Als literarische Entdeckung wird der junge amerikanische Schriftsteller
Joey Goebel (Jahrgang 1980) von seinem Schweizer Verlag gefeiert,
und mit „Vincent“, einem Roman über einen hoch
begabten Jungen, der von einem todkranken Medien-Tycoon zum gequälten
Künstler geformt wird, ist ihm ein erstaunliches Buch gelungen.
Dabei strotzt die etwas lang geratene Erzählung, die im dritten
Teil hinter den Erwartungen zurückbleibt, vor amüsanten
Anspielungen auf den aktuellen Pop- und Medienzirkus. Diva Jennifer
Lopez wird zum Beispiel zu Kristina Gomez, MTV und alle anderen
Fernsehsender werden böse kritisiert, und es wird die These
aufgestellt, dass nur ein vom Leben vernachlässigter, unglücklicher
und getriebener menschlicher Geist zu Höchstleistungen angespornt
wird. „Manager“ Harlan wird deshalb Vincents geliebten
Hund töten, das Haus, in dem er mit seinen Geschwistern und
seiner nymphomanen Mutter aufgewachsen ist, niederbrennen, alle
seine Freundinnen vergraulen, ihm vor einem Rendezvous mit jener
Kristina Gomez einen grausigen Ausschlag anhexen, und das junge
Genie schreibt in Folge dessen geniale innovative Popsongs und Fernsehserien,
die die Medienwelt bereichern. So weit so gut. Dass zu guter Letzt
noch Leute umgebracht werden und mafiöse Strukturen zum Vorschein
kommen, das hätte es nicht mehr gebraucht. Goebel scheint kein
passendes Ende eingefallen zu sein, so zieht sich der Roman, wie
gesagt, im letzten Drittel. Vorher leidet man aber mit dem Helden
mit und amüsiert sich trotzdem über die bissige Mediensatire,
die auch in der deutschen Übersetzung gut funktioniert.