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nmz-archiv
nmz 2005/05 | Seite 43
54. Jahrgang | Mai
Oper & Konzert
Zwei Künstler wie aus einem Guss
Doppelportrait Mundry/Pauset in der musik-theater-werkstatt Wiesbaden
Bei einem Doppelportrait-Konzert mit Werken Isabel Mundrys und
ihres Lebenspartners Brice Pauset in der Wiesbadener musik-theater-werkstatt
des Hessischen Staatstheaters hat man sich erneut davon überzeugen
können, welch große europäische Komponistin die
gebürtige Hessin ist.
Brice Pauset (li.) und die
Komponistin Isabel Mundry (re.). Foto: Charlotte Oswald
Auf Mundrys gerade entstehende „Odysseus“-Oper für
die Deutsche Oper Berlin im Herbst darf man gespannt sein. Gespannt
war man auch in Wiesbaden auf die vor fünf Jahren in Darmstadt
bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik uraufgeführte
Ensemble-Komposition „Traces des Moments“ für Klarinette,
Akkordeon und Streichtrio. Damals noch mit sehr vielen freien Zwischenräumen
vom Ensemble Recherche gespielt, wirkte die jetzt auch zeitlich
straffere Wiedergabe vom Ensemble Aventure kompositorisch noch zwingender.
Mundrys Musik atmete. Um den Dreh- und Angelpunkt eines strukturbildenden
Tremolos rankten teils weit gestreckte Einzeltonmelodien, teils
erregte Streicherimpulse girlandenartig empor. Besonders Akkordeonist
Mario Porecca glänzte mit klanglich präzise eingesetzten,
tonlosen Knopfbewegungen des Balginstruments – organisch.
Nicht minder intensiv konzertierten die Instrumente in Brice Pausets
„Concerto I (Birwa)“ für Cembalo und Ensemble.
Auch hier ein ständiges Hinterfragen der Führungsrolle
des klanglich meist verhaltenen, dann aber kaskadesk ausbrechenden
Soloinstruments. Gänzlich paritätisch agierten die Instrumente
in der von beiden gemeinsam geschriebenen Triokomposition „Die
Vorüberlaufenden“. „Wenn wir etwas zusammen komponieren,
wird es ein dritter Komponist“, hatte Mundry in ihrer anschaulichen
Einführung erläutert. Und tatsächlich war in dem
kurzweiligen Musikstück kein Bruch hörbar, waren keine
unterschiedlichen Handschriften erkennbar. Zwei Meisterwerke.