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nmz-archiv
nmz 2005/11 | Seite 28
54. Jahrgang | November
Jeunesses Musicales Deutschland
Überzeugender homogener Klangkörper
Das Kreisjugendsinfonieorchester Herford feiert seinen zehnten
Geburtstag
Größere und anspruchsvolle Orchesterwerke zu erarbeiten
und zur Aufführung zu bringen ist das Ziel des Kreisjugendsinfonieorchesters
Herford ( KJO ). Hier treffen sich einmal im Jahr unter der engagierten
Leitung von Siegfried Westphal fortgeschrittene Schüler und
Studenten zum musikalischen und menschlichen Miteinander. Nur sieben
Tage hat das Mitgliedsorchester der Jeunesses Musicales Zeit, auf
dem malerischen Gut Bustedt in Hiddenhausen ein großes sinfonisches
Programm einzustudieren. Das Ergebnis dieser Arbeit ist immer wieder
beeindruckend.
In einem groß besetzten Orchester mitzuspielen ist eine ganz
andere Erfahrung als allein oder in kammermusikalischer Besetzung
zu musizieren. Auch bietet die Auswahl der Werke neue Möglichkeiten.
Jungen Musikern diese wunderbare Erlebniswelt nahezubringen war
das Anliegen einer Initiative der Musikschulen im Kreis Herford,
die 1984 das Jugendsinfonieorchester begründete. Nach mehrjähriger
Spielpause übernahm 1997 Siegfried Westphal, der Orchesterleitung
bei Prof. Bloemeke (Detmold) und Prof. Alex (Berlin) studierte und
2004 am Meisterkurs für Dirigieren mit Kurt Masur in Detmold
teilnahm, die Neugründung und Gesamtleitung des Orchesters
und setzte seitdem neue Maßstäbe und Akzente. Durch eine
ausgewogene Mischung von harter Arbeit, musikalischer Herausforderung
und gemeinsamer Freizeit gelang es ihm nun schon zum neunten Mal
am Ende der Arbeitsphase einen überzeugenden homogenen Klangkörper
zu präsentieren und das Unmögliche möglich zu machen.
Und das Konzept bewährt sich: Inzwischen ist die Nachfrage
zur Teilnahme an den Arbeitsphasen überregional sehr hoch,
junge Musiker im Alter von 12 bis 25 reisen sehr zahlreich aus Hannover,
Hameln, Detmold, Paderborn, Bielefeld, Bünde, Gütersloh
an, um diese intensive Zeit mitzuerleben. Außerdem bekommen
talentierte Nachwuchssolisten eine willkommene Gelegenheit, sich
der Öffentlichkeit vorzustellen.
Neben der konzentrierten Probenarbeit ist das sehr freundschaftliche
und harmonische Miteinander der jungen Musiker ausschlaggebend.
Abends finden sich viele kleine Gruppen zu spontanen Kammermusikproben
zusammen – andere genießen noch spät abends im
Innenhof und Garten des Guts bei Kerzenschein und Lagerfeuer mit
Gesellschaftsspielen oder Gesprächen die laue Sommerluft.
Spannender Höhepunkt war auch dieses Jahr das Abschlusskonzert
in der Neuen Aula der Hochschule für Musik in Detmold, nachdem
bereits eine Woche zuvor die Premiere des Orchesters im ausverkauften
Studio der Nordwestdeutschen Philharmonie in Herford stattgefunden
hatte. Mit Beethovens „Egmont-Ouvertüre“ als kraftvollem
Einstieg hatte das Orchester sich unter der bewährten Stabführung
seines Dirigenten innerhalb weniger Takte Respekt verschafft. Hier
agierte keine „Gruppe Jugendlicher“, sondern ein wirklich
auffällig harmonischer Orchesterklangkörper.
Mit der Sinfonie Nr. 8 von Antonin Dvorák setzte das Jugendsinfonieorchester
das Programm fort und begeisterte sein Publikum restlos. Über
400 Besucher waren an diesem heißen Sommertag gekommen und
niemand wird sein Kommen bereut haben. Die Besucher erlebten ein
– für das Durchschnittsalter der jungen Musiker –
unerwartet reifes Orchester. Als Zugabe gab es noch eine musikalische
Besonderheit: die sinfonische Suite zur Filmmusik „Der Herr
der Ringe“. Ein sehr passender Abschluss, denn beide –
Orchester und Filmmusik – dürfen für sich die Bezeichnung
„fantastisch“ in Anspruch nehmen.
2006 spielt das Orchester zehn Jahre unter der Leitung von Siegfried
Westphal. Aus diesem Anlass wird das KJO eine Reise zu einer Orchesterbegegnung
in Voiron/Frankreich unternehmen, um dort mit dem Partnerorchester
gemeinsame Konzerte zu geben, unter anderem mit Antonin Dvoráks
Cellokonzert h-Moll und der 3. Sinfonie von Johannes Brahms.