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nmz-news
nmz 2005/07 | Seite 2
54. Jahrgang | Jul./Aug.
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Nikolaus Lahusen verstorben
Der 44-jährige Pianist Nikolaus Lahusen ist seinem schweren
Krebsleiden erlegen. Er wird in der internationalen Musikwelt und
im Bremer Kulturleben große Lücken hinterlassen, neben
seinem Lehrauftrag an der Musikhochschule war er im Vorstand der
Philharmonischen Gesellschaft. In dieser Funktion initiierte er
so interessante Konzertprojekte wie die Philharmonischen Doppelkonzerte,
bei denen zwei Konzerte einem Komponisten gewidmet waren, oder die
„Nacht der Klaviere“ in der Glocke. In den schwierigen
Monaten der Umwandlung des Philharmonischen Staatsorchesters in
die Bremer Philharmoniker GmbH spielte er immer eine konstruktive
und wichtige Rolle.
Schneider-Schott-Musikpreis an Poppe
Der Preisträger des Schneider-Schott-Musikpreises 2005 ist
der Komponist, Dirigent und Pianist Enno Poppe. 1969 im Sauerland
geboren schuf er bereits mit zehn Jahren erste Kompositionen. Er
studierte Dirigieren und Komposition an der Hochschule der Künste
Berlin, unter anderem bei Friedrich Goldmann und bei Gösta
Neuwirth. Er ist als Pianist und als Dirigent in ganz Europa tätig
und seit 1998 Dirigent des „ensemble mosaik“. Die Jury
des „Schneider-Schott-Musikpreises 2005“, bestehend
aus Harald Budweg, Dorothea Enderle, Christiane Krautscheid, Manfred
Reichert und Jörg Widmann, hat sich einstimmig für die
Verleihung des mit 13.000 Euro dotierten Preises an den Komponisten
ausgesprochen.
Pianistin und Hochschullehrerin Traute Murtfeld
Am 9. März 2005 starb die Pianistin und Hochschullehrerin Traute
Murtfeld. Die am 3. August 1938 in Frankfurt geborene Künstlerin
studierte bei August Leopolder und legte bei Paul Baumgartner in
Basel ihr Konzertexamen mit Auszeichnung ab. 1961 erhielt sie den
Förderpreis beim Deutschen Hochschulwettbewerb, 1964 eine Medaille
und den „Prix Suisse” beim Concours International de
Genève. Murtfeld konzertierte als Solistin mit zahlreichen
Orchestern des In- und Auslands, unter anderem mit dem Prager Rundfunkorchester,
der Philharmonica Hungarica, der Basler Orchestergesellschaft und
dem Schweizer Festspielorchester. Im ZDF trat sie 1966 mit den Bamberger
Symphonikern auf. Als Begleiterin renommierter Solisten wurde sie
auch immer wieder zu Rundfunkaufnahmen eingeladen. Schwerpunkt ihres
Wirkens war jedoch die Lehrtätigkeit, zunächst am Institut
für Musikpädagogik sowie an der Musikhochschule Heidelberg-Mannheim,
in den letzten Jahren ihres Lebens unterrichtete sie an der Musikhochschule
Franfurt am Main. Traute Murtfelds Wirken ging dennoch weit über
den Frankfurter Raum hinaus. bm
Dirigent Carlo Maria Giulini
Der italienische Dirigent Carlo Maria Giulini ist am 14. Juni im
Alter von 91 Jahren in Brescia gestorben. Giulini studierte Geige
an der Academia di Santa Cecilia in Rom, wurde Bratschist und spielte
unter Klemperer, Walther und Furtwängler. Bald wechselte er
selbst in die Dirigentenlaufbahn und studierte bei Alfredo Casella.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er Chefdirigent des Rundfunkorchesters
in Rom. 1952 wechselte er an die Scala, wo er vor allem selten gespielte
Werke einstudierte, mit Visconti und Zefirelli arbeitete und legendäre
Produktionen mit Maria Callas leitete. 1956 gab Giulini die Chefdirigentenstelle
an der Scala auf und arbeitete von nun an ohne feste Bindung. Covent
Garden und das Philharmonia Orchestra London luden ihn häufig
ein;1967 kehrte er der Oper den Rücken und konzentrierte sich
ausschließlich auf den Konzertsektor, und hier vor allem auf
Johannes Brahms, Anton Bruckner und Gustav Mahler. Sein ausgeprägter
Hang zum Perfektionismus und seine Abneigung gegen glamouröse
Auftritte brachten ihm den Ruf des „heiligen Carlo“
ein. Er selbst sah sich stets als „Diener der Musik“.
Chief Zender
Kein trotziges Bravo mischte sich in den Buhsturm für Hans
Zenders drittes Musiktheaterwerk „Chief Joseph“, das
an der Berliner Lindenoper uraufgeführt wurde. Die Meisterschaft,
mit der Zender hier komplex rhythmisierte und mikrotonal orchestrierte
Nummerntypen miteinander verzahnt, konnte nicht von den Schwächen
seines konsequent moralisierenden und undramatischen Thesenlibrettos
über diesen gescheiterten Vermittler zwischen Indianern und
Weißen ablenken. Peter Mussbachs Regie erwies sich als wenig
hilfreich, Ensemble und Orchester unter Johannes Kalitzke waren
über jeden Zweifel erhaben. Ausführliche Besprechung folgt.
jmk
Die komponierte Verantwortung
Mikis Theodorakis zum 80. Geburtstag
Auch das gibt es manchmal in der Neuen Musik: Da wendet sich ein
junger Komponist aus Griechenland, der sich immerhin bei einem Olivier
Messiaen in der musikalischen Analyse unterweisen ließ, von
der Avantgarde ab, kehrt in seine eigene Heimat zurück und
übernimmt dort sozusagen die „musikalische Verantwortung“
für alles, was in Gesellschaft und Politik im Griechenland
seiner Lebensjahre vorgeht. Die Lieder des am 29. Juli 1925 geborenen
Mikis Theodorakis, aber auch seine symphonischen Werke reflektieren
auf mannigfache Weise die Geschehnisse in Griechenland: die deutsche
Besetzung im Zweiten Weltkrieg, den Bürgerkrieg, die Papadopoulos-Zeit
mit ihren Schrecknissen, persönliche Leiden und Qualen, die
der Komponist erfuhr. Theodorakis’ Musik erhebt sich dabei
über jeden nur-agitatorischen Gestus: Bei allem direkten Engagement
gewinnt sie in vielen Werken eine autonome künstlerische Qualität.
Die Avantgarde früherer Zeiten hat sich ja inzwischen so diversifiziert,
dass es keine Schwierigkeit bereiten sollte, das Schaffen des Komponisten
Mikis Theodorakis der Musik unserer Zeit zuzurechnen. gr
Bacharchiv mit neuem Geschäftsführer
Ab Januar 2006 wird Dettloff Schwerdtfeger (31) die Geschäftsführung
der Stiftung Bach-Archiv Leipzig übernehmen. Er löst Bernhard
Heß ab, dessen Arbeitsvertrag wegen Unstimmigkeiten mit dem
Stiftungsrat nicht verlängert wurde. Von 1997 bis 2001 war
Schwerdtfeger Direktor der internationalen Stockhausen-Kurse in
Kürten. Seit 2002 ist er Managementberater und beriet etwa
die Bühnen der Stadt Münster, das Kulturamt des Landschaftsverbandes
Rheinland, die Opern der Stadt Berlin oder das Philharmonische Orchester
Südwestfalen.
Zwitschermaschine und Literaturopern Am 28. Juni 2005 feiert der Komponist Giselher Klebe seinen
80. Geburtstag. 1950 gelang ihm mit dem Orchesterwerk „Die
Zwitschermaschine” nach dem gleichnamigen Bild von Paul Klee
der Durchbruch bei den Donaueschinger Musiktagen. Seit den frühen
Erfolgen in den 50er-Jahren gilt Giselher Klebe als einer der markantesten
Repräsentanten der Neuen Musik in Deutschland. Vor allem wegen
seiner im Zentrum seines Schaffens stehenden Opern wurde er immer
wieder im Vergleich dem Komponistenkollegen Hans Werner Henze zur
Seite gestellt.
Kronprinz und drei Komponisten
Kleines Feuilleton als Wiedergutmachung
Es gibt eine Druckfehlerteufelanekdote aus alten deutschen Kaiserzeiten:
In einer renommierten Zeitung war in einer Hofnachricht über
den Kronprinzen von einem „Knorrprinz“ zu lesen, so
als handelte es sich bei der künftigen Majestät um den
Erfinder eines gleichnamigen Suppenwürfels. Die notwendige
Korrektur des Setzerunglücks führte dann zu einer noch
größeren Peinlichkeit: aus dem „Kronprinz“
wurde ein „Kornprinz“, eine Art Reklamefigur für
eine Schnapsbrennerei. Die Anekdote kam uns in den Sinn, als wir
in den letzten zwei Ausgaben der nmz drei Komponisten wie Kron-,
Knorr- und Kornprinzen durcheinander brachten. Also: Das Foto auf
Seite 44 unten der nmz 5-05 zeigt nicht, wie in der Bildzeile behauptet,
die Komponistin Isabel Mundry neben ihrem Kollegen und Lebensgefährten
Brice Pauset, sondern neben dem Komponisten Cornelius Hummel. In
der Berichtigung eine Ausgabe später (6-05, S. 2) wurde aus
Cornelius Hummel dann fälschlicherweise Cornelius Schwehr,
wobei dem armen Schwehr auch noch das „h“ entzogen wurde,
obwohl er doch gar nicht anwesend war. Als kleine Wiedergutmachung
für die Beteiligten und an unsere Leser zeigen wir hier noch
einmal, zur Sicherheit schön getrennt, die beiden ursprünglich
gemeinten Akteure des Bilderverwirrspiels: Isabel Mundry (links)
und Brice Pauset (rechts), von Beruf Komponisten, nicht Kopisten,
Kommanditisten oder Kompilatoren.