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nmz-archiv
nmz 2005/05 | Seite 33
54. Jahrgang | Mai
Arbeitskreis
Musik in der Jugend
Haltung beim Singen und zum Singen
3. Leipziger Symposium zur Kinder- und Jugendstimme
„Ginge ich hier durch die Reihen, ich würde garantiert
bei 90 Prozent aller hier Anwesenden leichtere bis schlimmere Fehlhaltungen
finden!“ schmetterte der Mannheimer Osteopath Dr. Manfred
Hülse durch den Konzertsaal der Leipziger Hochschule für
Musik und Theater. Beim Blick in die Runde mussten wir 280 Besucherinnen
und Besucher des 3. Leipziger Symposiums über die Kinder- und
Jugendstimme (18.bis 20.2.2005) einräumen, dass wir uns seit
der Zeit, in der wir nicht mehr als Jäger und Sammler durch
die Steppe traben, mehr oder weniger deformiert haben. Die „Sängerische
Haltung“ – einerseits körperlich, aber auch innerlich
– war das Motto dieser dreitägigen interdisziplinären
Veranstaltung, die durch eine perfekte Organisation, hervorragende
Dozenten und Referenten und hochmotivierte Teilnehmer auf der ganzen
Linie überzeugen konnte. Sowohl die Teilnehmer als auch die
Dozenten rekrutierten sich aus den Bereichen Medizin (HNO, Pädaudiologie,
Phoniatrie), der Therapie (Logopädie, Ergotherapie, Manualtherapie,
Atemtherapie) und aus der Pädagogik (Musik-, Gesangs-, Theater-,
Atempädagogik und Rhythmik). Auch waren Regisseure und Choreografen
anwesend, die das ihre zum Gelingen des Symposiums beitrugen.
In einem straffen Zeitplan wurden die Gäste thematisch bei
der Hand genommen und durch Vorträge geführt, die aufeinander
aufbauten und alle Teilnehmer auf den gleichen Wissensstand bringen
sollten, um die anschließenden Diskussionen zu ermöglichen.
Die hier angerissenen Themen konnten bei geselligen Abenden im persönlichen
Kontakt weitergeführt werden. Ein Farbsystem gliederte die
Teilnehmer in vier Gruppen, die in einem rotierenden System an vier
interessanten Workshops teilnahmen. In diesen wurde durchweg an
der Praxis orientiert gearbeitet. Als besonders beeindruckend erwies
sich der Workshop, in dem eine Gesangspädagogin, eine Physiotherapeutin
und eine Theaterpädagogin mit einer Gruppe des Mädchen-
und Knabenchores der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund am Klang
arbeiteten: die Theaterpädagogin nahm die Kinder mit auf eine
Körperreise, die Gesangspädagogin griff diese Bilder auf,
die Physiotherapeutin erklärte die positive Veränderung
der Haltung und wir Teilnehmer hörten mit eigenen Ohren die
klangliche Verbesserung des Gesangs und sahen vor allem die Zunahme
an Bühnenpräsenz.
Körper und Stimme hängen unmittelbar zusammen und alle,
die mit Kindern und Jugendlichen stimmlich arbeiten, sind dafür
verantwortlich, dass sie die jungen Sänger zu einem bewussten
Umgang mit beidem führen. Dass hierfür Forschungen und
Erfahrungswissen aus den verschiedenen Disziplinen zusammen geführt
werden müssen, war das Fazit dieses gelungenen Leipziger Symposiums,
organisiert von Dr. Michael Fuchs und dem Arbeitskreis Musik in
der Jugend.