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nmz-archiv
nmz 2005/03 | Seite 35
54. Jahrgang | März
Bayerischer Kulturrat
Komisches, Poetisches, Alltägliches
Kunstminister Thomas Goppel verlieh Bayerische Kunstförderpreise
an 17 junge Künstler/-innen
17 junge Künstlerinnen und Künstler zeichnete Kunstminister
Thomas Goppel in München mit dem Bayerischen Kunstförderpreis
aus. „Der Preis ist Auszeichnung und Ansporn zugleich –
Auszeichnung für das, was die jungen Leute in ihrem bisherigen
künstlerischen Leben schon geleistet haben – und Ansporn,
den erfolgreichen Weg weiter zu beschreiten“, betonte der
Minister anlässlich der Preisverleihung. Der Bayerische Kunstförderpreis
stelle darüber hinaus ein Forum dar, um junge Künstler
einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Der Preis, der in den
Bereichen Darstellende Kunst, Literatur, Musik und Tanz sowie Bildende
Kunst verliehen wird, ist mit je 5.000 Euro dotiert.
Im Bereich Darstellende Kunst er hielten die Schauspielerinnen
Brigitte Hobmeier und Nina Kunzendorf, der Schauspieler Thomas Loibl
sowie der Sänger Stefan Sevenich je einen Förderungspreis.
Begründungen der Jury
Die Jury hob bei Brigitte Hobmeier, die seit der Spielzeit 2002/2003
am Volkstheater München fest engagiert ist, die schauspielerische
Intensität, phantasievolle facettenreiche Rollengestaltung
und wunderbare Komödiantik hervor, bei Nina Kunzendorf (seit
2001 Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele) den großen
Ernst und die subtile Komik, mit der sie sich in verschiedenen Rollen
ins Zentrum des Ensembles gespielt hat. Thomas Loibl habe seit 2001
als Ensemblemitglied am Bayerischen Staatsschauspiel mit seinen
differenzierten und vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten
in verschiedenen Rollen begeistert. Zuletzt verkörperte er
die schwierige Rolle des Herzogs Theodor von Gothland in Grabbes
gleichnamigem Drama zu Beginn der Spielzeit 2004/2005. Stefan Sevenich
kam zur Spielzeit 2002/2003 an das Theater Augsburg und hat sich
dort, so die Jury, den Rang eines Publikumslieblings erobert. Im
September dieses Jahres erhielt er den Augsburger Theaterpreis in
der Sparte Musiktheater.
Karin Bergdolt, Martin Fengel, Marco Schuler und Wolfgang Stehle
wurden im Bereich Bildende Kunst ausgezeichnet. Den Preis für
das Spezialfach Fotografie erhielt Cora Piantoni. Die diesjährigen
Preisträgerinnen und Preisträger haben sich durch eine
Vielzahl von Projekten und Ausstellungen in den Bereichen Bildhauerei,
Videokunst, Fotografie und Aktionskunst hervorgetan. An Karin Bergdolts
Arbeiten hob die Jury den ortsspezifischen und temporären Charakter
hervor. Martin Fengel schafft, so die Jury, mit seinen Fotografien
Bildsequenzen, die in zahllosen Facetten kleine, alltägliche
Verhaltensmuster aufblitzen lassen. Marco Schuler begann nach seinem
Studium der Bildhauerei im Jahr 2003 mit ersten Ausstellungen. Hinter
seinen Arbeiten aus Wachs, Gummi, Pappe, Fotos u.v.m. verbergen
sich nach den Worten der Jury Komisches, Poetisches, aber auch Pein
und Peinlichkeit. Die „Figur als menschliches Maß“
habe für Wolfgang Stehle grundlegende Bedeutung. Aus der Würdigung
der Jury: „Die Qualität seiner Werke liegt darin, das
Verhalten der Menschen in alltäglichen Begebenheiten zu speichern,
zu analysieren und zu verdinglichen.“ Cora Piantoni realisierte
im Jahr 2000 am Odeonsplatz das Projekt „Gestrandet“,
das Werke von 60 jungen Künstlerinnen und Künstlern in
elf Schiffscontainern zeigte. Die Jury hob den dokumentarischen
und erzählerischen Charakter ihrer Arbeiten hervor.
Preisträger in der Sparte „Musik und Tanz“ sind
das Sunday Night Orchestra, der Pianist Martin Rasch, der Komponist
Minas Borboudakis sowie die Tänzer Avetik Karapetyan und Ilja
Sarkisov. Das in Nürnberg beheimatete Sunday Night Orchestra
gehört nach dem Juryvotum seit seiner Gründung 1994 zu
den bemerkenswertesten neuen deutschen Big Bands. Es ist ein begeisterungsfähiges
junges Ensemble mit hohem instrumentalem Können, präzisem
und kompaktem Zusammenspiel und herausragenden solistischen Leistungen.
Der in Landshut geborene Pianist Martin Rasch wurde bereits mit
16 Jahren als Jungstudierender an der Hochschule für Musik
und Theater München aufgenommen. Sein Repertoire ist breit
angelegt und umfasst die großen Solo-Klavierwerke Schuberts,
Chopins, Schumanns, Brahms’ und Liszts ebenso wie die Klavierkonzerte
von Beethoven. Martin Rasch widmet sich jedoch auch den Kompositionen
des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Rundfunkaufnahmen und CDs sind
das Ergebnis seines pianistischem Werkes.
Zwischen Alt und Neu
Der in Griechenland geborene Komponist Minas Borboudakis studierte
in München am Richard-Strauss-Konservatorium Klavier und Komposition
und lebt seit mehreren Jahren in München. Er strebt in seinen
Kompositionen eine Synthese von Elementen griechischer und altgriechischer
Musik mit Ideen und Konzepten der neuen mitteleuropäischen
Musik an. Auftragswerke kamen in Zusammenarbeit mit renommierten
Orchestern, Ensembles und Solisten zur Aufführung, etwa mit
dem Symphonie- und Rundfunkorchester des Bayerischen Rundfunks,
dem Münchner Kammerorchester oder dem Weltklasseschlagzeuger
Peter Sadlo. Der Tänzer Avetik Karapetyan wurde in Erivan/Armenien
geboren und studierte mit einem Stipendium der Heinz-Bosl-Stiftung
in der Meisterklasse der Ballettakademie der Hochschule für
Musik und Theater München. Karapetyan, so die Jury, ist ein
hochmusikalischer und technisch virtuoser Tänzer mit bereits
jetzt schon überragenden Leistungen. Der Tänzer Ilja Sarkisov
stammt aus Moskau und studierte ebenfalls mit einem Stipendium der
Heinz-Bosl-Stiftung an der Ballettakademie der Hochschule für
Musik und Theater München. Heute zählt der technisch versierte
und hochmusikalische Absolvent der Meisterklasse zu den vielversprechendsten
Künstlern seines Alters. Mit Beginn der Spielzeit 2004/2005
wird er sein erstes Engagement beim Bayerischen Staatsballett antreten.
Der Preis in der Sparte Tanz wurde zwischen beiden Tänzern
geteilt.
Aus dem Bereich der Literatur wurden Ewald Arenz und Claudia Klischat
ausgezeichnet. Ewald Arenz (Obermichelbach bei Nürnberg) ist
bereits mit mehreren Romanen und Erzählbänden hervorgetreten.
Den Bayerischen Kunstförderpreis erhielt er für das 2003
erschienene Buch „Der Teezauberer“. Claudia Klischat
(Geretsried, Landkreis Bad Tölz, Wolfratshausen) wurde für
ihr literarisches Debüt, den im letzten Jahr erschienenen Erzählband
„Tiefausläufer“, ausgezeichnet. Wieland Freund
(Markt Schwaben) erhielt den Preis für seinen Jugendroman „Lisas
Buch“.
Die Verleihung der Kunstförderpreise steht in einer nun fast
vier Jahrzehnte währenden Tradition: Seit 1965 vergibt der
Freistaat Bayern jährlich Förderungspreise für junge
Künstler aus den Bereichen Bildende Kunst, Musik, Tanz, Darstellende
Kunst und Literatur. Viele der ehemaligen Preisträger gestalten
heute das künstlerische Leben in Bayern und Deutschland mit,
wie etwa Sunnyi Melles, Axel Milberg, Herbert Rosendorfer, Michael
Krüger, Anna Gourari oder Juliane Banse. Die Preisträger
müssen durch besondere künstlerische Leistungen hervorgetreten
sein und ihren Wohnsitz und Schaffensmittelpunkt in Bayern haben.