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nmz-archiv
nmz 2005/07 | Seite 16
54. Jahrgang | Jul./Aug.
Hochschule
Auch im Detail sehen, wie Musik gemacht wird
Vier Konzerte für Schüler an der Stuttgarter Musikhochschule
Konzerte für Schüler haben Tradition in der Stuttgarter
Musikhochschule. Mit den Klassikern „Karneval der Tiere“,
„Die Geschichte von Babar, dem kleinen Elefanten“ und
einer halbszenischen „Zauberflöte“ fing es an,
dazwischen kamen Themenkonzerte (zum Beispiel „Schlaginstrumente“).
Immer standen Schul- und Kirchenmusik-Studenten am Dirigentenpult
des „Studio-Orchesters“, als sinfonisch besetztes Orchester
der Abteilung Schulmusik ein Aushängeschild der Stuttgarter
Hochschule. Höhepunkt war zuletzt Brittens Orchesterführer
„The young person’s guide to the orchestra“. Die
Zwischentexte hatten Studenten in einem Seminar ausgearbeitet, zwei
von ihnen moderierten. Zum ersten Mal, eher schüchtern noch,
wurden optische Medien einbezogen: Lustige Zeichnungen der Instrumente
wurden, wenn sie im Orchester erklangen, auf Leinwände projiziert.
Nun hat diese Tradition mit vier Veranstaltungen im Konzertsaal
der Stuttgarter Musikhochschule eine Fortsetzung und Weiterentwicklung
gefunden. Der Initiator Gyula Racz, Schlagzeugprofessor in Stuttgart,
hatte ein abwechslungsreiches und farbiges Programm zusammengestellt
und es geschafft, durch zahlreiche Gespräche mit dem Kultusministerium,
mit Schulen, Lehrern und vielen anderen Personen (nach dem Zeitaufwand
dafür fragt man lieber nicht) vier Mal den Saal vollzubekommen.
Dieser Saal ist für derartige Veranstaltungen geradezu prädestiniert:
amphitheatralisch ansteigender Zuschauerraum mit circa 450 Plätzen,
große Bühne, gute Möglichkeiten für Lichtgestaltung
und Tontechnik.
Die Augen gehen einem fast über, wenn man zu Beginn dieser
Veranstaltung den Saal betritt: im Hintergrund über die ganze
Breite der faszinierende Prospekt der großen Rieger-Orgel,
die Bühne voll mit Schlaginstrumenten in verschiedenen Sektionen,
links zwei Flügel, vorne in der Mitte kleine Podeste für
den Chor (Kammerchor Cantus Stuttgart unter der Leitung von Jörg
Hannes Hahn), auf halber Höhe zwei große Leinwände,
die eine für Filmeinspielungen zur Musik, zur anderen gehören
drei im Raum postierte Kameras, von einem Medienpult im Saal gesteuert,
die in Großaufnahme Klavierhände, Schlegelhände,
Dirigentenhände und anderes, was Musik zum Erklingen bringt,
zeigen. Dies ist eine der Stärken des Konzeptes: auch im Detail
zu sehen, wie Musik gemacht wird. Für den medialen Teil waren
Studentinnen der Kunstakademie verantwortlich: auch hier ein Pluspunkt
des Konzepts im Zusammenbringen verschiedener Institute.
Überzeugend gleich der Einstieg: Die Moderatorin Sibylle Bieg
, Schulmusikstudentin im achten Semester, ließ die Schüler
durch kleine Mitmachaktionen sich erst mal austoben. Danach begann
die bunte Programmfolge mit zwei Sätzen aus „Petruschka“
für zwei Klaviere und Schlagzeug mit dem Klavierduo Stenzl,
erläutert von Prof. Hans-Peter Stenzl. Nicht ideal ins Programm
fügten sich anschließend einige „Liebesliederwalzer“
von Brahms, umso mehr dagegen die chorischen Tierszenen von Klaus
Hinrich Stahmer mit gestischen Aktionen der Sängerinnen und
Sänger. Fulminant dann zwei Stücke für Schlagzeugensemble
– vor einem solchen Publikum sind die Schlagzeuger allemal
im Vorteil gegenüber ihren streichenden, blasenden und singenden
Kollegen. Sie sind es auch darin, dass sie, wie hier, zwanzig Kinder
auf die Bühne holen können, die für das Publikum
eine Fülle von Instrumenten anspielen dürfen.