nmz 2005/10 | Seite 31
54. Jahrgang | Oktober
Verband Bayerischer
Sing- und Musikschulen
Von Erfahrungen, Erfolgen und Engagement
Zum Bayerischen Musikschultag 2005 in München
175 Jahre Städtische Sing- und Musikschule München –
ein Geburtstag, den der Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen
gebührend feiert und deshalb den „Bayerischen Musikschultag
2005“ vom 20. bis 22. Oktober in München ausrichtet.
Der Musikschultag zählt zu den wichtigsten Veranstaltungen
im bayerischen Musikschulwesen. Bereits seit 28 Jahren erfreut er
sich großer Beliebtheit: Leiter und Lehrer der Sing- und Musikschulen,
Vertreter der kommunalen und staatlichen Ebene, Eltern, Schüler,
Kulturschaffende und Publikum versammeln sich während des dreitägigen
Treffens zu Konzerten, Fachveranstaltungen und Diskussionen. Der
Musikschultag ist das überregionale Forum zum Informations-
und Erfahrungsaustausch, und er präsentiert die musikalischen
Leistungserfolge der täglichen Musikschularbeit.
Bereits zum Festakt am Freitag, 21. Oktober, erwartet der VBSM
mehr als 250 Gäste aus Politik, Bildung und Kultur. Die Feierlichkeiten
eröffnen werden VBSM-Präsident Landrat Hanns Dorfner aus
Passau und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude.
Grußworte entrichten Wilfried Anton, Präsident des Bayerischen
Musikrats und Siegfried Schneider, Staatsminister für Unterricht
und Kultus. „Der Kultusminister ist von großer Bedeutung
für die bayerischen Sing- und Musikschulen, insbesondere für
die kooperative Entwicklung der Ganztagsbetreuungsangebote an allgemein
bildenden Schulen“, freut sich VBSM-Präsident Dorfner
über die Zusage des Ministers. Verschiedene Formen der Zusammenarbeit
zwischen Musikschulen und Schulen haben sich bereits bewährt,
Musikschulen bilden beispielsweise den Nachwuchs für Big Bands
oder Orchester an den Schulen aus.
Die Festansprache hält der Erziehungswissenschaftler und
Autor Prof. Dr. Felix von Cube, der neben zahlreichen Veröffentlichungen
vor allem durch seine Auseinandersetzung mit bildungspolitischen
Themen und seinem verhaltensbiologisch begründeten Erziehungskonzept
bekannt wurde. Darin warnt Felix von Cube vor einem trägen
Leben in der Hängematte. Seine Forschungen haben ergeben, dass
ein Leben ohne Anstrengung unerfüllt bleibt. Nur wer aktiv
ist, wer sich anstrengt und etwas leistet, werde mit Lust belohnt.
In seinem Buch „Lust an der Leistung“ führt er
aus, dass und wie es möglich ist, Anstrengung mit Lust zu erleben.
Der VBSM hat von Cube eingeladen, zu diesem Thema zu referieren,
da besonders für öffentliche Sing- und Musikschulen die
Thematik von großem Interesse ist. So können nämlich
in der musikalischen Bildung an Musikschulen die Grundsteine zur
Fähigkeit, Lust an der Leistung zu empfinden, gelegt werden.
Als Höhepunkt des Festakts verleiht der VBSM die Carl-Orff-Medaille
an Dr. Thomas Goppel, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft,
Forschung und Kunst. Die höchste Auszeichnung des Verbandes
erhält der Staatsminister für sein tatkräftiges Engagement
für die bayerischen Musikschulen. Die Laudatio hält VBSM-Präsident
Hanns Dorfner. Die musikalische Umrahmung gestalten Schüler
der Münchner Sing- und Musikschule und Bläser der Musikschule
Grassau, die den ersten Platz des Innovationspreises 2005 von VBSM
und Musikbund von Ober- und Niederbayern belegte sowie eine Samba-Gruppe
der Musikschule der Hofer Symphoniker. Dieses Ensemble zeigt beispielhaft
die erfolgreiche, langjährige Zusammenarbeit der Musikschule
mit dem Jean-Paul-Gymnasium in Hof. Der Festakt findet im Saal des
Alten Rathauses in München statt. Beginn ist 10 Uhr.
Fragen an die Zukunft
Am Freitagnachmittag diskutieren unter dem Titel „Fragen
an die Zukunft: hip, jung – und musikalisch? Bekannte Werte
neu vermitteln – aber wie?“ hochrangige Vertreter aus
Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Die Beschäftigung mit
Musik wirkt bei Kindern und Jugendlichen stark konzentrationsfördernd,
erhöht die Auffassungsgabe und fördert die sozialen Kompetenzen.
Musizierende junge Erwachsene sind leistungsbereit und ausdauernd,
weil sie sich diese Eigenschaften in ihrer jahrelangen Beschäftigung
mit der Musik angeeignet haben. Der Mehrwert musikalischer Betätigung
wird auch von der Wirtschaft in zunehmendem Maße entdeckt
und geschätzt. Alles spricht dafür, dass sich die Investition
in musikalische Bildung glänzend amortisiert.
In verschiedenen Diskussionsrunden wird Jürgen Seeger, Programmchef
von Bayern 4 Klassik, die Teilnehmer dazu befragen, wie Musikschulen
die Erfolge ihrer Arbeit in der Gesellschaft und der Bildungspolitik
nutzen können. Welche Weichen gestellt werden müssen,
damit musikalische Betätigung für die Jugend weiter an
Bedeutung gewinnt, und wie möglichst vielen Kindern und Jugendlichen
der Zugang zu aktivem Musizieren und Singen ermöglicht werden
kann.
Auf dem Podium diskutieren Alois Glück, Präsident des
Bayerischen Landtags, Franz Meyer, Staatssekretär im Finanzministerium,
Renate Braun, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Passau, Ministerialdirektor
Josef Erhard, Amtschef im Kultusministerium, Prof. Dr. Felix von
Cube, die Ärztin und Autorin Dr. Marianne Koch, Wil-fried Anton,
Präsident des Bayerischen Musikrats und VBSM-Präsident
Hanns Dorfner. Zur Podiumsdiskussion im Saal des Alten Rathauses
ist die interessierte Öffentlichkeit willkommen. Beginn ist
15 Uhr.
Mitgliederversammlung
Stiftungen für Musikschulen, Kooperationen von Musikschulen,
Blasmusik und Schulen, die neue Rahmenvereinbarung „Musik
und Sport in der Schule mit Ganztagsangeboten“, Erfahrungsberichte
aus der Musikschularbeit und Hintergrundberichte aus der Verbandsarbeit
– das sind die Topthemen der VBSM-Mitgliederversammlung am
Samstag, 22. Oktober im Neuen Rathaus in München. Unter dem
Vorsitz von VBSM-Präsident Hanns Dorfner werden sich die 215
bayerischen Musikschulen unter anderem über ihre Erfahrungen
mit der Einführung des G 8 und die Kooperationsmöglichkeiten
mit Kindergärten vor dem Hintergrund des neuen Kinderbildungs-
und Betreuungsgesetzes austauschen.
Ein zentrales Thema der Mitgliederversammlung wird das Aufzeigen
von Möglichkeiten zur Errichtung von Stiftungen für Musikschulen
sein. In Bayern sind bundesweit die meisten öffentlichen Stiftungen
ansässig, die Zahl der Stiftungsneugründungen ist in den
vergangenen Jahr konsequent gestiegen. „Die steigenden Zahlen
an gemeinnützigen Stiftungen zeigen, dass immer mehr Menschen
bereit sind, bürgerschaftliche Mitverantwortung für die
vielfältigen gesellschaftlichen Aufgaben zu übernehmen“,
erklärt VBSM-Präsident Hanns Dorfner. Dies bedeute allerdings
nicht, dass sich der Staat aus der Verantwortung nehme und nicht
mehr für die Grundversorgung im Kultur- und Bildungsbereich
Sorge trage. „Aber darauf aufbauend und ergänzend gibt
das gemeinnützige, nur der Sache verpflichtete Engagement von
privater Seite entscheidende Impulse“, so Dorfner. Die Bildungseinrichtung
Musikschule sei schließlich eine Gemeinschaftsaufgabe von
Staat, Kommunen und Bürgern, die ihre Kinder und Jugendlichen
der Musikschule anvertrauen. Als fachliche Unterstützung hat
der VBSM zur Mitgliederversammlung die Leiterin der Münchner
Stiftungsverwaltung, Frau Katharina Knäusl, eingeladen. Die
erfahrene Fachexpertin weiß Antworten auf alle Fragen von
Stiftungsrecht und -gründung über Stiftungspraxis und
-management bis zur Frage, was Stifter dazu antreibt, Eigentum und
Zeit in bürgerschaftliches Engagement zu stecken.
Die interne Veranstaltung, die ausschließlich VBSM-Mitgliedern
offensteht, beginnt um 9 Uhr.