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nmz-archiv
nmz 2005/06 | Seite 40
54. Jahrgang | Juni
Rezensionen
Kurz vorgestellt
CDs
Egon Wellesz: Sinfonien Nr. 3 und 5; Radio-Symphonieorchester
Wien, Gott-fried Rabl
cpo 999 999-2
Ein hervorragendes Zeugnis eines weithin unterschätzten
Sinfonikers, der bei Schönberg als einer seiner ersten Schüler
studierte (1905/06), aber einen davon wenig beeinflussten eigenen
Weg einschlug. Die Sinfonien Nr. 3 und Nr. 5 entstanden 1949 bis
1951 beziehungsweise 1955/56 und haben, basierend auf der großen
sinfonischen Tradition des 19. Jahrhunderts, mitreißende
Kraft und strukturelle thematische Schärfe. Spontan ansprechende,
energiegeladene Musik.
Daniel Hope: East meets West. Stücke von
Ravi Shankar, Maurice Ravel, Manuel de Falla, Béla Bartók
und Alfred Schnittke; Daniel Hope, Violine; Gaurav Mazumdar, Sitar;
Asok Chakraborty, Tabla; Sebastian Knauer, Klavier und Luthéal
Warner Classics 2564 61329-2
Ein schon fast steinaltes Crossover- beziehungsweise Weltmusik-Erfolgsmodell,
das durch die Verwendung der Klaviervariante Luthéal, die
dem ungarischen Hackbrett ähnelt, interessante Facetten bekommt
(Ravels Tzigane ist ursprünglich für das Luthéal
komponiert, das Werk wirkt so entschieden authentischer und weniger
glatt). Und der wie immer faszinierende Daniel Hope hat zudem
die ganz frühe, 1955 entstandene Sonate von Schnittke ausgegraben.
Wolke und Mond: Johann Sebastian Bach und Adriana Hölszky
mit Werken (bei Bach: Bearbeitungen) für Cello und
Akkordeon; Julius Berger, Cello; Stefan Hussong, Akkordeon
Wergo 6803 2
Drei
Sonaten für Gambe und Cembalo von Bach in neuer, durchaus
schlüssiger instrumentaler Färbung, spiegeln sich an
experimentellen Arbeiten Adriana Hölszkys (für Akkordeon,
für Cello, schließlich „Wolke und Mond“
für Cello und Akkordeon), die in der Konfrontation durchaus
eigenes Gewicht, vielleicht sogar mehr Selbstverständlichkeit
wahren. Ein intelligenter interpretatorischer Ansatz.
Marx – ein Arbeiterlied-Projekt von Oliver
Augst, Marcel Daemgen und Christoph Korn (remixed)
Deutschlandfunk Grob 657
Das falsche Pathos, das sich in der Geschichte (auch oder gerade
des ehemaligen Ostblocks) über die revolutionären Arbeiterlieder
von Eisler und anderen legte, wird hier gründlich abgewaschen.
Es ist gewiss nicht der Sound, der die Musik macht, aber er bewirkt,
dass sie neu aus ihren Ruinen ersteht (auch mit neuem, freilich
brüchigem Pathos). Wer seine Gefühle verletzt sieht,
sollte sie prüfen.
Wolfgang Amadeus Mozart: Werke für 2 Pianisten. (Vol.
1); Yaara Tal, Andreas Groethuysen, Klavier
Sony SK 93868
Mozart in schnörkelloser Klarheit, ganz ohne Überdruck,
behutsam mit sprechender Gestik vorgetragen. Die vielen (einkomponierten)
Kanten und zugleich die anmutige Offenheit des Tons verraten eingehende
und tiefe Auseinandersetzung mit dem Text sowie lebendige Spontaneität
in der Umsetzung.