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nmz-archiv
nmz 2004/11 | Seite 15
53. Jahrgang | November
Musikwirtschaft
Aufeinandertreffen von Tradition und Hype
Die 9. Internationale Musikmesse Ried 7. bis 10. Oktober 2004
„Keine Lust zum Üben.“ Unter diesem Motto fand
am 8. Oktober 2004 im Rahmen der Internationalen Musikmesse Ried
der 5. Europäische Musikkongress statt. Ein ungewohnter Kongress-Titel,
knapp und bündig, ohne Fachtermini und Anglizismen. Er führt
mitten in den Alltag eines Musikschullehrers und seines Schülers.
Die rund 500 am Kongress teilnehmenden Musiklehrer sollen am Ende
des Tages möglichst viele Ideen und neue Motivation zum Thema
„Üben“ sowie allgemein neue Anregungen rund um
das Thema Musikvermittlung vom Besuch der Messehallen mit nachhause
nehmen. Dies gelingt durch ein regional optimal eingebundenes Messekonzept,
das ansprechend, unmittelbar und zielorientiert ist.
Jung, frisch und vielfältig:
Aussteller auf der Musikmesse Ried. Foto: S. Brodka
Die 9. Internationale Musikmesse im oberösterreichischen Ried
ist keine Fachmesse, sondern hier ist täglich für jeden
Interessierten geöffnet, der sofortige Kauf von Produkten ist
möglich und im Eintrittspreis von sieben Euro inbegriffen ist
die Teilnahme an allen Veranstaltungen. In diesem Jahr präsentierten
über 400 Firmen aus 18 Ländern ihr Angebot an Musikinstrumenten,
-zubehör, -elektronik, -büchern und Noten auf den 8.000
Quadratmetern der sieben Messehallen. Der genannte Kongress sowie
vielfältige, oft parallel laufende Veranstaltungen ergänzen
das Messeangebot: Auf einer Aktionsbühne werden stündlich
Instrumente sowie Vorführungen von Musikschulen gezeigt; bis
zu vier Workshops täglich geben Musikern und Lehrern neue Anregungen;
eine Konzertreihe bietet eine Bandbreite vom Familienkonzert mit
Soul, Funk & Blues über Klassik bis hin zum „Heurigenkabarett“;
schließlich spiegelt der Blasorchester-Wettbewerb des Oberösterreichischen
Blasmusikverbandes das regionale aktive Musikleben auf der größten
Musikmesse im österreichisch-süddeutschen Raum wider.
„Die Organisation dieses umfassenden Rahmenprogramms ist
nur durch die seit langer Zeit sehr freundschaftliche und enge Zusammenarbeit
mit der Oberösterreichischen Landesmusikdirektion möglich“,
führt Leo Sommergruber, Pressesprecher des Unternehmens „Rieder
Messe“ in die Arbeit seines Teams ein. Es ist die Aufgabe
der Landesmusikdirektion, die gesamte Musikerziehung außerhalb
der allgemein bildenden Schulen zu organisieren und zu koordinieren.
„Musikvermittlung ist daher das zentrale Thema unserer Musikmesse.
Dass in diesem Jahr eine außerordentlich große Zahl
Jugendlicher unter den Messebesuchern war, freut uns daher besonders.
Insgesamt konnten wir auch in 2004 wieder die Marke von 24.000 Besuchern
überschreiten, die wir seit Jahren in etwa einhalten“,
ist Sommergruber zufrieden.
Die Zusammenarbeit mit den Musikschulen und dem Oberösterreichischen
Blasmusikverband wirkt sich während der Messe auch auf Angebot
und Nachfrage aus. „Musiklehrer und Kapellmeister der Blasorchester
kommen ganz gezielt hierher“, berichtet Juliana Pierer-Kliment,
die in Ried „seit jeher“ ihr Wiener Verlagshaus Kliment
mit umfangreicher Blasorchester-Literatur präsentiert. Einmal
in Ried nicht dabei zu sein, würde dem Namen merklich schaden,
sind sich die seit vielen Jahren hier vertretenen Verleger einig.
Sich erst einen Namen aufbauen müssen die auf der Messe zunehmend
mehr werdenden jüngeren Unternehmen: „Man muss immer
wieder kommen und auf sich aufmerksam machen, da insbesondere auf
dieser Messe die Leute zunächst immer zu denselben, bereits
bekannten Firmen gehen“, fasst Franz Biersack, Gründer
der Edition Wallhall Magdeburg, seine Ried-Erfahrungen zusammen.
Doch dafür habe er bereits erfolgreich mit den hier ebenfalls
vertretenen Musikalienhändlern ins Geschäft kommen können.
Trotz des teils etwas höheren Lärmpegels lässt es
sich zwischen Ausstellern und Besuchern sehr gut ins Gespräch
kommen und nicht selten setzen die Firmen in der Folge die während
der Messe von ihren Kunden erhaltenen Anregungen für ihr künftiges
Angebot um.
Der Weg durch die Messehallen führt neben vielen Instrumenten-,
aber auch Musikelektronikständen vorbei an der „Lebenden
Fachwerkstätte“, in der Instrumentenbau vorgeführt
wird. Man passiert die Trachtenhersteller, die Vereinskleidung der
Blaskapellen zeigen, man lässt den ein oder anderen verwunderten
Blick über „Crazy Instruments“ wandern, und schließlich
mündet man in den Bereich, der dem Trend der letzten Jahre
huldigt. iTunes und Klingeltöne? Nein, die Steirische Harmonika
ist „in“, wie eine Vielzahl von Ausstellern belegen.
Unter den Klängen der „Steirischen“ sowie sinfonischer
Blasmusik schließen sich wieder für ein Jahr die Pforten
der Musikmesse Ried. Einer Messe, die in einer bilanzierenden Pressemitteilung
ihren Besuchern attestiert: „Das Gros der ausstellenden Firmen
bestätigte das hohe fachliche Niveau der Messebesucher.“