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nmz-archiv
nmz 2005/09 | Seite 42
54. Jahrgang | September
Rezensionen
Kurz vorgestellt
Hits & Clips
Gorillaz: „Dare“
„Let’s schlurf’ auf die Tanzfläche“,
meinte kürzlich ein MTV-Moderator, als er die neue Single
der Gorillaz ankündigte. Überraschend treffsicher, denn
tatsächlich charakterisierte er den Gestus von „Dare“
ganz gut. Mit den typischen Gorillaz-Zutaten (satt produzierter
Beat, knurrender Bass, feine Keyboard-Arbeit, meist als melodische
Sprengsel) „schlurft“ der Sound weniger als sonst
in verschleppte Reggae-, Dub- und HipHop-Experimente: Der geradere
Beat riecht eher nach klassischer Party, da will eine Songstruktur
gar nicht stören. Dass diese Party auch etwas Morbides hat,
was die Laborszenerie des Videoclips aufgreift, liegt nicht nur
am dauermürrischen Flair der (echten und gezeichneten) Gorillaz-Akteure:
Der dicke Kopf dort mit den vom Rave-Leben verrottenen Zähnen
und der dazwischennörgelnden Stimme gehört dem Gastsänger
Shaun Ryder. Der war immerhin mit den Happy Mondays vor gut 15
Jahren für die große britische Acid-Rave-Welle mitverantwortlich.
Amerie: „1 Thing“
Der Minimalismus, mit dem die HipHop- und R&B-Produzenten
in den vergangenen Jahren die Tracks ihrer Stars und Sternchen
arrangierten, scheint ausgereizt. Wo kürzlich noch zwei Klicks
und ein Zungenschnalzen den Beat eines Hits markierten, darf es
nun für die Single des neuen Attraktivitäts-Talentes
Amerie schon die pralle Wucht eines kompletten Drum-Sets sein.
Das gibt, harmonisch gegliedert von kurzen Gitarrenakkordschlägen,
ordentlich Druck, so dass auf weitere Innovationen verzichtet
wurde: Für „1 Thing“ klaute man melodisch und
thematisch bei Jennifer Lopez und Beyoncé, und das Video
besticht durch Einfallslosigkeit, ob in Sachen Tanzschritte, Bettlaken
oder smarte Jungs. Die Percussion-Bigband ist höchstens für
das Cliquen-Feeling zuständig – für den Sound
jedenfalls nicht.