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nmz-archiv
nmz 2005/03 | Seite 17
54. Jahrgang | März
Hochschule
Ein Kraftfeld für die Breitenförderung
Das neue Ausbildungszentrum für musikalisch Hochbegabte
der Hochschule für Musik Köln
Am 20. Januar 2005 fand die erste öffentliche Präsentation
des Pre-College Cologne, dem neuen Ausbildungszentrum für musikalisch
Hochbegabte der Hochschule für Musik Köln, statt. Es wurden
Informationen, Grundgedanken und Strukturen dieses neuen Studienangebots
für Jugendliche im Alter zwischen 10 und 16 Jahren vorgestellt.
Pre-College-Leiterin Professor
Ute Hasenauer. Foto: Archiv
Der Rektor Prof. J. Protschka und der Initiator des Pre-College
Cologne, Prorektor Prof. C. Kanngiesser, eröffneten die Veranstaltung
mit Informationen zu jüngsten Entwicklungen und Tendenzen in
der deutschen Hochschullandschaft. Seit etwa zwei Jahren arbeiten
die Musikhochschulen in Deutschland in einem laufenden Veränderungsprozess
an neuen Strukturen und Perspektiven, um sich den aktuellen Anforderungen
des Berufslebens besser anzupassen. Die Richtung führt zu mehr
Interdisziplinarität und Kompetenzerweiterung.
Darüber hinaus erhält die frühe Jugendausbildung,
insbesondere die Hochbegabtenförderung, neue Aufmerksamkeit.
Noch vor einigen Jahren wurde diese Aufgabe nur bedingt von den
Hochschulen übernommen.
Die Begrifflichkeit der Hochbegabung darf jedoch seit einiger
Zeit wieder thematisiert und vor allem differenziert werden. Dabei
ist das Thema mit seiner speziellen und komplexen Problematik sicher
nicht neu. Das Besondere in der jetzigen Zeit ist vielmehr die Integration
der Ausbildungsverantwortung in das Hochschulwesen selbst.
Noch um die Wende zum 20. Jahrhundert wurden an den wichtigsten
Konservatorien Europas wie selbstverständlich Kinder in eine
umfangreiche und exzellente Musikausbildung mit einbezogen. Persönlichkeiten
wie Fritz Kreisler, Georges Enescu oder Sergej Rachmaninoff erwarben
die Abschlüsse ihrer breit angelegten musischen Ausbildung
bereits im Kindesalter. Eine Aufzählung weiterer bedeutender
Namen ließe sich in diesem Zusammenhang beliebig fortsetzen.
Die positiven Aspekte einer solchen Ausbildung möchte die
Hochschule für Musik Köln mit der Eröffnung eines
Zentrums für musikalisch Hochbegabte nun wieder aufgreifen.
Im Laufe der Jahrzehnte hatte sich aufgrund sozialpolitischer Veränderungen
die Berufsausbildungszeit immer weiter ins Erwachsenenalter verlagert.
Mit dem institutionalisierten Aufbau einer professionellen Förderung
hochbegabter junger Musiker können nun bereits Kinder und Jugendliche
in frühen Jahren vom großen Studienangebot der Hochschule
für Musik Köln profitieren und richtungsweisende Orientierung
für ihren weiteren Ausbildungsweg erhalten.
Aus organisatorischer Sicht bedeutet dies vor allem eine Modifikation
der bisherigen Hochschulstrukturen.
Eine Herausforderung besonderer Art stellt dabei die Tatsache
dar, dass die Studierenden in unterschiedlichem Lebensalter und
Leistungsstand in das Pre-College Cologne eintreten. Durch eine
flexible Konzeption ist es möglich, dass alle Prestudierende
ihren persönlichen Studienverlauf finden können. Die Verweildauer
im Pre-College ist abhängig vom Eintrittsalter, während
die Einstufung anhand des mitgebrachten Kenntnisstandes empfohlen
wird. Auch wenn die Altersgrenze überschritten ist, kann ohne
Unterbrechung das Studium fortgesetzt und somit die Regelstudienzeit
des Vollstudiums erheblich verkürzt werden. Damit soll auch
Fällen aus der jüngeren Vergangenheit vorgebeugt werden,
in denen es jungen, bereits erfolgreich konzertierenden Künstlern
nicht mehr möglich war, regelmäßig Vorlesungen zu
besuchen, und sie daher keinen Hochschulabschluss absolvieren konnten.
Das Erkennen einer Hochbegabung gehört zu den spannendsten
und schwierigsten Aspekten einer Kunsthochschule, umso mehr, wenn
es sich um Kinder und Jugendliche handelt. Gegenüber früheren
Einschätzungen berücksichtigt man heute bei einem herausragenden
Talent zusätzlich die Disposition und das Potenzial für
eine Kunstleistung und verlässt sich nicht nur auf die tatsächlich
erbrachte Leistung. In diesem Zusammenhang wird das Aufnahmeverfahren
selbst differenziert gestaltet, wobei auch Gespräche mit den
Kandidaten und den Eltern vorgesehen sind.
Mit dem Aufbau dieses neuen Studienzweiges soll auch ein besonderes
Kraftfeld für die Breitenförderung generiert werden. „Es
gibt“, so Prof. J. Protschka, „keine Breitenförderung
ohne Hochbegabtenförderung.“
Mit der bereits in sehr frühem Alter stattfindenden gezielten
Förderung und Ausbildung des musikalischen Nachwuchses können
Signale gesetzt werden, die wiederum Motivation und künstlerische
Impulse für nachfolgende Generationen bedeuten können.
Dabei spielt die hohe Qualität des breiten Unterrichtsangebotes
der Hoch-schule für Musik Köln und das große Engagement
aller Lehrenden eine entscheidenden Rolle.
Bereits im Wintersemester 2005/2006 wird der neue Studiengang für
alle Streichinstrumente und Klavier beginnen. Anmeldeschluss ist
der 1. April 2005. Informationen können im Studiensekretariat
der Hochschule für Musik Köln angefordert werden.