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nmz-archiv
nmz 2005/05 | Seite 5
54. Jahrgang | Mai
Magazin - Musikmesse
Leckereien aus der Hörküche
Neues zur Beschallung und Unterhaltung in Kinder- und Wohnzimmern
Wenn ein Verlag sich anschickt, ein neues Geschäftsfeld zu
erschließen, bietet sich die Musikmesse natürlich als
öffentlichkeitswirksamer Ausgangs-punkt an. So stellte der
ansonsten vor allem für seine Chornoten geschätzte Carus
Verlag sein erstes Kinder(lieder)buch in einem kleinen Gesprächskonzert
vor, das neugierig machte auf den kompletten Band.
Komponist, Pianist und Sänger
Peter Schindler bei der Präsentation seiner Lieder
auf der Musikmesse. Foto: Juan Martin Koch
Und tatsächlich haben Komponist Peter Schindler und Illustrator
Wolfgang Slawski mit „Hans, mach Dampf!“ ein wirklich
schönes Hörbuch (mit beigelegter CD) produziert. Sorgfältig
und mit viel Liebe zum Detail präsentiert sich die lose Folge
von 15 Liedern, die von der Sanglichkeit des Kinderlieds ausgehend
nur selten durch Stilanleihen im Jazz oder Tango in Richtung Kindermusical
tendieren. Die Texte zwinkern mit den Augen, ohne auf vermeintlich
Kind-, oder schlimmer: Kid-gemäßes schielen zu müssen;
sympathisch auch die Idee, auf den ein oder anderen Vers des Wiener
Kaffeehausliteraten Peter Hammerschlag zurückzugreifen, der
mit dem Nasenbohr-Nashorn oder Arnold, dem nervösen Karnuckel,
einprägsame Figuren von zeitlosem Charme geschaffen hat.
Schade nur, dass dieser mit einer knappen Stunde auch zu lange
geratene Reigen durch die nicht so recht in Fahrt kommende Rahmenhandlung
einer Zugreise nicht mehr als notdürftig zusammengehalten wird.
Auch der immer wieder nur auszugsweise Abdruck der oft durchkomponierten
Lieder macht nicht so ganz glücklich, eine Konzentration auf
die zehn besten Lieder hätte dem Ganzen vielleicht gut getan.
In der Aufnahme ist das handwerklich ausgezeichnet umgesetzt, die
Aureliussängerknaben Calw steuern Frische und die Lust zum
Mitsingen bei (Carus Verlag, € 19,90).
Schon eine gute und erfolgreiche Weile sorgen der Terzio-Verlag
und die Edition ConBrio für qualitätvolle Beschallung
von Kinder- und Wohnzimmern und entsprechendes Material zum eigenen
Musizieren. Ein weiteres Kapitel der Ritter-Rost-Erfolgsgeschichte,
die mit der Integration in die Sendung mit der Maus ihren vorläufigen
Höhepunkt erlebt, wird nun mit zwei neuen Publikationen fortgeschrieben.
Da gibt es zum einen frisch zur Musikmesse neues „Lesefutter“,
will heißen, ein weiteres reines Kinderbuch, ohne Noten und
CD. Nach des rostigen Ritters Ahnherr Don Quietsch und Röstis
Jugendzeit ist nun Koks der Drache an der Reihe. Die amüsante,
aber ohne größere Höhepunkte sich entwickelnde Geschichte
aus der Zeit, als der heimliche Held der Serie noch bei seinen Eltern
in der Höhle lebte, dürfte bei den treuen Fans für
Freude sorgen (Terzio, € 9,50).
Zur willkommenen Überbrückung bis zu einem heiß
ersehnten neuen, auch akustischen Band dürfte jedoch das „Ritter
Rost Kochbuch“ besser geeignet sein. Einige Leckereien aus
der Schrottküche kennt man aus früheren Bänden; viele
– etwa das unverzichtbare Rezept von Hexe Verstexes legendärer
Stinkesockensuppe – sind aber mit neuen Liedern hinzugekommen.
Wer sich nicht traut, das alles wörtlich nachzukochen, dem
werden alternative Zutaten angeboten. Wohl bekomm’s! (Terzio,
€ 21,-)
Seriöser gibt sich die Universal Edition mit einem schönen
Komponisten-Memory, das in einem Beiheft auch Kurzbiografien der
Musikheroen von Bach bis Zemlinsky bereithält. Also nicht wundern,
wenn Ihre Kinder auf einmal den Namen Schostakowitsch fehlerfrei
artikulieren oder angesichts der aktuellen nmz munter ausrufen:
Schau mal, der Rihm! (Universal Edition, € 12,95).