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nmz-archiv
nmz 2005/06 | Seite 14
54. Jahrgang | Juni
Kulturpolitik
Gemeinsames Musizieren der jungen Generation
Young.Euro.Classic – Europäischer Musiksommer 2005
in Berlin und Hamburg
Seit nunmehr sechs Jahren sorgt das außerordentliche Orchesterfestival
young. euro. classic für den musikalischen Austausch junger
Menschen aus verschiedenen Erdteilen und unterschiedlichen Kulturen.
Bildete im Vorjahr die Erweiterung der Europäischen Union den
Mittelpunkt des Musiksommers, so steht es in diesem Jahr ganz im
Zeichen des 60. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges,
den zu feiern wohl nichts geeigneter erscheint, als das gemeinsame
Musizieren der jungen Generation.
Unter dem Motto ,,FasziNation“ sind vom 5. bis 22. August
2005 im Konzerthaus Berlin 17 Konzerte zu erleben. Da sich ,,euro-classic“
nicht aus den Herkunftsländern der Orchester definiert, sondern
aus der weltweiten Verbreitung europäischer Musik, verwundert
es nicht, dass erstmalig auch China vertreten ist.
Das Eröffnungskonzert spielen junge Musiker aus Beijin, zum
Bergfest am 14. August wird das Studentenorchester aus Shanghai
unter Muhai Tang zu Gast sein. Damit bietet das Festival die Gelegenheit,
den aktuellen Boom europäischer Orchestermusik in China aus
allererster Hand mitzuerleben und zugleich Bekanntschaft mit Kompositionen
aus dem Reich der Mitte zu machen.
Den musikalisch-geographischen Weg nach China bahnen Orchester
aus Estland, Russland, Weißrussland, der Ukraine und Kasachstan.
Aus dem Westen bereichert wird die Reise von Schottland und Italien,
vom Wiener Jeunesse Orchester und der Jungen Deutsch-Polnischen
Philharmonie. Weitere Höhepunkte bieten die Konzerte internationaler
Jugendorchester: das European Youth Orchestra unter Bernhard Haitink
und die Junge Münchner Philharmonie unter Mark Mast. Mit dem
einzigen Deutschland-Konzert auf seiner diesjährigen Europa-Tournee
setzt das Juilliard Orchestra aus New York den spektakulären
Schlusspunkt. Außerhalb der Festwochen, bei einem norddeutschen
Epilog, spielt am 26. August das Schleswig-Holstein Festival Orchester
in Kooperation mit young. euro. classic und den Brandenburgischen
Sommerkonzerten.
Das Campus-Projekt, der künstlerische Austausch zweier Jugendorchester,
wird in diesem Jahr von der Jungen Philharmonie Russland und der
Jungen Sinfonie Berlin bestritten. Nach ihren eigenen Konzerten
finden sie sich zu einer musikalischen Akademie zusammen und stellen
die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit in Berlin und in der Zeche
Zollverein in Essen vor. In Berlin wird das Projekt vom RBB Fernsehen
und in Essen von einem Kamerateam des WDR begleitet. Regisseur der
Essener Produk-tion ist der Spanier Enrique Sánchez Lansch,
der mit seinem Kinofilm „Rhythm is it“ über ein
Tanzprojekt der Berliner Philharmoniker international großes
Aufsehen erregt hat.
Darüber hinaus lädt young. euro. classic erstmalig auch
nach Hamburg ein. Im Rahmen eines Konzert-Wochenendes werden vom
12. bis 14. August vier Orchester im Thalia-Theater zu erleben sein.
Neben den Studentenorchestern aus Hamburgs Partnerstädten St.
Petersburg und Shanghai treten das Wiener Jeunesse Orchester und
die Junge Deutsch-Polnische Philharmonie in der Hansestadt auf.
Es ist der Ehrgeiz des Festivals, das Spektrum der heutigen Musik
in seiner ganzen Bandbreite vorzustellen. Zeitgenössische Werke
aus China, der Ukraine, Estland und Kasachstan fordern die Neugier
des Publikums ebenso heraus wie der Auftritt des belorussischen
E-Gitarristen Victor Smolski, der ein Werk seines Vaters spielen
wird. Und natürlich gibt es wieder Unerhörtes zu erleben:
Insgesamt zwölf Uraufführungen, davon sieben Auftragswerke
von young. euro.classic, ergänzt durch zwei deutsche Erstaufführungen.
Im Rahmen des Schlusskonzertes mit dem Juilliard Orchestra wird
auch der Europäische Komponistenpreis für die beste neue
Komposition vergeben. Ganz auf das vorwiegend junge Publikum zugeschnitten
sind die Eintrittspreise: alle Plätze zu jedem Konzert kosten
neun Euro, also auch für den schmaleren Geldbeutel preiswert
genug, um sich das Konzertvergnügen gleich mehrmals zu gönnen.