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VdM
nmz-archiv
nmz 2005/10 | Seite 26
54. Jahrgang | Oktober
Verband deutscher Musikschulen
Ein Pate für die Musikschule
Peter Maffay im Workshop mit Bands der Folkwang Musikschule Essen
„Du stehst für etwas in deiner Musik. Das Publikum fragt:
Wer bist du, wie tickst du, wie spielst du? Und da musst du musikalisch
etwas zu sagen haben. Musik zu machen bedeutet, Dialog mit dem Publikum
zu schaffen.“ Peter Maffay sitzt inmitten von rund 30 Jugendlichen
und lässt etwas davon spüren, was bei Auftritten, bei
Konzerten, im „Geschäft“ also wichtig ist –
sich möglichst unverwechselbar und authentisch darzustellen
und damit eine künstlerische Haltung einzunehmen.
Viele Fragen kommen von den Mitgliedern der Bands aus der Folkwang
Musikschule Essen an den Rockstar. „Wie kann ich am besten
eine Scheibe produzieren? Was muss ich bei der GEMA oder bei einer
Verlagsgründung beachten? Kann man nach vielen Jahren Showbiz
noch jeden Abend motiviert auftreten?“ Peter Maffay geht auf
jede Frage mit großer Ernsthaftigkeit ein, auch auf die letzte:
„Man ist nicht bei jedem Auftritt zu Beginn motiviert –
aber meistens dreht dich der Kontakt zum Publikum um und du kommst
von der Bühne völlig anders, als du sie betreten hast.
Du bist wieder klar mit dir.“
Die Antworten von Maffay zeigen, dass der erfahrene Profi die jungen
Musikerinnen und Musiker ernst nimmt, ohne Attitüden, völlig
ohne Bespiegelung der eigenen Prominenz. Das hat Maffay gar nicht
nötig. Er ist vielmehr älterer Kollege der 15 bis 20 Jahre
alten Workshopteilnehmer und leitet aus seinen persönlichen
Erfahrungen im Beruf generelle Hinweise ab, die wichtig für
die musikalische Entwicklung der Jugendlichen sind wie auch dafür,
in einem Markt bestehen zu lernen und möglicherweise sich durchsetzen
zu können. Dabei lässt er bei den Jugendlichen keine falschen
Illusionen aufkommen, er weckt keine unberechtigten Hoffnungen auf
eine leichte Karriere im Musikgeschäft. So seriös Maffay
erläutert und argumentiert, so leicht überbrückt
er auch die Distanz zu den Jüngeren. Durch seine Offenheit
kommt direkt eine lockere, zwanglose Atmosphäre auf im Veranstaltungssaal,
der einen idealen Rahmen für diesen Workshop darstellt.
Der Leiter der Rock-Pop-Schule der Essener Folkwang Musikschule,
Herbert Schiffer, moderiert in behutsamer und einfühlsamer
Weise das Gespräch mit Peter Maffay und organisiert professionell
und unaufdringlich den gesamten Workshopablauf: „Wer spielt
als Nächster?“ Einige der Bands präsentieren auf
der gut ausgestatteten Bühne Coversongs und auch ein paar eigene
Titel – Peter Maffay hört konzentriert zu, gibt zuweilen
Hinweise, fragt nach und regt mit seinen Fragen zum Nachdenken über
Balance und Dialog beim eigenen Musizieren an, über Auftrittshaltung
und den Kontakt zum Publikum. Auch die Bands, die gerade nicht spielen,
und die Lehrkräfte der Schule nehmen diese Hinweise aufmerksam
wahr. Nach sechs Stunden Workshop sind alle rundum zufrieden und
voller Stoff für die weitere eigene Arbeit in der nächsten
Zeit und die Begegnung hat ein harmonisches Chill-out beim Fotoshooting
mit Maffay und den Bands im Cafeteria-Foyer.
Wie kam es zu dieser Begegnung in Essen? Der Workshop mit Peter
Maffay ist Teil des Angebotes des Kuratoriums des VdM, in dem sich
unter der Leitung von Liz Mohn bedeutende Persönlichkeiten
aus dem Musikleben und dem Musikumfeld versammelt haben, um sich
für die Musikschulen einzusetzen und deren Arbeit zu unterstützen
und bekannter zu machen. Das Kuratorium des VdM hat dazu die Idee
einer Patenschaft kreiert. So entwickelte sich der Kontakt von Peter
Maffay als Pate der Essener Folkwangschule und führte zu diesem
ersten Workshop, dem weitere Begegnungen folgen sollen.
„Denn“, so Peter Maffay, „Patenschaft bedeutet,
eine gewisse Zeit dabei zu bleiben, die Entwicklung zu begleiten.“
So denkt Maffay daran, die Bands auch in anderer Weise zu unterstützen:
„Wenn sich die Bands musikalisch weiterentwickeln, können
wir auch einmal in unseren Studios eine Produktion unter professionellen
Bedingungen realisieren.“
In der gut besuchten Pressekonferenz im Anschluss an den von allen
Seiten als erfolgreich empfundenen Workshoptag waren auch Kulturdezernent
und VdM-Kuratoriumsmitglied Oliver Scheytt, Musikschulleiter Christian
de Witt und VdM-Vorstandsmitglied Michael Kobold erfreut zu hören,
dass dieser ersten gelungenen Begegnung des Paten Peter Maffay mit
„seiner“ Folkwang Musikschule weitere folgen sollen.
Im Kuratorium des Verbandes deutscher Musikschulen, dessen Vorsitz
die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung,
Liz Mohn, übernommen hat, engagieren sich weitere prominente
Musiker und Kulturschaffende wie die Sängerin und Songschreiberin
Ulla Meinecke, die Klarinettistin Sabine Meyer, der Moderator Michael
Schanze, Siegfried Jerusalem, Rektor der Hochschule für Musik
Nürnberg-Augsburg, Friedrich Loock, Direktor des Instituts
für Kultur- und Medienmanagement in Hamburg, sowie Oliver Scheytt,
Kulturdezernent der Stadt Essen als Botschafter der öffentlichen
Musikschulen.
Der Vorstand des VdM wird mit den Mitgliedern des Kuratoriums weitere
Möglichkeiten für gemeinsame Aktionen erörtern, um
mit ihrer Hilfe das positive Bild der Musikschulen in der Öffentlichkeit
zu stärken.