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nmz-archiv
nmz 2005/11 | Seite 43
54. Jahrgang | November
Noten
Einblicke in Philosophie und Stilistiken
Neues vom Noten- und DVD-Markt für Schlagzeuger/-innen
Gerwin Eisenhauer: „Welcome To The Jungle“.
A Drum’n’Bass-Workbook For Drummers, Edition DUX, ISBN
3-934958-31-1
Das Charakteristische an Stilen wie „Drum’n’Bass“
und „Jungle“ sind ohne Zweifel die gesampelten, oft
zerstückelten, wieder neu kombinierten und geloopten Drumgrooves
– eine Musik also, die eigentlich erst im Computer entsteht.
Diese oft kaum spielbaren Rhythmen (wieder) auf das akustische
Drumset zu übertragen, stellt sicherlich eine sowohl musikalische
als auch technische Herausforderung dar. An Schlagzeuger, die
sich für diese spezielle Materie interessieren, richtet sich
das fundierte Lehrbuch von Gerwin Eisenhauer – selbst Schlagzeuger
unter anderem bei der Live-Drum’n’Bass-Band „Boomclack“.
Zu Beginn stellt dieser drei der meistgesampelten „Original“-Grooves
(zum Beispiel James Browns „The Funky Drummer“) vor.
Anhand von sechs verschiedenen Methoden können die abgebildeten
Übungen dann variiert und erlernt werden. Ausführlich
erläutert Eisenhauer auch die Vorgehensweise und die technischen
Besonderheiten des Sampelns. Er zeigt, wie man diese bei der Übertragung
auf das Set berücksichtigen kann oder wie zum Beispiel durch
das Zerteilen der Breakbeats in ihre elementaren Bestandteile
interessante Cross-Rhythmen entstehen können. Die in persönlicher
und witziger Weise gehaltenen Exkurse „For the thinking
Drummer“ geben einen Einblick in die Philosophie und noch
junge Geschichte dieser Stilistiken und erleichtern so den Zugang
zu dieser Art von Drumming. Hierbei hilft auch die Begleit-CD,
auf der sich Hörbeispiele der einzelnen Übungen sowie
Transkriptionen und Play-alongs befinden. Abschließend werden
noch einige Tricks verraten, wie man durch ungewöhnliche
Bearbeitung des Drumsets so manchen elektronisch erzeugten Effekt
imitieren kann.
Tom Börner: Basisbuch Schlagzeug (Modern
Snare Drum u.a.), musiktotal Berlin, ISBN 3-9809547-1-4
Sehr viel konventioneller gibt sich da Tom Börners „Basisbuch
Schlagzeug“ (mit CD), das in Verbindung mit dem Band „Modern
Snare Drum“ und weiteren Ergänzungsbüchern als
vollwertiges Unterrichtsprogramm gedacht ist und sich an den Anfänger
bis Fortgeschrittenen richtet. Sicherlich bietet Börner damit
nichts revolutionär Neues, aber die Fülle von Übungen
in dem 220 Seiten starken Buch können eine Bereicherung für
den Schlagzeugunterricht darstellen. Für diesen ist es auch
eher geeignet als für den Autodidakten. Zum einen fehlt es
teils an kommentierenden Erklärungen, zum anderen aber sind
die zahlreichen Duettübungen für Lehrer und Schüler
beziehungsweise zwei Schüler positiv anzumerken. Didaktisch
fragwürdig bleibt hingegen manchmal der Aufbau des Buches.
So sollen beispielsweise noch vor Einführung der Sechzehntelnoten
bereits ternäre Pattern, Akzentverteilungen, und die für
Anfänger nicht ganz leichten Swingrhythmen erlernt werden.
Jürgen Zimmermann: Charivari. Trommeln aus der Provinz,
Fidula-Verlag, ISBN 3-87226-339-0
Ganz im Trend von Rhythmicals wie „Stomp“ zeigt das
Buch „Charivari“ des Musikpädagogen und Therapeuten
Jürgen Zimmermann Möglichkeiten auf, wie mit Alltagsgegenständen
wie Plastik- und Metalleimern, Kochgeschirr, Besen und Papiertüten
perkussive Musik gemacht werden kann. Bevor praxisnah einzelne
Spieltechniken erklärt und mit ausnotierten Rhythmen, die
sich gut für den Einsatz im Gruppenunterricht eignen, Popsongs,
Schlager oder Volksweisen begleitet werden, beschreibt Zimmermann
im ersten Teil des Buches musikpsychologische, -soziologische
und -ethnologische Aspekte. So werden etwa die unterschiedliche
Wahrnehmung von Lautereignissen, die Funktion des „organisierten
Lärms“ bei Protestaktionen oder Trommelriten und Traditionen
verschiedener Völker beschrieben.
Leider fehlt dabei aber so etwas wie ein durchgehender Faden und
die einzelnen Aspekte erscheinen wie kleine Anekdoten oft willkürlich
aneinandergereiht.
Surrounded by Drums, DVD 2162, SPL electronics
GmbH
Einen ganz besonderen Leckerbissen für Schlagzeug-Fans
stellt die DVD „Surrounded by Drums“ dar, obwohl diese
ursprünglich gar nicht für solche konzipiert war. Im
5.1-Mehrkanal-Verfahren aufgenommen, soll sie eigentlich eine
Demo für das verwendete Aufnahme-Equipment sein und wird
zur Vorführung von Surround-Anlagen eingesetzt. Hierfür
haben sich die Macher mit Dennis Chambers, Simon Philips, Kenny
Aronoff und Mel Gaynor vier der weltbesten Schlagzeuger ins Studio
geholt, die jeweils zwei Soli spielen. Der besondere Clou dabei:
Bei der Aufnahme wurden absichtlich die Kanäle „vertauscht“
– die HiHat kommt beispielsweise von links, die tiefen Toms
hört man von rechts beziehungsweise rechts/hinten –
wodurch man sozusagen selbst direkt hinter dem Schlagzeug „Platz
nimmt“. Etwas störend kann sich dabei höchstens
die Kameraposition auswirken, die sich wegen des damals begrenzten
Budgets (mit nur einem Camcorder aufgenommen) durchgehend vor
dem Set befindet. Schließlich war das Projekt aber ja nie
als Lehrvideo gedacht, bei dem man sich durch verschiedene Nahaufnahmen
bestimmte Spieltechniken abschauen kann. Wen der unterschiedliche
Hör- und Blickwinkel stört, der kann entweder bei der
eigenen Anlage die Kanäle vertauschen oder: „Augen
zu, Ohren auf“.