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nmz-archiv
nmz 2005/03 | Seite 39
54. Jahrgang | März
Rezensionen
Kurz vorgestellt
CDs
Klaus Burger: Die Lust an der Wiederholung; Parnassi musici
mit Klaus Burger
SWR KB 001 Klaus Burger: Ich bin in Sehnsucht eingehüllt (Texte
Selma Meerbaum-Eisinger); Gedichte gesprochen von Mirjam Heller
SWR KB 002 (beide über K. Burger; 07221/752 01; www.klaus-burger.com)
Klaus Burger ist einer der virtuosesten, kreativsten und findigsten
Basstuba-Spieler der Gegenwart. Er belässt es nicht alleine
bei der Interpretation, sondern er entwickelt immer wieder Konzepte,
die die Darbietungsformen von Neuer Musik aus einem engen inneren
Zirkel herausholen. Wie die klassische Gegenüberstellung
von Komödie und Tragödie nehmen sich die beiden CDs
aus, die Klaus Burger nun produziert hat und die im Falle von
„Die Lust an der Wiederholung“ die Aufführungssituationen
live wiedergibt. Hier geht es um ein Bassmodell, das in der Musik
des Barock immer wieder herangezogen wurde. Diese Stücke
werden geweitet durch Tuba-, Didgeridoo- oder Muschelhorn-Ausflüge
in Zonen heutiger Unterhaltungs- oder Volksmusik wie in experimentelle
Klangregionen. Ganz anders das zweite Projekt, in dem Texte von
Selma Meerbaum-Eisinger (geboren 1924, gestorben 1942 im SS-Arbeitslager
Michailowska) collageartig mit Zitaten Heinrich Himmlers und verstörend
eindringlichen musikalischen, konduktartigen Sätzen ineinander
geschnitten werden. Burger gelingt es, eine Szene stiller Trauer
ohne jeden gewaltsamen Nachdruck zu entwerfen. Die Wirkung sitzt
tief im Inneren und lässt den Hörer nicht los.
Lamento-Sätze von Johann Christoph Bach, Francesco
Bartalomeo Conti, Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach
und Johann Christoph Friedrich Bach; Magdalena Kozená, Mezzosopran;
Musica Antiqua Köln, Reinhard Goebel
DG Archiv-Produktion 00289 474 1942
Das ist einfach schön, wie die außerordentliche Musica
Antiqua Köln unter Reinhard Goebel mit dem dunklen Mezzo
von Magdalena Kozená nicht nur musiziert, sondern kommuniziert.
Stimme und instrumentale Linie sind in engster Verbindung aufeinander
abgestimmt. Klar wie selten wird, was die Musik des Barock mit
Affekt meinte. Es ist die direkte Konfrontation von Sinn und Klang,
ihr inneres Verweben, das nur durch die erfüllte Plastik
jeder beteiligten melodischen Linie ergreifend in Erscheinung
tritt.
Clemens Gadenstätter: Comic Sense (Staffel I, II und III);
Florian Müller, Klavier; Klangforum Wien, Mark Forster
KAIROS 0012452KAI
Clemens Gadenstätter (Jahrgang 1966) ist einer der originellsten
jungen österreichischen Komponisten. Bewundernswert ist seine
klangliche Klarheit, das Unverblümte seiner Musik. Es geht
um Heiterkeit, um Humor in der Musik – und um deren Möglichkeit
im Zeitgenössischen. Und so läuft sich die Musik fest,
dreht sich sinnlos-sinnvoll im Kreise, schlägt Eskapaden.
Mit List werden Volten geschlagen, und diese beständigen
Wendepunkte sind es, die den Hörer unablässig am Ball
halten. Absurde Logik fasziniert.
Sofija Gubajdulina: Zehn Präludien für Cello solo;
Leoš Janácek: Märchen; Edvard Grieg: Sonate für
Cello und Klavier; Dirk Wietheger, Cello; Atsuka Seki, Klavier
EigenArt 10300
Der Cellist Dirk Wietheger besitzt einen sehr plastischen, vollen
und gestisch genau kontrollierten Ton. Seine umfangreiche Erfahrung
mit zeitgenössischer Musik prädestiniert ihn für
die Interpretation dieser Werke der gemäßigten Moderne
wie für Griegs wunderbar tiefe, recht selten gespielte Cellosonate.
Besonders beeindruckt die logische Deutlichkeit und Transparenz
der motivischen Gestaltung durch das Duo Wietheger/Seki.