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nmz-archiv
nmz 2005/02 | Seite 1
54. Jahrgang | Februar
Leitartikel
Auf-Klärung
Nein, liebes Staatsministerium für Kunst, Kultur und Medien
(BKM), wir sind nicht die Hauszeitschrift des Deutschen Musikrates.
(Die heißt übrigens „Musikforum“, erscheint
bei Schott – und wird aus unseren Steuergeldern von Ihnen/Euch
freundlich mitfinanziert. Wie – nur noch viel üppiger
– übrigens auch das MIZ
– Musikinformationszentrum – im Unterschied zum
KIZ – Kulturinformationszentrum
–, das es sich in freier Unternehmerschaft getragen erlauben
kann, ähnlich der nmz, gelegentlich auch unangenehme Wahrheiten
zu veröffentlichen.) Soviel zur ersten Aufklärung, da
Ministerin Christina Weiss kürzlich auf eine kleine Anfrage
im Bundestag verlauten ließ, ihr sei kein Pendant zu jenem
jährlich mit gut 160.000 Euro geförderten MIZ bekannt.
Dass wir uns trotzdem immer wieder intensiv mit den Strukturen
des DMR beschäftigen, hat zunächst mit hoher Wertschätzung
zu tun. Wir halten diese zivilgesellschaftliche Vereinigung unverändert
für eine tragende Säule der bundesrepublikanischen Kultur-
und Bildungslandschaft. Deshalb freuen wir uns, dass die durch jahrzehntelanges
bürgerschaftliches Engagement in die Welt gehobenen Projekte
(„Jugend musiziert“, Bundesjugendorchester, BuJazzO,
Instrumente zur Förderung zeitgenössischer Musik) dank
Ihrer Unterstützung, liebes Staatsministerium, finanziell gesehen
zunächst einen sicheren Hort in einer wohl geführten gemeinnützigen
Projekt-GmbH gefunden haben.
Andererseits gewinnen wir den Eindruck, dass Sie die aus vielen
Gründen notwendige enge Kommunikation zwischen dem Vereinsteil
des DMR und seiner nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführten
Tochtergesellschaft über den Aufsichtsrat massiv beeinflussen.
So geriet uns ein Schreiben Ihres geschätzten Abteilungsleiters
Knut Nevermann an Präsident und Vereinsgeschäftsführer
zur Kenntnis. Nevermann bedroht Versuche, vereinsseitig auf die
inhaltliche Arbeit der Projektgesellschaft vertraglich gesichert
einzuwirken, gewissermaßen mit der finanziellen Todesstrafe.
Bei allem Respekt, verehrte Ministeriale, vor Ihrer Skepsis im
Hinblick auf den gerade der Insolvenz entrückten Verein: Viel
Vertrauen in Ihre temporär durch Wahlperioden, moralisch vorwiegend
durch materielle Überlegungen gesteuerte bisherige Arbeit mag
bei uns auch nicht aufkommen. Sie bewegen sich aufwändig und
eng spartenbewusst im experimentell Entlegenen oder schielen auf
flotte Öffentlichkeitswirkung fern aller Nachhaltigkeit, damit
hat sich’s. Auf die im Verein Musikrat gebündelte Sachkompetenz
wirken Sie dringend angewiesen, wollen Sie sich nicht dem Verdacht
aussetzen, eine reine Abwicklungs- und Verwaltungsinstanz zu sein.
Da sind konstruktive Gespräche erforderlich, die Ihnen nach
der mühsamen Geburt einer neuen Vereins-Satzung gerade eben
in der Mannheimer Pop-Akademie deutlich leichter fallen mögen:
Viele Satzungsänderungen zeigen ein gemeinsames edles Ziel
auf: eine möglichst weitgehende Unabhängigkeit von Ihnen
– auch als Geldgeber. Mehr dazu in einem Gespräch mit
Musikratspräsident Martin Maria Krüger auf den Seiten
25 und 32.