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nmz-archiv
nmz 2005/06 | Seite 35
54. Jahrgang | Juni
Landesmusikräte
Vom Pionier zur Talentschmiede des Jazz
JugendJazzOrchester NRW feierte sein 30-jähriges Jubiläum
mit fünf Konzerten
1975 war Nordrhein-Westfalen das erste Bundesland, das –
mit Unterstützung seines damaligen Ministerpräsidenten
Johannes Rau – ein Landesjugendjazzorchester einrichtete und
förderte. Mit seiner nun 30-jährigen Geschichte darf das
JugendJazzOrchester (JJO) NRW mittlerweile als Institution in Sachen
Jazzausbildung gelten.
Neben der Aus- und Weiterbildung, die man in dieser Band erfährt,
erhalten junge Musiker/-innen die Chance, wichtige Praxiserfahrungen
zu sammeln. Für viele Mitglieder des JJO führte der Weg
weiter in etablierte Big Bands, an Hochschulen oder zu einer Solokarriere.
So hat der für die Jubiläumskonzerte verpflichtete Pianist
Frank Chastenier selbst in diesem Landesjugendensemble angefangen,
bevor er von Peter Herbolzheimer in das Bundesjugendjazzorchester
geholt wurde und 1990 ein festes Engagement bei der WDR Big Band
bekam. Auch Till Brönner und Markus Stockhausen haben vor ihrer
Solokarriere die Schule des JJO durchlaufen. Gefeiert wurde das
Jubiläum natürlich mit Musik, mit fünf Konzerten
an herausragenden Veranstaltungsorten in Nordrhein-Westfalen. Organisation
und Programmgestaltung lagen in den Händen des „Vereins
zur Förderung junger Jazzmusiker in NRW e.V.“ unter Leitung
seines Vorsitzenden Thomas Haberkamp. Ermöglicht wurden die
Jubiläumskonzerte durch die Förderung des Ministeriums
für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes
NRW und der Kunststiftung NRW. Das JugendJazzOrchester NRW war mit
seinen Gastsolisten Katja Riemann, Paquito d’Rivera und Frank
Chastenier in der Kölner Philharmonie, der Stadthalle Wuppertal,
der Philharmonie Essen und in der Düsseldorfer Tonhalle zu
hören. Den krönenden Abschluss bildete schließlich
die Heimkehr nach Dortmund. Hier wurde das Orchester vor 30 Jahren
von Glen Buschmann, dem ehemaligen Leiter der Städtischen Musikschule,
gegründet; bis heute ist es in der Westfalenmetropole beheimatet.
Im Dortmunder Konzerthaus wurde – wie in den anderen Konzerten
– ein abwechslungsreiches Programm geboten, von Swing, über
afrokubanischen Jazz bis zum Jazzrock, mit dabei auch Kompositionen
und Arrangements der drei Leiter des Ensembles Wolf Escher und Wolfgang
Breuer (beides Gründungsdirigenten) sowie Michael Villmow.
Pianist Frank Chastenier entlockte dem Flügel nicht nur alle
möglichen Farben und Schattierungen, sondern verstand es auch,
Herbert Grönemeyers „Mensch“ in ein Stück
feinsinnigen Jazz zu verwandeln.
Katja Riemann einmal nicht als Schauspielerin, sondern als Jazz-Sängerin
auf der Bühne zu präsentieren, war ein findiger Kunstgriff
der Programmverantwortlichen, der aber auch musikalisch überzeugte;
von der Sängerin mit dem dunklen Timbre hörte man zum
Beispiel „The Moon is a harsh Mistress“ von Jimmy Webb
und ein Arrangement von Stings „Fragile“. Der kubanische
Klarinettist Paquito d’Rivera beeindruckte durch seine virtuosen
Soli auf Klarinette und Saxophon und seine Spielfreude, die auch
das Orchester ergriff, das durchgehend präzise und professionell
musizierte. Der Kabarettist Robert Kreis moderierte den Abend unter
Darbietung eigener Gesangs- und Step-Einlagen – allerdings
ohne sein bekanntes 20er-Jahre-Outfit. Vom Publikum gab es zum Geburtstag
dann auch viel Applaus für die Talentschmiede des Jazz in NRW.