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nmz-archiv
nmz 2005/03 | Seite 48
54. Jahrgang | März
Musik-Termine
Ende der Autonomie?
Allerorten suchen Komponisten die Beschränkung auf reine
Klanglichkeiten zu überwinden, um ihren Stücken das zu
sichern, was vieler Neuer Musik verloren zu gehen droht: Aktualität,
gesellschaftliche Relevanz und die Qualität als ebenso umfassendes
wie intensives Erlebnis. Die Nähe zu Text, Szene, Bild, Film,
Bewegung und Handlung kann jungen Hörern und dem an musikalische
Konfektionsware gewöhnten Publikum neue Wege zu anderer, ungewohnter,
Neuer Musik bahnen, hat aber ebenso oft nur minder spannend erzählte
Opern im landläufigen Sinne zur Folge, derer sich konservative
Intendanten bequem als Feigenblätter für ihre ansonsten
völlig ohne Musik des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart auskommenden
Spielpläne bedienen.
Der Premiere von Steffen Schleiermachers Musiktheaterstück
„Kokain“ nach dem gleichnamigen Text von Walter
Rheiners am 3. März im Forum der Kunst- und Ausstellungshalle
Bonn folgt am 6. März im Rahmen des „Forums Neuer Musik“
am Deutschlandfunk Köln neben Porträtkonzerten und Uraufführungen
von Sidney Corbett und Iris ter Schiphorst das „electronic
music theater“ eines Künstlerkollektivs und am 8.
März von Philippe Boesman an der Münzoper in Brüssel
die Oper „Julie“ nach August Strindberg.
Im Rahmen der Berliner MaerzMusik geht am 10. März im Hebbel-Theater
erstmals das Musiktheater „Schicksal um acht“ von
Chico Mello und Christina Tappe über die Bühne. Azio
Corghis bringt seine neue Don Giovanni-Oper „Il Dissoluto
assolto“ am 10. März an der Mailänder Scala
zur Uraufführung, Lorenzo Ferreros neue „Eroberung
Mexikos“ nach Alessandro Baricco am 12. März am Prager
Nationaltheater und Paul Ruder „Kafkas Prozess“
ebenfalls am 12. März am Königlichen Theater Kopenhagen.
An der Grenze zum Musiktheater bewegt sich „Shelter“,
ein „Szenisches Konzert mit Video-Projektionen“ über
die Abhängigkeit unseres körperlichen und geistigen Schutzbedürfnisses
von unserem jeweiligen Umfeld. Es stammt von den Gründern des
New Yorker Festivals „Bang-on-a-Can“, Michael Gordon,
Julia Wolfe und David Lang, – Libretto von Deborah Artman
– und wird vom Ensemble musikFabrik zusammen mit den Sängern
des trio mediæval am 18. März im Großen Sendesaal
des WDR Köln uraufgeführt.
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen
3. bis 13.3.: MaerzMusik, mit Werken von Dieter Schnebel, Chris
Mann, Jan Kopp, Claus-Steffen Mahnkopf, Carsten Nicolai, John
McGuire, Sandeep Bhagwati, Walter Zimmermann, Silvi Ocougne, Joyce
de Oliveira…
10.3.: Jörg Widmann, Air für Klarinette und Klavier,
Hotel Römerband Badenweiler
11.3.: Hans Ulrich Lehmann, Der Rat der Rose für gemischten
Chor, Tonhalle Zürich
16.3.: Jörn Arnecke, Zyklus in 4 Teilen für Cello und
Klavier, Klangspuren Gasteig München
17.3.: Misato Mochizuki, Paso solo für Violine, Ars musica
Kaaitheater Brüssel
19.3.: Wilfried Hiller, Augustinus für Soli und Chor, Lukaskirche
München
30.3.: Sven-Ingo Koch, Jenseitswanderer für Fagott, Weimarer
Frühjahrstage