Die Bayerischen Kunstförderpreise 2005 wurden verliehen
Am 17. November 2005 wurden in der Münchner Residenz von
Minister Dr. Thomas Goppel die Bayerischen Kunstförderpreise
verliehen. Diese Preise, dotiert mit je 5.000 €, werden an
junge, begabte Künstler in den Sparten Bildende Kunst, Darstellende
Kunst und Musik und Literatur verliehen. Die Preisträger müssen
über eine außergewöhnliche Begabung verfügen
und durch hervorragende Leistungen hervorgetreten sein. Außerdem
müssen sie in Bayern wohnen und dürfen höchstens
40 Jahre alt sein.
Die Preisträger der Bayerischen Kunstförderpreise 2005
in den Sparten Musik und Tanz sind die Tänzerin Ivy Amista,
der Jazzpianist Michael Wollny, die Schlagzeugerin Dessi Slava Kepenerova
und der Komponist Joachim F.W. Schneider. Die in Brasilien geborene
Ivy Amista absolvierte ihr Studium an der Ballettakademie in München.
Seit der Spielzeit 2003/04 gehört sie dem Bayerischen Staatsballett
an. Schon im ersten Jahr ihres Engagements übernahm sie Solorollen
wie die Olympia in „Kameliendame“, die Henriette in
„Raymonda“ und den Blauen Vogel in „Dornröschen“.
Von Ivy Amista sind außergewöhnliche Leistungen zu erwarten,
die eine internationale Karriere versprechen. Der Pianist Michael
Wollny studierte an der Hochschule für Musik in Würzburg.
In seiner Musik finden die verschiedensten Elemente der Jazz-Tradition
und der europäischen Kunstmusik zu einem außerordentlich
konsistenten Personalstil zusammen. Eine rege Konzerttätigkeit
im In- und Ausland und zahlreiche CD-Produktionen sowie verschiedene
Preise und Stipendien sind das Ergebnis von Michael Wollnys überzeugendem
künstlerischen Können. Die gebürtige Bulgarin Dessi
Slava Kepenerova begann ihr Schlagzeugstudium an der Musikhochschule
„P. Vladigerov“ in Sofia und setzte ihr Studium bei
Adel Shalaby am Richard-Strauss-Konservatorium in München fort.
Dessi Slava Kepenerova hat bereits mehrere Auszeichnungen und Preise
erhalten, zahlreiche Konzerte unter anderem mit dem „Adel
Shalaby Percussion Ensemble“ und dem Ballett im Gärtnerplatz-Theater
in München aufgeführt sowie mehrere Solo- und Kammermusikwerke
für Rundfunk- und Fernsehaufnahmen eingespielt. Joachim F.W.
Schneider studierte an der Hochschule für Musik Würzburg
bei Professor Heinz Winbeck Komposition. Schneider geht allen Schablonen
erfolgreich aus dem Weg und entwickelt eine überzeugende eigenständige
Klangpoesie. Auszeichnungen in vielen Wettbewerben und Aufführungen
durch namhafte Klangkörper wie beispielsweise RSO Saarbrücken,
Rias-Jugendorchester oder Ensemble Köln belegen die herausragende
Qualität seiner Werke. Sein Oeuvre umfasst Instrumental- und
Vokalmusik in mannigfaltigen Besetzungen vom Symphonieorchester
zum Streichquartett unter besonderer Berücksichtigung von Gitarren-
und Percussionmusik.
In der Sparte Bildende Kunst gingen die Preise an Heike Döscher,
Martina Salzberger, Peter Senoner und Richard Schur. Die in Hof
an der Saale geborene Künstlerin Heike Döscher studierte
an der Akademie der Bildenden Künste in München und stellt
seit 1998 kontinuierlich aus, zuletzt im Lenbachhaus in München.
Das Einrichten von Räumen ist das zentrale Thema ihrer Arbeiten,
das sie nach Ansicht der Jury in ungewohnter und ironischer Form
sowie in der Materialwahl und der künstlerischen Form überzeugend
umsetzt. Die Künstlerin Martina Salzberger hat ebenfalls an
der Akademie der Bildenden Künste in München studiert
und bisher 14 Ausstellungen bestritten. Sie stellt in ihren Arbeiten
das Nähen und Schneidern mit Stoffen in den Mittelpunkt. Der
Münchner Maler Richard Schur studierte an der Münchner
Akademie der Bildenden Künste Malerei und ist dort seit 2002
Assistent bei Professor Zeniuk. In den letzten Jahren machte er
durch zahlreiche qualitätvolle Ausstellungen auf sich aufmerksam.
In seinen abstrakten Farbflächenbildern setzt sich Schur intensiv
mit dem Verhältnis von Farben und Formen auseinander. Intensität,
malerische Qualität und ein einzigartiger persönlicher
Stil, so die Jury, zeichneten dabei sein Werk aus. Der aus Kastelruth
(Italien) stammende Bildhauer Peter Senoner studierte an der Akademie
der Bildenden Künste in München. Ausgehend von der traditionellen
Holzbildhauerei arbeitet er heute in den unterschiedlichsten bildnerischen
Medien. Im Zentrum seines Werkes stehen glatte und perfekte menschliche
Skulpturen, die wie computeranimierte, fremd gesteuerte Wesen wirken.
In der zeitgenössischen Skulptur nimmt er so eine viel beachtete
eigenständige Position ein.
In der Sparte Literatur wurden die Preise, von denen einer von
der Kester-Haeusler-Stiftung (Fürstenfeldbruck) dotiert wurde,
an Jens Petersen, Lena Gorelik, Volker Klüpfel und Michael
Kobr verliehen. Für ihren autobiographisch gefärbten Debütroman
„Meine weißen Nächte“ (2005) wurde Lena Gorelik
aus München ausgezeichnet. Erfrischend unverbraucht und voll
Humor erzählt die 1981 in St. Petersburg geborene Autorin,
wie eine junge russische Immigrantin in Deutschland in die neue
Kultur hineinwächst. Gleichzeitig bleibt ihr jüdisch-russischer
Hintergrund durch die Familie gegenwärtig. Nach abgeschlossener
Ausbildung an der Münchner Journalistenschule absolviert Gorelik
derzeit den „Elitestudiengang Osteuropa“. Der 1976 in
Pinneberg geborene Jens Petersen, Neurologe in München, erhielt
den Bayerischen Kunstförderpreis für seinen ersten Roman
„Die Haushälterin“ (2005). Lakonisch und subtil
seziert der Autor die krisenhafte Initiationserfahrung eines 17-Jährigen
zwischen unerfüllter Liebessehnsucht und schmerzhafter Auseinandersetzung
mit dem Vater, der als machtvoller Rivale und Versager zugleich
erlebt wird. Für das Romanprojekt erhielt Petersen 2003 das
Literaturstipendium der Stadt München. Das Autorenduo Volker
Klüpfel (geb. 1971) und Michael Kobr (geb. 1972) erhielt den
Preis für den amüsanten Allgäu-Kriminalroman „Erntedank“
(2004).
Der Kulturredakteur Klüpfel und der Realschullehrer Kobr aus
Memmingen verfassen ihre erfolgreichen Romane um den schrullig-behäbigen
Altusrieder Kommissar Kluftinger gemeinsam und spielen die Klaviatur
des Genres souverän.