[an error occurred while processing this directive]
nmz-news
nmz 2005/09 | Seite 2
54. Jahrgang | September
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Lothar Romain
Lothar Romain, Präsident der Universität der Künste
(UdK) Berlin, verstarb am 14. Juli nach schwerer Krankheit im Alter
von 61 Jahren. Der Kunsthistoriker leitete die Hochschule seit April
1996. Zuvor arbeitete er unter anderem als Kulturjournalist und
Redakteur sowie als Professor an der Akademie der Bildenden Künste
München. Seit 2003 war Lothar Romain Mitglied der Akademie
der Künste Berlin, im vergangenen Jahr wurde er zum Vorsitzenden
des RBB-Rundfunkrates gewählt. Romain initiierte und förderte
während seiner Amtszeit die Wandlung der damaligen Hochschule
der Künste in die heutige UdK Berlin. Die moderne Struktur
der größten künstlerischen Hochschule Deutschlands
mit ihrer engen Verbindung der Künste und der Wissenschaften
verdankt sich in vielerlei Hinsicht seinem vorausschauenden Wirken.
Die Geschäfte der Universität der Künste Berlin führt
derzeit kommissarisch der Erste Vizepräsident, Professor Martin
Rennert.
Frankfurts Stadtzentrum durch Kultur definiert
Hilmar Hoffmann zum Achtzigsten
Er gründete einst die Kurzfilmtage in Oberhausen, die Weltruf
erlangten. Als Kulturdezernent in Oberhausen schaffte er die Oper
ab, um das Schauspiel zu fördern. Als er als Kulturdezernent
nach Frankfurt am Main kam, entdeckte er wiederum die Oper als eine
Art Lehrinstitut für kulinarisches Lernen. Die glänzende
Zeit der Frankfurter Oper unter Christoph von Dohnanyi erleichterte
dem 1925 in Bremen geborenen Hilmar Hoffmann den Gesinnungswandel.
Mit Alexander Kluge definierte er die Oper als „Kraftwerk
der Gefühle“. In Frankfurt mit einem Kulturetat von fast
fünfhundert Millionen D-Mark konnte sich der ehrgeizige und
fantasievolle Hoffmann voll entfalten. Er holte Michael Gielen für
die Oper, Peter Palitzsch für die Mitbestimmung am Schauspiel,
Rainer Werner Faßbinder für zwei turbulente Jahre ans
TAT. Er gründete das Kommunale Kino, das dann für mehr
als hundert weitere Städte zum Vorbild wurde, und er baute
für Frankfurt das so genannte Museumsufer auf der südlichen
Mainseite. Zu den tradierten Institutionen wie Städel und Liebieghaus
traten mehrere Neugründungen wie Architekturmuseum oder Filmmuseum.
Hoffmanns Elan trug ihn mühelos über das Ende der Frankfurter
SPD-Herrschaft hinweg. Mit der CDU, vor allem mit deren Bürgermeister
Walter Wallmann, verstand er sich prächtig, war sich mit ihm
einig darin, dass eine lebendige Stadt ein Zentrum braucht, das
durch Kultur definiert ist. Hilmar Hoffmann war und ist aber auch
der Überzeugung, dass Kultur sich nur dann legitimieren kann,
wenn sie allen Menschen offen steht. Darüber hat er ein immer
noch lesenswertes Buch geschrieben. Für Hilmar Hoffmann war
deshalb der Ausbau von Bibliotheken und volksbildnerischen Einrichtungen
ebenso wichtig wie der Erhalt von Theatern und Orchestern. Für
Frankfurt war sein energisches Eintreten für den Wiederaufbau
der Alten Oper als Konzert- und Kongresshaus ein Segen, der noch
heute wirkt.
Nach seiner Frankfurter Zeit widmete sich Hilmar Hoffmann der von
ihm initiierten Stiftung Lesen in Mainz, danach war er noch viele
Jahre Präsident des Goethe-Instituts. Am Ende musste er erfahren,
dass das zunehmend knapper werdende Geld dem Ehrgeiz Grenzen setzte.
Manche Goethehäuser mussten geschlossen werden. Gleichwohl
möchte man darauf wetten, dass einem Hilmar Hoffmann in seinen
besten Jahren trotz der gegenwärtigen Misere zehnmal soviel
Konstruktives einfallen würde, wie seinen farblosen Nachfolgern.
gr
Christoph Poppen
Christoph Poppen wird neuer Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters
Saarbrücken (RSO). Der bisherige Dirigent und künstlerische
Leiter des Münchner Kammerorchesters wird das RSO ab der Spielzeit
2006/2007 übernehmen. Ab 2007/2008 wird der 49-Jährige
dann den aus dem RSO und dem Rundfunkorchester Kaiserslautern fusionierten
Klangkörper leiten.
Nikolaus Harnoncourt
Nikolaus Harnoncourt, Dirigent und Vorkämpfer der historischen
Aufführungspraxis, erhält den Kyoto-Preis 2005 für
sein Lebenswerk als Auszeichnung für seine „außergewöhnliche
Kreativität“. Der 1985 vom Gründer des Kyocera-Konzerns
gestiftete Preis über 400.000 Euro wird jährlich für
herausragende Verdienste um die Weiterentwicklung der Wissenschaften
und Künste in den Kategorien Kunst und Philosophie sowie Grundlagenforschung
vergeben.
„Für mich bedeutet das Alter ein großes Stück
Freiheit“, sagt Harry Kupfer. Opern, die er schon oft gemacht
habe, brauche er heute nicht mehr zu inszenieren, und von der Verwaltungsarbeit
als Intendant sei er entlastet. In den vergangenen 20 Jahren hat
der große Opernregisseur viel gesehen von der Welt, denn die
bedeutenden Bühnen von Bayreuth über Salzburg und Wien
bis nach San Francisco und Sydney rissen sich um den Regisseur aus
Ost-Berlin. Jetzt inszeniert er nur noch in Städten, die er
immer schon mal besuchen wollte –zum Beispiel Helsinki und
Genua.
Warum in den Luxus weggehen?
Opernregisseur Harry Kupfer wurde 70 Kupfers Weg zu einem der bedeutendsten Opernregisseure
der Gegenwart begann nach dem Studium an der Theaterhochschule in
Leipzig 1958 als Assistent in Halle (Saale). Danach ging er nach
Stralsund, Weimar, Dresden und schließlich nach Berlin. „Die
ersten internationalen Anfragen kamen 1973 aus Österreich,
danach folgten Kopenhagen, Amsterdam und Frankfurt am Main“,
erzählt er. Frankfurt sei ihm aber von den DDR-Behörden
nicht genehmigt worden. „Stattdessen ging es für mich
1978 nach Bayreuth, wo ich Wagners ‚Fliegenden Holländer‘
inszenierte.“ Von da an folgte für Kupfer national wie
international Engagement auf Engagement. Zwischen seinen internationalen
Arbeiten kehrte er immer wieder nach Ost-Berlin zurück. „Berlin
und die Komische Oper sind meine Heimat. Und außerdem war
diese letzte Phase der DDR die kulturpolitisch und künstlerisch
fruchtbarste Zeit“, sagt er. Man habe das Publikum damals
nicht unterhalten müssen, sondern „man konnte provozieren“.
Die noch so kleinste Anspielung sei vom Publikum damals verstanden
worden. „Man musste nur aufpassen, wie bestimmte Dinge verschlüsselt
werden, damit das Stück nicht vor der Generalprobe verboten
wurde“, sagt Kupfer. Wer geschickt gewesen sei, habe die Drangsalierung
durch die Politik durchaus unterlaufen können. „Gehen
oder bleiben – diese Frage hat sich für mich nie gestellt.“
Der westliche Kulturbetrieb, bei dem es mehr um Event als um Inhalte
gegangen sei, habe ihm nicht gefallen. „Warum sollte ich für
Luxus weggehen, wo es mir in der Arbeit so gut ging?“ ar/ddp/Foto:
Timpe
Robert Moog
Der 1934 in Flushing, US-Staat New York, geborene Elektroingenieur
Moog war nicht der erste, der mit Geräten experimentierte,
die Klang elektronisch synthetisieren konnten. Der russische Erfinder
Theremin hatte in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts
bereits ein Gerät entwickelt, das Klangwellen erzeugte, deren
Tonhöhe mit den Händen manipuliert werden konnten. Und
im Umfeld von Paul Hindemith entstand in den Dreißigerjahren
in Berlin das Trautonium. Robert Moogs Entwicklung, der Moog Synthesizer,
war das erste elektronische Tasteninstrument, das in der Popmusik
Verbreitung fand. Er basiert auf analoger Technik. Der alte Moog-Sound
wird in den letzten Jahren wieder kopiert, alte Kult-Platten werden
neu aufgelegt. So ist „Switched on Bach“ von Wendy Carlos
kürzlich in den USA in luxuriöser Neu-Edition erschienen.
Robert Moog ist im Alter von 71 Jahren in Asheville, North Carolina,
seinem schweren Krebsleiden erlegen.
Salvatore Sciarrino
Salzburg verleiht einen neuen Komponistenpreis: Als erster Preisträger
erhielt der italienische Komponist Salvatore Sciarrino den „Musikpreis
Salzburg“. Er erhält 80.000 Euro, weitere 20.000 Euro
gehen als Förderpreis an Francesco Filidei. Die Auszeichnung
wird nur alle drei Jahre vergeben und sei als „ein Zeichen
für die Wertschätzung des kreativen Schaffens heute“
gemeint, erklärte Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller.
Die Verleihung findet am 5. Februar 2006 statt.
Stefan Rosu
Der 1960 in Osnabrück geborene Stefan Rosu ist neuer Direktor
des Mozarteum Orchesters Salzburg und Nachfolger von Erwin Niese,
dessen Vertrag zum 1. September 2005 ausläuft. Rosu studierte
in Wien und war unter anderem bisher beim Donaufestival, beim Klangforum
Wien sowie ab 1995 beim Schleswig-Holstein Musik Festival tätig.