utrecht. Das Urheberrecht
an den Wandel der Wirtschaft und der Gesellschaft anzupassen sei
nach wie vor die Aufgabe der Politik – wie schwierig dies
sei, zeige die nun schon zwei Jahre andauernde Novellierung des
Urheberrechtes in Deutschland. Foto: GEMA
Frau und Musik
Mit einem Wochenende im Zeichen zeitgenössischer Komponistinnen
hat der Internationale Arbeitskreis Frau und Musik in Frankfurt
seinen 25. Geburtstag gefeiert. Bei einem Empfang im Frankfurter
Römer wurde die Jubliäums-Sonderedition (Furore Verlag)
mit den 25 Klavierkompositionen vorgestellt, die der Arbeitskreis
anlässlich des Jubiläums bei Maria de Alvear, Gloria Coates,
Violeta Dinescu und anderen in Auftrag gegeben hatte und die einen
Tag später an einem „langen Klavierabend“ zur Uraufführung
kamen. Gegründet wurde der Arbeitskreis 1979, Auslöser
war ein Artikel über „vergessene Komponistinnen“,
der 1977 in der Zeitschrift „Emma“ erschienen und mit
einem entsprechenden Aufruf verbunden war. Informationen zu den
Aktivitäten des Arbeitskreises und seines Archivs unter www.archiv-frau-musik.de
Hartmann-Jahr
Der bayerische Komponist und Begründer der Konzertreihe musica
viva hätte am 2. August 2005 seinen 100. Geburtstag gefeiert.
In ganz Bayern wird Hartmann deshalb 2005 mit über 50 Veranstaltungen
geehrt, darunter Konzerte, Musiktheater, Ausstellungen, Vorträge
und Akademien. Information: www.karlamadeushartmann.com
Ein vitales Musikkraftwerk Das „Schönberg-Festival Ruhr” beginnt am
21. November 2004
Im November 2004 beginnt in der neuen Philharmonie von Essen das
Schönberg-Festival Ruhr. Mit rund 30 Konzertveranstaltungen,
einer Vortragsreihe, Podiumsdiskussionen, zwei Ausstellungen und
sogar einer Ballett-Uraufführung reicht das umfangreiche wie
abwechslungsreiche Programm bis in den April 2005.
Das Festival will Arnold Schönberg als einen faszinierenden
Komponisten vorstellen und, mehr als das, ihn als einen Klassiker
präsentieren. Für die Festival-Macher reiht sich Schönberg,
dessen meiste Werke tief im vergangenen Jahrhundert entstanden sind,
in die Gilde der Klassiker wie Bach, Mozart, Beethoven, Mahler,
Brahms oder Wagner ein. Deren Werke gehören ebenfalls zum Festivalprogramm,
gleichsam als klassischer Kontext zur Auseinandersetzung mit der
Musik Arnold Schönbergs.
Der Intendant der Essener Philharmonie, Michael Kaufmann, versteht
das Festival auch als eine Leistungsschau mit den Orchestern aus
Essen, Bochum, Dortmund, Duisburg und dem ChorWerk Ruhr. Dieses,
wie Kaufmann sagt, „in der Summe vitale leistungsfähige
Musikkraftwerk”, das aus der regionalen Kooperation der einzelnen
Orchester erwächst, macht für ihn die Besonderheit des
Schönberg-Festivals Ruhr aus, dessen Angebot sich keinesfalls
nur an ein Fachpublikum oder den internen Musikbetrieb wendet. Anliegen
des Festivals ist es, dem Publikum anregende sinnliche Erfahrungen
mit der Musik Arnold Schönbergs zu vermitteln.
Das Eröffnungskonzert des Schönberg-Festivals Ruhr am
21. November 2004 bestreiten der Geiger Christian Tetzlaff, die
Sopranistin Yvonne Naef und das Orchester der Tonhalle Zürich
unter der Leitung von Michael Gielen. Zu den Mitwirkenden des Festivals
gehören neben Künstlern wie Alfredo Perl (Klavier), der
Sängerin Christiane Oelze, dem Ensemble Modern und dem Geiger
Julian Rachlin auch das dem Schönebecker
Jugend-Blasorchester und viele andere.
Die Philharmonie hat zum Festival eine spezielle Broschüre
herausgegeben, die sämtliche Veranstaltungen und einen Kartenspiegel
enthält.
tho
15 Jahre AMA-Verlag
1989 gründete Detlef Kessler die AMA Verlag GmbH in Brühl.
Zu den Verlagsschwerpunkten gehören Produktionen von Musiklehrbüchern,
allgemeine Musikliteratur, Musik- DVD-, Video- und CD-Produktionen.
Von Anfang an legte Verleger Detlkef Kessler Wert darauf, populäre
Musikrichtungen wie Rock, Jazz und Pop ins Verlagsprogramm zu integrieren.
An Wagner kommt man nicht vorbei
Premiere des neuen Ludwig-Musicals am 10. März 2005
„Ludwig hoch zwei“ nennt sich die Neuauflage der bekannten
Idee: vom „Musical am Originalschauplatz“. Das Musicaltheater-Haus
am Forggensee gegenüber von Schloss Neuschwanstein hat inzwischen
etwas Patina angesetzt, die ihm aber gut zu Gesicht steht. Am 10.
März 2005 soll an bekannter Stelle der Vorhang fallen zur Premiere
eines neuen Ludwig-Musicals. Anfang Oktober präsentierten die
Macher ihr Konzept und sich selber vor dem doppelten Ludwig Porträt
(siehe unser Bild, v.li.).: Co-Regisseurin und Choreografin Sylvia
Hase-Greenback, Komponist Konstantin Wecker (nicht auf dem Bild
sein Ko-Komponist Christopher Franke, ehemals Tangerine Dream),
Bühnen-Designer Michael Curry und Autor Rolf Rettberg. Alles
soll besser sein als beim Vorgänger-Ludwig „Sehnsucht
nach dem Paradies“. Die Finanzierung läuft nicht länger
auf Pump. VIer Investoren, Gerd Fischer, Anna Maria von Pocci, Günter
und Dieter Döbler, haben das Theater vom Insolvenzverwalter
für knapp vier Millionen Euro erworben. Das ist nicht viel,
denkt man an die ursprünglichen Kosten von 45 Millionen. Für
eine Laufzeit von drei Jahren sei die Finanzierung bereits gesichert,
betonen die Investoren. Das Zielpublikum reicht von 6 bis 65, die
Musik enthält keine Rockelemente und keine Operettenanleihen,
sondern erinnert an Filmmusik amerikanischen Zuschnitts. Weckers
Musik, die in Ausschnitten bereits zu hören war, klingt dennoch
durch und durch nach Wecker. Der Liedermacher und Musicalkomponist
konnte es sich aber nicht verkneifen am Schluss der Demo-Musik aus
Wagners „Götterdämmerung“ zu zitieren. „Man
kommt an Wagner nicht vorbei“, sagt Wecker. Verleger ist Andreas
Kirnberger, der bereits mit Nena, Rio Reiser, den Ärzten, Billy
Joel und Bruce Springsteen zusammenarbeitete. An den Musikrechten
beteiligt ist der Schott-Verlag Mainz, dessen Verleger Peter Hanser-Strecker
bei der Pressekonferenz einen Bogen spannte von der Inverlagnahme
der Werke Richard Wagners durch seinen Urgroßvater bis hin
zum heutigen Ludwig hoch2-Musical, das ohne Richard Wagner undenkbar
sei. In Füssen kommt keiner an Wagner vorbei. ak
Sieben Quartette
Eine einzigartige Anhäufung von Streichquartetten wird vom
3. bis 5. Dezember im Hotel Römerbad in Badenweiler zu hören
sein. Anlässlich des 80. Geburtstages von Walter Levin am 6.
Dezember spielen folgende Ensembles Quartettliteratur aus drei Jahrhunderten:
Cuarteto Casals, Kuss-Quartett, Minguet-Quartett, Pellegrini-Quartett,
Prazak-Quartett, Skampa Quartett und das Vogler-Quartett. Sieben
Quartette und zwei Solisten – Stefan Litwin, Klavier, und
Vanda Tabery, Sopran, danken ihrem Lehrer, dem Primarius des LaSalle-Quartetts.
Toblacher Komponierhäuschen
Alljährlich werden in Toblach Preise für hervorragende
Mahler-Aufnahmen vergeben. Es gibt drei Kategorien. Als beste Wiederveröffentlichung
wurde die Interpretation der ersten Sinfonie durch das NDR Sinfonieorchester
Hamburg unter Kyrill Kondraschin ausgezeichnet (EMI 5 62856 2 0).
Die Einspielung der Sechsten mit dem London Symphony Orchestra unter
Mariss Jansons erhielt den Preis für die beste Neuveröffentlichung
(LSO live 0038, Vertrieb: Note 1). Den Sonderpreis erhielten Diana
Damrau, Sopran, Iván Paley, Bariton, und Stephan Matthias
Lademann, Klavier für ihre Interpretation sämtlicher Lieder
aus „Des Knaben Wunderhorn“ (telos music vocal TLS 1001,
Vertrieb: Klassik Center Kassel). rs
Tage alter Musik in Herne
Das Motto des Festivals (11. bis 14.11.): „Vivo o deliro“
– „Lebe ich oder bin ich schon im Wahn“ stammt
von dem Dichter Pietro Metastasio, der die Epoche der Barockoper
wie kein anderer prägte. Es präsentiert am Freitag, 12.
November 2004 um 20.00 Uhr in Form des Pasticcios „Di Donne
e Cavallier“ Szenen aus fünf Orlando-Opern. Dazu kann
man Ausschnitte aus einer WDR-Hörspielbearbeitung des „Orlando
furioso“ von Margereth Obexer erleben. Es spielt das Orchestra
barocca Modo Antiquo unter der Leitung von Federico Maria Sardelli.
Informationen zu allen weiteren acht Konzerten des Festivals unter
www.herne.de/tamih/homepage.html
Junge Musiklehrer lernen Neue Musik
Das Siemens Arts Programm vergibt fünf Projektstipendien für
Lehramtsstudenten
Auf unserem Foto, das in den Räumen des Hessischen Rundfunks
Frankfurt entstand, unterhält sich der Komponist Helmut Lachenmann
mit der Lehramtsstudentin Jessica Dörr, die an der Pädagogischen
Hochschule Heidelberg studiert. Das Siemens Arts Programm hatte
die gute und wichtige Idee, die Vermittlung von zeitgenössischer
Kunst und Musik an den Schulen zu fördern. Dafür werden
im jährliche Wechsel Projekt-Stipendien an Lehramtsstudenten
vergeben. Für den Musikbereich haben sich die Komponisten Louis
Andriessen, Pierre Boulez, Wolfgang Rihm, Helmut Lachenmann und
Rebecca Saunders als „Vermittler“ für Neue Musik
engagiert. Die Betreuung der ausgewählten Kandidaten umfaßt
persönliche Gespräche, Besuche von Orchesterproben und
Konzerten, außerdem geben die Komponisten den Studierenden
Einblicke in ihr Schaffen und erarbeiten mit ihnen Unterrichtseinheiten
zum Thema Neue Musik. Im nächsten Jahr wird das Projekt mit
Bildender Kunst fortgeführt – was bedauerlich ist: Eigentlich
sollte für alle Künste in jedem Jahr diese lobenswerte
Initiative jeweils parallel veranstaltet werden.
Aus den zahlreichen Einsendungen an das Siemens Arts Programm wurden
von der Jury außerdem folgende Studenten für ein Stipendium
ausgewählt und jeweils einem Mentor zugewiesen: Patrick Ehrich
(Universität Regensburg) – Mentor: Louis Andriessen;
Christoph Kalz (Hochschule für Musik und Theater Hannover)
– Mentor: Pierre Boulez; Matthias Pasdzierny (Musikhochschule
Stuttgart) – Mentorin: Rebecca Saunders; Johannes Voit (Hochschule
für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden) –
Mentor: Wolfgang Rihm
SWR-Chor: letzter Stand bei Redaktionsschluss
Nach den leidenschaftlichen Plädoyers der Landespresse Baden-Württembergs
für den Erhalt der beiden großen Traditionsorchester
gibt es nun von Seiten der SWR-Spitze eine neue Strategie –
in den Fokus beabsichtigter Kürzungen ist nunmehr das SWR Vokalensemble
Stuttgart geraten. „Dieser Chor ist einzigartig. Was diese
36 Sängerinnen und Sänger können, das gibt es auf
der ganzen Welt nicht mehr“, äußerte erst kürzlich
der Komponist Heinz Holliger. In der Tat liest sich das Verzeichnis
der Uraufführungen des SWR Vokalensembles wie ein „Who
is Who“ der zeitgenössischen Musik: Kurt Weill, Wolfgang
Fortner, Mauricio Kagel, Dieter Schnebel, Wolfgang Rihm und Luigi
Nono seien stellvertretend genannt.
Was nun? Reduktion der 36 Stellen auf 24? Das wäre eine Amputation
auf Raten. In jedem Fall steht zu vermuten, dass der öffentliche
Widerstand wesentlich geringer sein wird, als dies bei den populären
Orchestern der Fall ist. Wen kümmert es da noch, dass die Verbreitung
von Musica nova im Auftrag der Rundfunkanstalten explizit verankert
ist? Es besteht Anlass zu großer Sorge. hw
MDR stoppt Einstellungen
Der MDR hat mit sofortiger Wirkung einen Einstellungsstopp verhängt.
Hintergrund dieser Maßnahme ist die Finanzsituation des Senders,
der bis Ende 2008 mindestens 90 Millionen Euro einsparen muss. Hinzu
kommen außerdem Gebühren-Mindereinnahmen durch Hartz
IV, weil die künftigen ALG-II-Empfänger gebührenbefreit
sind. Dies trifft den MDR als reinen Ost-Sender stärker als
andere Rundfunkanstalten. Überprüft werden derzeit „programmneutrale“
Aufwendungen wie zum Beispiel das Marketing-Budget – und damit
ist auch die Zukunft der Programmzeitschrift TRIANGEL eine offene
Frage – sowie das finanzielle Engagement bei Mediensymposien,
bei Kultur- und Filmfestivals (zum Beispiel das Internationale Leipziger
Festival für Dokumentar- und Animationsfilm oder das TFF Rudolstadt),
bei Ländertagen sowie die Mitgliedschaft des MDR in Vereinen,
Verbänden und Stiftungen.