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nmz-archiv
nmz 2004/11 | Seite 28
53. Jahrgang | November
DTKV Bayern
Voller Aktivität und guter Einfälle
Laudatio von Dr. Dirk Hewig zum 80. Geburtstag von Waldram Hollfelder
– Nürnberg, 17.10.2004
Alt werden als solches ist noch kein Verdienst. Aber älter
werden und dabei jugendlich bleiben an Geist und Seele, das ist
schon etwas Außergewöhnliches. Zu diesen außergewöhnlichen
Persönlichkeiten, die weiterhin voller Phantasie und Energie
sind, die belebend auf ihre Umwelt und ihre Gesprächspartner
wirken, zählen Sie, verehrter Herr Hollfelder, den wir heute
– im zeitlichen Vorgriff auf Ihren 80. Geburtstag –
feiern. Zu diesem (bevorstehenden) Geburtstag darf ich Ihnen im
Namen des Landesverbandes Bayerischer Tonkünstler herzliche
Glückwünsche überbringen. Sie können an diesem
runden Geburtstag auf ein reiches und vielfältiges Leben im
Dienste der Musik zurückblicken. Stadtkantor, Schulmusiker
an Gymnasium und Wirtschaftsschule, konzertierender Musiker, Leiter
von Chören und Orchestern, Bundesjugendreferent und Bundeschorleiter
im Fränkischen Sängerbund, langjähriges Mitglied
im Präsidium des Bayerischen Musikrates, die Fülle Ihrer
Aufgaben, Tätigkeiten und Ämter kann ich hier nicht vollständig
aufzählen. Sie zu würdigen, kann nicht meine Aufgabe als
Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Tonkünstler sein.
Lassen Sie mich nur eines herausgreifen: Mit Ihrer umfangreichen
musikalischen und musikerzieherischen Tätigkeit für Jugendliche,
für Profis und Laien eng verbunden ist Ihr kompositorisches
Wirken. Der Landesverband Bayerischer Tonkünstler, der einen
seiner Schwerpunkte in die Förderung der zeitgenössischen
Musik, insbesondere von Werken in Bayern lebender Komponisten sieht,
hat Ihre Person und Ihre kompositorische Tätigkeit in seiner
Monographienreihe „Komponisten in Bayern“ mit einem
eigenen Band ausführlich gewürdigt. In dem dort angefügten
Werkverzeichnis zähle ich über 300 Werke: Instrumentalmusik
für die verschiedensten Instrumente, Konzerte für Orchester,
Kammermusik; vor allem aber Vokalmusik in ihrer ganzen Breite und
schließlich auch ein Ballett. Ein umfangreiches Œuvre,
das nicht nur von den Gattungen, sondern auch vom musikalischen
Stil und Inhalt vielfältig differenziert ist. Wenn ich Sie
voller Aktivität und Einfälle vor mir sehe, dann weiß
ich, dass dieses Werkverzeichnis, das aus dem Jahr 1997 stammt,
längst nicht mehr vollständig ist. In den vergangenen
sieben Jahren ist sicher eine Fülle neuer Werke hinzugekommen.
Waldram Hollfelder zählt nicht zu den Komponisten, die –
wie der seinerzeit äußerst erfolgreiche Wolf-Ferrari
einmal sarkastisch bemerkte – erst tot sein müssen, ehe
sie aufgeführt werden. Seine Kompositionen sind aus der Praxis
als Musiker, Orchester- und Chorleiter heraus gewachsen. Sie sind
spiel- und singbar, stoßen auf Zustimmung bei den Interpreten
und werden deshalb auch viel aufgeführt.
Der schon erwähnte Wolf-Ferrari hat einmal über das
Komponieren gesagt: „Die Konzentration ruft den Einfall hervor,
und wenn dieser kommt, so ist eine Freude geboren, über die
sich später auch die Zuhörer freuen“.
Ich als Zuhörer – und da spreche ich sicher für
viele Gleichgesinnte – habe diese Freude immer gespürt,
wenn ich Kompositionen von Waldram Hollfelder gehört habe.
Die Freude hat sich auf die Aufführenden und die Zuhörer
übertragen. Trotz großer Erfolge und hoher Anerkennung
ist sicher auch ein Komponist wie Waldram Hollfelder nicht immer
von persönlichen Verunsicherungen und von Missachtung oder
gar Anfeindungen Dritter verschont geblieben. Wer etwas von sich
selbst in der Öffentlichkeit präsentiert, stößt
nicht nur auf verständige Zuhörer. Lassen Sie mich dazu
noch einmal aus einem Brief Wolf-Ferraris zitieren. Er schreibt
dort: „Man bietet ein Werk so an, wie man einer schönen
Frau eine Blume anbietet; und man fürchtet statt dessen, es
könnte ein Mann kommen und hineinspucken oder eine selige Ziege,
die sie frisst.“ Dass Ihre Zeitgenossen oder künftige
Generationen in die von Ihnen komponierten Blumen hineinspucken
oder sie achtlos verzehren, das werden die Qualität und die
Anforderungen, die Ihre Werke an Interpreten und Zuhörer stellen,
sicher verhindern. Dass Sie heute auf ein so umfangreiches Lebenswerk
– und ich habe aus der Fülle nur Ihre kompositorische
Tätigkeit hervorgehoben – zurückblicken können,
das verdanken Sie Ihren reichen Gaben, Ihrer Kreativität und
Ihrem Einsatz, das verdanken Sie aber auch Ihrer verehrten Gattin,
die ja selbst Musikerin ist, die Sie – wie Friedhelm Brusniak
in der schon erwähnten Monographie schreibt – als Chormitglied
in Ihren Aufführungen, als Sekretärin, private Managerin
und unentbehrliche Ratgeberin unterstützte. Wenn ich Ihnen
in meiner früheren dienstlichen Tätigkeit im Bayerischen
Wissenschaftsministerium oder auch privat begegnete, dann war meist
Ihre Gattin dabei, dann wurde mir klar, welch unverzichtbaren Anteil
Ihre Gattin an Ihrem Leben und Ihrem Lebenswerk hat.
Lassen Sie mich schließen mit einem Wort des alternden Goethe.
Dieser schreibt ein wenig resigniert an Auguste von Stolberg: „Lange
leben heißt gar vieles überleben…wir überleben
uns selbst und erkennen durchaus noch dankbar, wenn uns nur einige
Gaben des Lebens und des Geistes übrig bleiben.“ Ihnen,
lieber Herr Hollfelder sind viele dieser Gaben geblieben. Dass das
noch manche Jahre so bleiben möge, das wünschen wir Ihnen
und auch uns, die wir noch auf zahlreiche Begegnungen mit Ihnen
und Ihrer Gattin und insbesondere auf viele neue Werke hoffen.