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nmz-archiv
nmz 2004/11 | Seite 34
53. Jahrgang | November
Kulturpolitik
Es kommt immer auf das Wollen an
Der Präsident des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen,
Hanns Dorfner, im Gespräch
Ein besseres Stück hätte man zum Auftakt des Bayerischen
Musikschultages 2004 in Regensburg kaum finden können, denn
Detlef Glanert hat in seine vor einem Jahr uraufgeführte Oper
„Die drei Rätsel“ (siehe nmz 12/2003) den kreativen
Schulterschluss von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, von Laien
und Profis schon mit einkomponiert. Wie das entsprechend durchgemischte
Ensemble rund um den fabelhaften Cantemus-Chor der Regensburger
Sing- und Musikschule und das ebenfalls jugendliche Orchester damit
umging, war ein beeindruckendes Plädoyer für die Qualität
und Vielfalt der kommunalen Musikschulen. Über deren Perspektiven
sprach Juan Martin Koch am Rande des Musikschultages mit dem Präsidenten
des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM), dem Passauer
Landrat Hanns Dorfner.
nmz: Hat sich die für den Musikschultag typische Kombination
aus Arbeitssitzungen des Verbandes einerseits und öffentlichen
Aufritten andererseits bewährt? Hanns Dorfner: Die Mischung zwischen einer Fachtagung der
Musikschulvertreter, bei der ernsthaft gearbeitet wird, und der
Präsentation der Musikschulen, konzentriert auf einen Ort in
Bayern, hat sich hervorragend bewährt. Die Schüler und
Lehrer finden Aufmerksamkeit für ihre Leistungen in einem Umfeld,
das bereits über die Medien vorbereitet ist, und wir von der
Vorstandschaft haben das richtige Ambiente, um arbeiten zu können.
nmz: Kooperationen sind ja das Schlüsselwort in einer
Zeit, wo Organisationen und Einrichtungen der Bildung und der Kultur
nicht zuletzt aus finanziellen Gründen zusammenrücken
müssen. Welche Rolle können da die Musikschulen spielen,
gerade auch im Zusammenhang mit der Ausweitung der Ganztagsbetreuung
in den allgemein bildenden Schulen? Dorfner: Wir gehen davon aus, dass die Musikschulen in den
Gemeinden aktiv auf die Schulen zugehen, um entsprechende Musikunterrichtsangebote
zu machen, und zählen auch darauf, was der Präsident des
Bayerischen Gemeindetages, Uwe Brandl, beim Festakt gesagt hat:
dass nämlich eine diesbezüglich Flexibilität nicht
nur von uns, von Seiten der Musikschulen erwartet wird, sondern
auch bei den Gemeinden und Schulen vorhanden ist.
nmz: Die bayerische Sing- und Musikschulverordnung war
ja ein Meilenstein für die Qualitätssicherung im Bereich
der musikalischen Ausbildung. Ist nun nach 20 Jahren eine Änderung
oder Ergänzung notwendig, um auch für Kooperationen gewisse
Qualitätskriterien festzuschreiben? Dorfner: Die Musikschulverordnung braucht nicht geändert
werden, denn sie gibt uns ja den Weg frei, mit allen möglichen
Kräften zusammenzuarbeiten, und verpflichtet uns selbst, solche
Qualitätsstandards einzubringen, worauf wir auch weiter achten
wollen. Wir verkennen nicht die finanziellen Schwierigkeiten. Diese
dürfen aber nicht dazu führen, dass in der Qualität
Abstriche gemacht werden. Es muss uns Anreiz sein, mit neuen Ideen
die Effektivität zu verbessern.
nmz: Als Dirk Hewig bei der Verleihung der Carl-Orff-Medaille
als Vorsitzender des Landesverbandes bayerischer Tonkünstler
auf die Anliegen der privaten Musiklehrer und Ausbildungsinstitute
hinwies, verdüsterte sich so manches Gesicht unter den anwesenden
Musikschulvertretern. Was macht die Koexistenz so schwierig? Dorfner: Wenn man überhaupt von Schwierigkeiten sprechen
will, liegen sie vor allem darin, dass das Feld der privaten Musikanbieter
so unterschiedlich ist. Wir arbeiten in vielen Bereichen mit Privatmusiklehrern,
die hohe Qualität auf einer vernünftigen Grundlage anbieten,
kollegial zusammen. Und da ist unser Wunsch an den Tonkünstlerverband,
dass er das von Dr. Hewig angesprochene neue „Zertifikat zur
musikpädagogischen Befähigung und zur Unterrichtsqualität“
nochmals überprüft.
nmz: Als Passauer Landrat und VBSM-Präsident sind
Sie ja Lobbyist und zuständiger Kommunalpoltiker in einer Person.
Welche Forderungen hat der Verbandspräsident Dorfner an den
Politiker Dorfner? Dorfner: Ich erwarte mir von der Politik, dass man auch in
einer wirtschaftlich schwierigen Zeit das Kind nicht mit dem Bade
ausschüttet, sondern versucht, die aufgebauten Strukturen zu
halten. Dass man da und dort vielleicht zurückfährt mit
der Menge der Angebote, ist verständlich, dass man überlegt,
etwa mit einem gemeinnützigen Verein eine Musikschule zu führen,
auch. Solche neuen Wege in der Konstruktion von Trägerschaften,
die ja sogar zu Neugründungen in jüngerer Zeit geführt
haben, zeigen aber auch eines: Es kommt immer auf das Wollen an.
Wenn man will, findet man auch Wege.