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nmz-archiv
nmz 2005/10 | Seite 15
54. Jahrgang | Oktober
Kulturpolitik
Zukunftsweisende Studie
Deutscher Kulturrat mit Konzeption für kulturelle Bildung
Der Deutsche Kulturrat veröffentlichte vor wenigen Wochen
die Studie ,,Kulturelle Bildung in der Bildungsreformdiskussion
– Konzeption kulturelle Bildung“. Die Erarbeitung der
Studie wurde unterstützt durch das Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF).
Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn leitete die Präsentation
der Studie ein, deren Ziel es ist, zukunftsweisende Richtlinien
zu erkennen, zu benennen und deren Durchsetzung auf den Weg zu bringen.
,,Die kulturelle Bildung ist ein starker Motor für die Reform
des Bildungswesens.“ In Zukunft muss sie vor allem bei Kindern
und Jugendlichen stärker gefördert werden. Die Studie
belegt ein besonders großes Bildungsgefälle bei den 14-
bis 24-Jährigen. Hier finden sich auf der einen Seite junge
Menschen, die durch ihre Elternhäuser umfassend mit Kultur
vertraut gemacht werden, denen sie selbstverständlicher Bestandteil
des Lebens wird. Auf der anderen Seite wächst ein großer
Teil der Jugendlichen ohne ausreichende kulturelle Anregung durch
das familiäre Umfeld heran.
Als tragende Säule der Bildungsreform sieht Bulmahn die Ganztagsschule,
deren Ausbau der Bund durch ein Vier-Milliarden-Euro-Programm finanziert.
Die Ministerin wies darauf hin, dass mit dem Programm des Bundes
in diesem Schuljahr bereits 5.000 Schulen für ganztägige
Angebote ausgebaut werden. Sie arbeiten dabei mit außerschulischen
Organisationen, darunter auch Musik- und Kunstschulen in der Region
zusammen.
Der Vorsitzende des Deutschen Kulturrates, Max Fuchs, gab der
neu erarbeiteten Studie noch ein paar erläuternde Worte mit
auf den Weg. Sie sei ein recht dickleibiges und umfangreiches Werk
geworden, ein nicht unbedingt leicht lesbares Kompendium. Dies ergäbe
sich durch den weitgesteckten Rahmen: alle Lebensalter, alle Künste,
alle Institutionen, die zur Bildung beitragen, werden hierin angesprochen.
Fuchs unterstrich, dass der Bund eine besondere Verantwortung für
die Gestaltung der Rahmenbedingungen kultureller Bildung habe. Neben
der Förderung von Modellvorhaben unterstützt der Bund
die kulturelle Bildung besonders durch geeignete Regelungen im Steuer-,
Arbeits- und Sozialrecht. Weiter trägt der Bund die vornehmliche
Verantwortung dafür, dass die kulturelle Bildung auch in einem
zunehmend liberalisierten europäischen und internationalen
Markt ihren Stellenwert behält und nicht dem Diktat der Ökonomie
unterstellt wird. ,,Die Modellvorhaben des Bundes haben in der Vergangenheit
viele Innovationen in der kulturellen Bildung bewirkt.“
Effizienz wird der neuen Bildungsstudie nur so weit beschieden
sein, wie die Transmission zur Basis gelingt. Es ist also nicht
damit getan, jede Schule mit dem Reformwerk zu versorgen. Erfahrungsgemäß
wird es dort zur Ansicht aus- und bald danach wenig beachtet im
Regal für Fachliteratur abgelegt. Da die Menge der schriftlichen
Informationen mit der Umwandlung der Halbtags- in Ganztagsschulen
geradezu sintflutartig anschwillt, ist es den Lehrern nicht übel
zu nehmen, wenn sie dieses so wichtige Reformwerk ob seines Umfangs
eher beiläufig durchblättern. Daher sollte die neue Bildungsstudie
in eigens dafür angesetzten Gesamtkonferenzen an allen Schulen
Grundlage einer Diskussion mit daraus erwachsenden Beschlüssen
werden.
Viele Bildungseinrichtungen betrauen ihre Lehrkräfte mit spezialisierten
Ämtern, wie das des Medienwarts, des Sport- oder Sicherheitsobmannes.
Es ist an der Zeit, verantwortliche Beauftragte für die kulturelle
Bildung an den Schulen zu benennen. Von deren Nervenstärke,
Überzeugungskraft, Diplomatie und Durchsetzungsvermögen
im Dialog mit den Schulämtern, Rektoren und den Kollegen wird
es abhängen, in wie weit die guten Konzepte auf fruchtbaren
Boden fallen.