Ein
Silbenrätsel als Eröffnung und Begrüßung, ein
Multivitamin-Lied, Spaziergänge mit dem Hund, das Spiel mit
der Hirschkuhkopfhaut und etliche andere originelle Ideen und Texte
gehören zu den Markenzeichen des „Geigenkastens“
von Michael Dartsch. Sicher nicht ganz ungewollt – vom Autor
– drängt sich auch schon beim ersten Überfliegen
des Heftes die Assoziation mit den Begriffen Werkzeugkasten oder
Baukasten auf. Die Bezeichnung Geigenschule wird im Untertitel und
auch in den Hinweisen für Lehrerinnen und Lehrer vermieden.
Materialien für den Violinunterricht als zusätzliche Stoffsammlung
begleitend für jedes Schulwerk sollen es sein. Oder ein eigenständiger
Leitfaden für den Unterricht mit Vor- und Grundschulkindern,
der mit Spielliteratur aus verschiedenen Epochen ergänzt werden
sollte.
Zu jedem wichtigen Kapitel des Anfangsunterrichts auf der Violine
gibt es Übungsmaterial und Stücke, die entsprechend dem
Baukastensystem themenbezogen eingesetzt werden kann. Inhaltsverzeichnis,
alphabetisches Liederverzeichnis und das thematische Verzeichnis
sind hervorragende Wegweiser bei der Suche nach der richtigen Ergänzung
für ein kleines oder größeres Problem, für
das möglicherweise in der gerade benutzten Schule der Übestoff
erschöpft ist. Klar gegliedert und farblich deutlich erkennbar
werden nacheinander die Themen rechte Hand beziehungsweise rechter
Arm, linke Hand (eine kleine Hommage an Ivan Galamian?), Notation,
Rhythmus, Haltung und Bewegung behandelt. Diese Reihenfolge ist
aber keine Festlegung für die zeitliche Abfolge aller Elemente.
Je nach den Erfordernissen der aktuellen Unterrichtssituation besteht
die Möglichkeit, zur Einführung eines neuen Themas oder
aber zur Wiederholung und Festigung in verschiedenen Stadien der
spieltechnischen Entwicklung in den Geigenkasten zu greifen und
das benötigte Spielmaterial herauszuholen. „Musik erfinden“,
so heißt ein eigenes Kapitel zum Thema Improvisation und elementares
„Komponieren“. Ein leider nach wie vor in der Regel
stiefmütterlich behandeltes Thema. Einigkeit besteht mittlerweile
über die Notwendigkeit, dieses Lernfeld auch im Instrumentalunterricht
zu behandeln. Allerdings gibt es recht unterschiedliche Vorstellungen
über das Wie und Wann der Einführung. Auch das hier vorgestellte
Material scheint durchaus diskussionswürdig. Ein weiterer wichtiger
Bestandteil der von Juliane Gottwald sehr ansprechend illustrierten
Materialien ist die mitgelieferte CD, ein Medium, das Hilfestellung
für das häusliche Stimmen und Üben bietet und durch
die Mitspielmöglichkeiten zusätzlich motivierend wirkt.
Die Musikbeispiele sind für Schülerinnen und Schüler
und Eltern gleichermaßen informativ und anregend. Geschickt
über das ganze Heft verteilt sind einige Antworten auf grundsätzliche
Fragen zur Geige, ihrer Entstehung und ihrer Funktionsweise, die
im Verlauf des Unterrichtsalltags immer wieder anfallen. „Der
Geigenkasten“ ist konzeptionell auf der Höhe der Zeit.
Sowohl die formale Anlage als Materialsammlung als auch der methodisch-didaktische
Gehalt sind zukunftsweisend.