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nmz-archiv
nmz 2005/09 | Seite 17
54. Jahrgang | September
Hochschule
Musiktheorie im Kontext
5. Kongress der GMTH vom 14. bis 16. Oktober 2005 in Hamburg
Durch die ästhetische Praxis, benachbarte Disziplinen und
den geschichtlichen Hintergrund erwachsen der Musiktheorie eine
Reihe von Fragestellungen, die über die Grenzen eines propädeutisch
verengten Fachverständnisses hinaus weisen. Vier dieser Fragestellungen
sollen im Rahmen des diesjährigen Kongresses „Musiktheorie
im Kontext“ in je einer eigenen Sektion thematisiert werden.
Der Kongress wird an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg
stattfinden. Die Vorbereitung und inhaltliche Gestaltung des Kongresses
liegt bei Prof. Reinhard Bahr, Prof. Catherine Fourcassié,
Prof. Dr. Wolfgang-Andreas Schultz und Jan Philipp Sprick.
Vorträge werden zu folgenden Sektionen gehalten:
1. Die Wechselwirkung von Musiktheorie und ästhetischer
Erfahrung
Welchen Beitrag leistet die Musiktheorie zu einem intensiveren musikalischen
Erleben und einer differenzierteren Hörerfahrung? Innerhalb
dieser Sektion soll darüber nachgedacht werden, wie Musiktheorie
und ästhetische Erfahrung besser miteinander in Zusammenhang
gebracht werden können. Wie kann die häufig auftretende
Diskrepanz zwischen individueller ästhetischer Erfahrung und
der insbesondere für die musiktheoretische Lehre notwendigen
Begrifflichkeit überwunden werden?
2. Zum Verhältnis von Musiktheorie und Komposition
Wie ist das Verhältnis von Musiktheorie und Komposition insbesondere
in der Musik des 20. Jahrhunderts? Ist die Musiktheorie ein abgeschlossenes
Gebiet oder sieht sie Entwicklungen in der Komposition als Herausforderung?
Muss die Musiktheorie ihre Methoden vielleicht ändern, um den
Anforderungen, die neue kompositorische Entwicklungen stellen, noch
gerecht werden zu können? Welches kreative Potenzial entdecken
Komponisten in theoretischen Konzepten?
3. Musiktheorie und kultureller Kontext
Der Hamburger Musiktheoretiker und Komponist Johann Mattheson ist
ein Beispiel, an dem sich die Wechselwirkung von musiktheoretischem
Denken und dem kulturellen Kontext zeigen lässt. Wie wenige
andere nimmt er in seinen Schriften sowohl die musiktheoretischen
als auch die geistesgeschichtlichen Auseinandersetzungen und Umbrüche
in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf. Die Beschäftigung
mit Mattheson ist der Ausgangspunkt für grundsätzliche
Überlegungen zu dieser Thematik. Das Verhältnis von Musiktheorie
und Geistesgeschichte soll auch an den Arbeiten anderer Theoretiker
untersucht werden.
4. Zeichentheoretische und kognitivistische Ansätze
in der Musiktheorie
Zeichentheorie und Kognitivismus gehören zu den wichtigsten
Paradigmen wissenschaftlichen Denkens im ausgehenden 20. Jahrhundert.
Vor allem amerikanische Musiktheoretiker haben diese Impulse aufgenommen
und erfolgreich auf Fragen der musikalischen Analyse angewendet.
Führte der semiotisch-linguistische Ansatz zunächst zu
einer Neuinterpretation von Kernbereichen der Musiktheorie, so weicht
seit Mitte der 90er-Jahre das zeichentheoretische Paradigma teilweise
dem der Kognition. In dieser Sektion soll versucht werden, diese
in Deutschland bisher nur wenig rezipierten Ansätze bekannter
zu machen und nach den Konsequenzen solcher Denkmodelle für
die Musiktheorie und ihre Vermittlung im Unterricht zu fragen.