Demetrios, Canossa, Brunhild und der Wille zur Form
Die Paul-Ernst-Gesellschaft e.V. vorgestellt
Paul Ernst wurde 1866 als Sohn eines Pochsteigers im Harz geboren.
In seiner Jugend schloss er sich kurze Zeit den Sozialdemokraten
an. Literarisch suchte er zunächst Anschluß bei den Naturalisten
und wurde 1905/06 erster Dramaturg am neueröffneten Düsseldorfer
Schauspielhaus. Seine zweite Ehe mit Luise von Benda ermöglichte
es ihm, sich ganz dem dichterischen Schaffen zuzuwenden. Sein neuklassisches
Werk – von G. Lukács theoretisch goutiert – entstand.
Von 1903 an in Weimar schrieb er seine dramatischen Hauptwerke:
„Demetrios“, „Canossa“, „Brunhild“,
„Ariadne auf Naxos“, verfasste aber auch ein umfangreiches
Novellen- und Erzählwerk.
In den zwanziger Jahren wandte er sich dem Epos zu („Das
Kaiserbuch“). 1931/32 wurde ein von über einhundert Ordinarien
der Geisteswissenschaften unterzeichneter Antrag an die Schwedische
Akademie gestellt, Paul Ernst den Literaturnobelpreis zu verleihen.
Am 13. Mai 1933 starb Paul Ernst in St. Georgen an der Stiefing/Steiermark
in Österreich. Seele der bald nach dem Tode Paul Ernsts ins
Leben gerufenen Literarischen Gesellschaft war Karl August Kutzbach
(1903–1992). Mit seltener Beharrlichkeit machte sich der als
Sohn eines TH-Professors aufgewachsene Kunststudent nach dem Erlebnis
Paul Ernstscher Dramen und nach einem ersten Besuch bei dem Dichter
(im September 1931) den Dienst an dessen Werk zur Lebensaufgabe.
Für sie editierte er bis zum Kriegsbeginn fünf materialreiche
Jahrbücher, betreute nach der 1956 erfolgten Neugründung
die Zeitschrift „Der Wille zur Form“, gestaltete die
in der Regel zweijährlich stattfindenden Tagungen mit und veröffentlichte
vor allem wichtige Nachlass-Ausgaben.
Der sehr umfangreiche Nachlaß von Karl August Kutzbach selbst,
der sowohl reiches Material von und über Paul Ernst als auch
die lückenlose Dokumentation der Kutzbachschen Lebensleistung
umfasst, wurde im Jahr 2002 durch dessen Nichte, Dr. med. Hildegard
Blanke, der Universitätsbibliothek Regensburg übergeben.
Mit seiner Aufarbeitung ist dort M.A. Ralf Gnosa, ein vorzüglicher
Paul-Ernst-Spezialist und ausgezeichneter Literaturkenner, betraut,
der zu Kutzbachs 100. Geburtstag, am 23. September 2003, im Foyer
der UB Regensburg eine repräsentative Ausstellung eröffnen
konnte.
Mit Prof. Dr. Horst Thomé (Universität Stuttgart) als
Präsident und Dr. Hildegard Blanke (Ulm) als Geschäftsführerin
verfolgen die Mitglieder der Paul-Ernst-Gesellschaft folgende Ziele
und Aufgaben: Erschließen und Bewahren des literarischen Werkes
von Paul Ernst insbesondere durch den Druck und Verbreitung veröffentlichter
und bisher noch unveröffentlichter Schriften; Aufführungen
seiner Dramen; Sicherung und Herausgabe des literarischen Nachlasses;
Schriften und Vorträge (Symposien) über Paul Ernst; Erhaltung
der Gedenkstätten; Ausbau und Nutzung des Paul Ernst Archivs
(Sammlung Karl August Kutzbach) in Regensburg, das zugleich als
Auskunftsstelle dienen soll für alle Fragen, die das Werk von
Paul Ernst betreffen; Zusendung von Mitteilungsblättern und
der Zeitschrift „Der Wille zur Form“ in zwangloser Folge;
Lesungen, Vorträge und größere Tagungen.
Darüber hinaus kann durch die Gesellschaft eine Wanderausstellung
zu Paul Ernst zur Verfügung gestellt werden. Die nächste
Tagung findet vom 28. bis 30. Oktober 2005 im Haus der Begegnung
der Uni Regensburg statt. Ergänzt wird dies durch eine diesbezügliche
Ausstellung ab 10. Oktober in der Uni-Bibliothek Regensburg.