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nmz-news
nmz 2005/10 | Seite 2
54. Jahrgang | Oktober
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Deutscher Jazzpreis an Uli Gumpert
Der Pianist und Komponist Ulrich Gumpert erhält den Albert
Mangelsdorff-Preis (Deutscher Jazzpreis) 2005. Die Union Deutscher
Jazzmusiker (UDJ) überreicht den von der GEMA-Stiftung in
diesem Jahr mit 13.000 Euro ausgestatteten Preis am Samstag, den
5. November 2005 im Rahmen des JazzFestes Berlin.
Gumpert entwickelte einen eigenwilligen und besonderen Personalstil,
in dem er die Erfahrungen aus Jazz- und europäischer Musikgeschichte
auf originäre Weise nutzt und damit von ihm, sowohl als Improvisator
als auch durch seine kompositorischen Arbeiten, musikalische Impulse
ausgehen. Der Namensgeber des Deutschen Jazzpreises, der Posaunist
und Ehrenvorsitzende der UDJ, Albert Mangelsdorff ist am 25. Juli
diesen Jahres im Alter von 76 Jahren in seiner Heimatstadt Frankfurt
verstorben. Er konnte noch als Mitglied der Jury an der Entscheidung
für Uli Gumpert als diesjährigem Preisträger mitwirken.
Die Union Deutscher Jazzmusiker und die GEMA-Stiftung ehren mit
dem Deutschen Jazzpreis in zweijährigem Turnus eine herausragende
und epocheprägende Jazzpersönlichkeit. Ulrich Gumpert
ist der siebte Preisträger nach Ulrike Haage (2003), Wolfgang
Schlüter (2001), Heinz Sauer (1999), Ernst-Ludwig Petrowsky
(1997), Peter Kowald (1995) und Alexander von Schlippenbach (1994).
Der seit 1966 als freischaffender Musiker in (Ost-)Berlin lebende
Ulrich Gumpert studierte in Weimar und Berlin Klavier, Waldhorn
sowie Musiktheorie und Komposition. 1972 gründete Gumpert
seine Workshop Band, die in immer wieder wechselnden Besetzungen
bis heute besteht. Die Jazzformation Synopsis – später
Zentralquartett – mit Gumpert, Petrowsky, Conny Bauer und
Günter „Baby“ Sommer, waren für die Entwicklung
des Free Jazz der ehemaligen DDR von zentraler Bedeutung. Es folgten
Soloauftritte, Duokonstellationen sowie Trio-, Quartett- und größere
Formationen neben zahlreichen LP- und CD-Produktionen. Foto: UDJ
Die Stimme aus dem Inneren
Zum Tod des Alban-Berg-Bratschisten Thomas Kakuska
Auf unserem Foto sind sie noch alle zusammen: Günther Pichler,
der Primarius (links), neben ihm die zweite Geige Gerhard Schulz,
ganz rechts Valentin Erben, neben ihm als Freund und Gast Heinrich
Schiff – man spielt gerade ein Quintett – und in der
Mitte der Bratschist, Thomas Kakuska. Seine Position, eben in
der Mitte, beschreibt seine Bedeutung für das Ganze sehr
gut: Natürlich hat in vielen Werken die erste Geige die Rolle
des Primus inter Pares, aber das, was ein Quartett wirklich zum
Sprechen bringt, ist kaum minder die klanglich-figurative Zwischenschicht,
für die mehr oder minder unverwechselbar die Bratsche steht.
Zwischen Geige und Cello agierend, stiftet sie die charakteristische
Farbe, verschmilzt die Gegensätze, trumpft nicht auf und
prägt doch unüberhörbar das Ganze. Sie verlangt
nach einem Charakter ruhiger, bestimmter, uneitler, allzeit souveräner
instrumentaler Argumentation.
Deshalb ist es ein schwerer Schlag für das schon seit 1970
bestehende Wiener Alban Berg Quartett, dass es nun seinen Bratscher
verlor: Thomas Kakuska, der 1981 dem ersten Cellisten Hatto Beyerle
gefolgt war, bestimmte signifikant die Alban-Berg-Ästhetik
mit, wie sie nicht zuletzt durch den Namenspatron vorgegeben war:
dichte Polyphonie, warmer Klang, fast vegetative Beweglichkeit.
Kaskuska war ein „typischer“ Bratscher: introvertiert,
mitunter hintersinnig auch in Gestik und Mimik. Dabei brachte
er, wenn erforderlich, seinen Part durchaus energisch ins Spiel,
verlieh dem Bratschenton Farbintensität, melodische Eloquenz
und rhythmische Impulse. Je komplexer die Kompositionen waren,
Novitäten etwa von Berio oder Wolfgang Rihm, um so markanter
ertönte nicht selten aus dem Geflecht seine nicht nur satztechnisch
innere Stimme heraus, nie plakativ, immer deutlich beredt. Wenn
das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist, dann stand Thomas
Kakuska eindeutig für das Ganze großer Kammermusik.
Er wird schwer zu ersetzen sein. Wie man hört, soll seine
Meisterschülerin in das Quartett eintreten? Das wäre
auch eine wunderbare symbolische Verwandlung im Sinne Hofmannsthals.
Gerhard Rohde
Friedrich Gulda im Mozartjahr
Im September erlebten die ersten Friedrich Gulda Tage auf Schloss
Kremsegg ihre Premiere. Die Söhne Paul und Rico Gulda präsentierten
unter dem Titel „Fritz for Kids“ diverse Gulda-Kompositionen
mit jungen Musikern als Mitwirkende und Adressaten, darunter bisher
ungehörte Jugend-Werke. Im reizvollen Gegensatz dazu ein
Rückgriff in die Historie: Paul Badura-Skoda spielte Mozart
auf einem Schantz-Flügel aus der Klaviersammlung des Musikinstrumentenmuseums
Kremsegg. Die Friedrich Gulda Tage werden ab 2006 jährlich
an Pfingsten stattfinden. „Wir wollen nicht die Asche anbeten,
sondern das Feuer“, mit diesem Mahler-Zitat brachte Paul
Gulda die Intentionen der Veranstalter auf den Punkt. Das Festival
solle nicht einen Gulda-Kanon fromm nachbeten, sondern den Geist
des großen Pianisten und erfahrenen Festivalgründers
transportieren. Die Konzerte werden ergänzt durch die Schaffung
eines Förderpreises Friedrich Gulda, ein Mozart-Symposium
„Klavierstilistik bei W.A. Mozart“ sowie durch einen
Mozart-Workshop mit Paul Gulda. 2006 jährt sich zum 40. Mal
der von Gulda gegründete Eurojazzwettbewerb: auch dies ein
Thema auf dem neuen Gulda-Festival. Die Nachlassverwalterin Ursula
Anders stellte pünktlich zum Festival die erste Gulda-Diskografie
(Verlag der Provinz) vor; auf knapp 400 Seiten sind 154 Veröffentlichungen
dokumentiert. Das Buch enthält die DVD „The Legacy“
und ist gespickt mit Reden, Interviews und Statements des österreichischen
Künstlers. ak
Neu beim AMJ
Als Nachfolger von Martin Koch wird Kai Luft (45) zum 1. Dezember
2005 neuer Generalsekretär beim Arbeitskreis Musik in der
Jugend (AMJ). 1994 wurde Luft Künstlerischer Betriebsdirektor
und 2000 Geschäftsführender Direktor an der Komischen
Oper in Berlin. Als Bratscher und Chorsänger hat er auch
fundierte Kenntnisse vom eigenen praktischen Musizieren.