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nmz-archiv
nmz 2005/07 | Seite 48
54. Jahrgang | Jul./Aug.
Wortlaut
Wortlaut
Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen
in der aktuellen Ausgabe Juli-August von „Politik & Kultur“
zum Thema Staatsziel Kultur
Jürgen Rüttgers
Dieser Staat muss ein höchstes Interesse an der Lebendigkeit
der Kultur haben, in der er sein Fundament hat. Deutsche und europäische
Identität gibt es nicht ohne diese Kultur. Ihre konstitutiven
Elemente in allen Bereichen zu pflegen, zu erhalten und weiterzuentwickeln,
muss für die Politik Priorität haben. Der Staat soll
ein eindeutiges Bekenntnis zu dieser Kultur ablegen und Strukturen
erhalten oder schaffen, die ihrem hohen Qualitätsanspruch
Rechnung tragen und ihrer Pflege und Fortentwicklung dienen. Er
soll den angemessenen Rahmen setzen für eine erweiterte und
vertiefende künstlerische und kulturelle Bildung an den Schulen,
Hochschulen und Akademien. Er soll den Qualitätsmaßstäben
bei der Gestaltung von Landschaften, Stadträumen und Gebäuden
besondere Aufmerksamkeit widmen. Er soll dafür Sorge tragen,
dass Kulturdenkmäler, Archive, Bibliotheken, Museen und alle
Orte der lebendigen Kunstausübung wie auch des geschichtlichen
und kulturgeschichtlichen Erinnerns als wesentliche Fundamente
einer lebenswerten Zukunft gepflegt werden.
Ob dies durch die Verankerung der Kultur als Staatsziel in unserem
Grundgesetz nachhaltiger gefördert werden kann, bleibt meines
Erachtens fraglich.
Martin Roth, Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
in der aktuellen Ausgabe Juli-August von „Politik & Kultur“
zum Thema Nachhaltigkeit in der Kultur
Martin Roth
Das Thema Nachhaltigkeit ist zu komplex, um es schlichtweg mit
Sparmaßnahmen zu übersetzen. Heute passiert es sehr
oft, dass man, wenn man nicht mehr weiter weiß, sagt, es
sei ein nachhaltiges Konzept und deshalb planen wir mal von vornherein
längerfristig oder wir teilen uns das mit anderen oder Ähnliches.
Das ist aber nicht Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit bedeutet unter Umständen sogar höhere
Investitionen unter dem Aspekt, dass man dann längerfristig
mit dem Ertrag arbeiten kann, den man dadurch gewinnt. Das hat
mit radikalen Sparmaßnahmen überhaupt gar nichts zu
tun.
Nachhaltiges Planen, langfristige Strategien sind die Voraussetzung
für eine qualitätsorientierte Kultur(-Politik). Nachhaltigkeit
braucht aber eine Offenheit für investive Maßnahmen,
wie gesagt: Die Erträge müssen reinvestiert werden,
auch im übertragenen Sinne. Wer Nachhaltigkeit nur mit Nachnutzung
verwechselt, investiert nicht in die Kultur, sondern setzt auf
die schnellen Effekte.