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nmz-archiv
nmz 2005/09 | Seite 10
54. Jahrgang | September
Medien
Lokalrundfunktage mit überregionaler Wirkung
Eine Kommunikationsplattform ohne kritische Auseinandersetzungen
Am 21. und 22. Juni wurden die Lokalrundfunktage 2005 in Nürnberg
zum 13. Mal von der BLM (Bayerische Landeszentrale für neue
Medien) durchgeführt. Diese nicht nur für Bayern, sondern
für Mitteleuropa wichtigste Veranstaltung im Lokalrundfunk
und –fernsehbereich setzte sich aus drei Schwerpunkten zusammen:
der Reichweiten-Präsentation aller bayerischen Lokalsender,
aus der eine Rankingliste abgeleitet werden kann, der Verleihung
der BLM-Hörfunk- und Lokalfernsehpreise als Motivation für
die betreffende Branche und einer Kommunikationsplattform mit öffentlichen
Seminaren beziehungsweise Workshops aus folgenden Themenbereichen:
Radioprogrammgestaltung, Musik und Technik, aber auch Marketing,
Hörerverhalten und Medienpolitik.
Teilnehmer konnten sich über (vorbildliche?) Radio-Verhältnisse
in den USA informieren, zum Beispiel den Clear Channel in Madison,
der neben 1.200 erfolgreichen Radiostationen einige eigene marktführende
Entertainment- und Eventfirmen unterhält, dabei aber erschreckenderweise
keinen einzigen Klassiksender betreibt.
Außerdem wurde bei einem Marketing-Workshop bestätigt,
dass auf Höreraussagen, wie „die meiste Radiowerbung
ist zu schrill und zu laut” nicht eingegangen werden muss,
da (noch) keine Profit-Nachteile wahrgenommen wurden. Auch schlechte
Lokalwerbung werde durch die Hörer akzeptiert.
Schade, dass viele Workshops ohne Ton oder in einem gewöhnungsbedürftigen
Sounddesign „Dumpf mit Monster-Bass” präsentiert
wurden. Schöne Anregungen gab es bei Auszeichnungen zum „Update
2005 – Die besten Radiopromotions”: zum einen die radiobetreute
Aktion „Mit einem Kühlschrank per Anhalter durch Deutschland”,
zum anderen „Wo der Heißluftballon im Sendegebiet landet
– Spontane Party !”. Hoffentlich werden diese radiophonen
Aktionen nicht wie die letztes Jahr prämierten Ideen, zum Beispiel
ein Hörspiel-Kurzkrimi mit berühmten Stimmen einer Berliner
Radiostation, recht schnell wieder eingestellt.
Höhepunkt der zweitägigen Veranstaltung war das Medienfest
auf der Kaiserburg über den Dächern von Nürnberg.
Dort wurden lockere Gespräche unter den Teilnehmern –
auch unter konkurrierenden Moderatoren – geführt.
Wünschenswert für die nächsten Lokalrundfunktage
wäre, dass mehr mit Radiomachern, Musikern und Hörern
konträrer diskutiert wird, zum Beispiel über Glaubwürdigkeitsverluste
beim ständigen zweifelhaften Selbstlob wie: „Der beste
Mix”, „Die beste Morningshow” oder „Die
besten Nachrichten”, und mehr auf bedrohliche Branchenprobleme,
wie radioverdrängende MP3-Player eingegangen wird.