Zunächst fragt man sich natürlich, ob in Anbetracht
der großen Menge an wertvoller und noch unveröffentlichter
Flötenmusik die Neuherausgaben der beiden Werke von Bach
und Reinecke wirklich notwendig waren. Musiker und Herausgeber
wären sicherlich gut beraten, wenn sie sowohl in Konzerten
wie auch in Ausgaben die ausgetretenen Pfade wenigstens mal gelegentlich
verließen und dem Publikum nicht immer wieder die gleichen
Programme vorsetzen würden. Eine eingehende Beschäftigung
mit unserem weitgehend noch unbekannten musikalischen Erbe der
Flötenmusik wäre verdienstvoll und lohnend und fordert
geradezu mehr Erstausgaben. Für den Praktiker bringen die
beiden Neuausgaben eigentlich auch nichts Neues, und so bleibt
nur noch die Arbeit der Herausgeber gebührend zu würdigen.
Im Falle der h-moll-Suite von Bach freut man sich über die
Tatsache, dass man nun endlich einen anständigen Klavierauszug
geboten bekommt – was eigentlich längst überfällig
war – und für interessierte Flötisten ist die
Lektüre des Vorwortes von Partitur und Studienausgabe sicherlich
interessant. Der Herausgeber hat mit seinen Recherchen hier auch
für den Insider viel Neues und Interessantes mitgeteilt.
Der Breitkopf-Druck von Partitur und Klavierauszug ist vorbildlich,
und man nimmt diese Ausgaben gerne zur Hand. Die Neuausgabe des
Konzertes von Reinecke ist in vielerlei Hinsicht zu begrüßen,
auch wenn, wie gesagt, für die Praxis eigentlich nicht viel
Neues dabei herauskommt. Die hervorragende Forschungsarbeit des
Herausgebers schlägt sich im Vorwort zu Partitur und Klavierauszug
nieder und liefert die Hintergrundinformation zum Konzert, die
uns bis heute fehlte und die jeder Flötist lesen sollte.
Sodann ist es begrüßenswert, dass man Partitur und
Stimmen des Konzertes nun auch käuflich erwerben kann. Auch
hier hat der Verlag Breitkopf & Härtel wieder zwei mustergültige
Ausgaben herausgebracht und damit zur weiteren Verbreitung des
großartigen Konzertes beigetragen. Der Initiative des Herausgebers
gebührt Dank für dieses aufwändige Projekt.