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nmz-archiv
nmz 2005/10 | Seite 35
54. Jahrgang | Oktober
Landesmusikräte
Baglama im Ruhr-Schmelztiegel
„Jugend musiziert“ auch 2006 wieder mit türkischer
Langhalslaute
Im Januar 2006 treten zum zweiten Mal Langhalslautenisten im Duisburger
Baglama-Wettbewerb von „Jugend musiziert“ an. Die Idee
entstand während der Zentralkonferenz „Jugend musiziert“
im November 2003 in Potsdam. Gero Natzel, Leiter der Niederrheinischen
Musik- und Kunstschule in Duisburg hörte von dem Berliner Versuch,
die türkische Langhalslaute Baglama in den dortigen Regionalwettbewerb
zu integrieren. Da lag es nahe, für den „Schmelztiegel
Ruhrpott“ ein ähnliches Experiment zu wagen. Der Landesmusikrat
NRW zeigte sich von diesem Vorhaben so begeistert, dass man Duisburg
beauftragte, diesen Versuchsballon als Pilotprojekt für ganz
Nordrhein-Westfalen zu starten.
Die Arbeiterstadt am westlichen Rand des Ruhrgebiets beheimatet
mehr als 15 Prozent ausländische Mitbürger, wobei die
türkischstämmige Bevölkerung deutlich dominiert.
Auch die junge Generation hat ihre Wurzeln noch in der Türkei,
sie ist wesentlich von diesem Kulturkreis geprägt, und das
Erlernen und Ausüben des Baglamaspiels gehört selbstverständlich
dazu. Es liegt also nahe, dieses traditionsreiche und weit verbreitete
Musikinstrument in den Wettbewerb aufzunehmen.
Diese Erweiterung und Öffnung erforderte allerdings das fachliche
„Know-how“ von unterschiedlichsten Seiten. Die Niederrheinische
Musik- und Kunstschule suchte sich als Partner das Internationale
Zentrum der Volkshochschule, um Kontakte zur türkischen Musikszene
knüpfen zu können. Nach einem ersten Kennenlernen folgten
gemeinsame Sitzungen und Besprechungen, die viel Geduld und Zeit
erforderten, um unseren türkischen Freunden den Geist und die
Bedeutung von „Jugend musiziert“ vermitteln zu können.
Beim gemeinsamen Austüfteln von Wettbewerbsbedingungen und
Anmeldeformularen musste viel Tee getrunken werden, bis man zu einem
Ergebnis kam.
Als dann am 13. Februar 2005 innerhalb des Preisträgerkonzertes
im großen Saal des Theaters der Stadt Duisburg Baglamaklänge
zu hören waren und die deutschen und türkischen Teilnehmer
mit strahlenden Augen ihre Urkunden entgegennahmen, fragten sich
die Organisatoren, warum sie nicht schon längst auf diese Idee
gekommen waren.
27 Baglama-Spieler beteiligten sich am Wettbewerb, den eine fünfköpfige
Jury bewertete. Die Fachleute betonten das hohe spieltechnische
und musikalische Niveau, das den Vergleich mit den etablierten Fächern
nicht scheuen musste.
Die Duisburger Organisatoren möchten diesen ersten Schritt
als wichtigen Beitrag zur Integration und Verständigung der
Kulturen verstanden wissen. Vielleicht wird einmal die türkische
Volks- und Kunstmusik normaler Bestandteil in diesem großen
traditionsreichen musikalischen Wettstreit „Jugend musiziert“
sein. Sollten weitere Bundesländer dem Beispiel aus NRW und
Berlin folgen, müsste ein Bundeswettbewerb für diese Sparte
keine Zukunftsmusik bleiben.
Johanna Schie
Infos
Die Baglama-Wertung 2006 findet am Samstag, den 21. Januar, in
der Niederrheinischen Musik- und Kunstschule, Duissernstr. 16,
in Duisburg statt. Anmeldeschluss ist der 1. Dezember.
Weitere Informationen unter Tel. 0203/2832525, E-Mail: musikschule@stadt-duisburg.de