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nmz-news
nmz 2005/12 | Seite 2
54. Jahrgang | Dez./Jan.
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Letts neuer IMC-Präsident
Zeitgleich zum ersten internationalen Musikforum (World Forum on
Music), das Anfang Oktober unter dem Titel „Musik und Gesellschaft
im 21. Jahrhundert“ in Los Angeles, USA, stattfand, hielt
der Internationale Musikrat (IMC) seine 31. Generalversammlung ab.
Delegierte aus allen Kontinenten wählten Richard Letts zum
neuen Präsidenten. Letts promovierte an der University of California,
Berkeley und ist heute Generalsekretär und Gründungsmitglied
des Australischen Musikrates. Als Musiker, Autor, Herausgeber, Forscher
und Förderer der Musik ist er eine zentrale Figur der australischen
und internationalen Musikszene. In den Vorstand des IMC wurden außerdem
neu gewählt: Patricia Adkins Chiti (UK/Italien), Felipe de
Leon (Philippinen), Lupwishi Mbuyamba (Demokratische Republik Kongo),
Victor Sahab, Vizepräsident (Libanon) und Beata Schanda (Ungarn).
Das Mandat folgender Vorstandsmitglieder läuft weiter: Anne
Dowling (USA), Valentina Frenot-Diaz (Paraguay), André Lamielle
(Frankreich/Deutschland), Peter Rantasa (Österreich), Einar
Solbu, Vizepräsident (Norwegen), Margie Reese, Vizepräsidentin
(USA). Lars Grunth (Dänemark) wurde in den Vorstand kooptiert
und übernimmt die Aufgabe des Schatzmeisters. Der Internationale
Musikrat ist eine Nicht-Regierungs-Organisation, die 1949 durch
den Generaldirektor der UNESCO gegründet wurde. Auf europäischer
Ebene ist der Europäische Musikrat mit Sitz in Bonn Ansprechpartner
für alle Mitglieder.
Zwischen Bio‘s Bahnhof und BuJazzO
Zum siebzigsten Geburtstag von Peter Herbolzheimer
Ende der 60er-Jahre veränderte ein junger Bandleader die deutsche
Musikszene nachhaltig: Peter Herbolzheimer „erfand“
seine Rhythm Combination and Brass. Zwei Jahrzehnte später,
1987, wurde er Leiter des neu gegründeten Bundesjugendjazzorchesters,
BuJazzO. Am BuJazzO vorbei machen heute nur noch wenige Jazzmusiker
Karriere – das Orchester ist inzwischen eine neidlos akzeptierte
Plattform für junge Leute, die kurz vor dem Beginn ihrer professionellen
Karriere stehen. Unter den „Ehemaligen“, die sich einen
internationalen Namen gemacht haben, sind Musiker wie Till Brönner,
Steffen Schorn oder Claudio Puntin.
Die Laufbahn des am 31. Dezember 1935 in Bukarest geborenen Peter
Herbolzheimer ist – wie bei vielen seiner Generation –
nicht so geradlinig wie die eines heutigen BuJazzO-Absolventen.
Wie Albert Mangelsdorff lernte auch er zuerst Gitarre. 1951 siedelte
er nach Deutschland über, dann folgten drei Jahre in Detroit,
USA, wo er zunächst das Abitur machte und eine Ausbildung zum
technischen Zeichner bei General Motors anschloss. 1958 begann Herbolzheimer
ein Musikstudium am Konservatorium in Nürnberg, erst 1959 fing
er an – hauptsächlich autodidaktisch – Bass-Posaune
zu spielen. Als junger Musiker spielte Herbolzheimer mit vielen
Jazzern der Nachkriegsgeneration in den amerikanischen Clubs, darunter
Heinz Koller oder die Mangelsdorff-Brüder. Hier entstand sein
Netzwerk aus erstklassigen Musikern, auf das er später als
Bandleader immer wieder zurückgreifen konnte. Auch in seiner
Funktion als Posaunist bei Bert Kämpfert lernte er entscheidende
Musiker kennen, wie Herb Geller, die van-Lier-Brüder oder Ack
van Royen. Wie seine Kollegen aus der mehr swingenden Big-Band-Fraktion
fand auch er den Weg ins Fernsehen. 1976 bestritt er die ZDF-„Jazz-Gala“
mit Gerry Mulligan, Stan Getz, Nat Adderley, Toots Thielemans, Albert
Mangelsdorff, Wolfgang Dauner und Volker Kriegel. 1978 war der Beginn
der langjährigen Zusammenarbeit mit Alfred Biolek bei „Bio‘s
Bahnhof“.
Herbolzheimers unzählige Festivalauftritte, seine Schallplatten
und Preise aufzuzählen, würde den Rahmen dieser Würdigung
sprengen. Am besten, er kommt selbst noch einmal zu Wort: „Ich
werde seit 20 Jahren gefragt: ‚Big Bands, gibt es das noch?‘
Es gibt heute zwischen 4.000 und 5.000 Big Bands im Amateur- und
im schulischen Bereich. Das glaubt Ihnen aber kein Mensch, denn
verfolgt man die Medien, würde man meinen, es gibt nur eine
Popwelt. Dabei gibt es ein Leben außerhalb dieser Gegebenheiten
und das spiegelt zum Beispiel das Bundesjugendjazzorchester wider.“
ak.
Opernbühne und politisches Parkett
Wilfried Hiller wird Präsident des Bayerischen Musikrates
Der Komponist und Rundfunkredakteur Wilfried Hiller wurde auf der
Jahres-Delegiertenversammlung des Bayerischen Musikrates zum neuen
Präsidenten gewählt. Der Vorgänger Wilfried Anton
dankte zu seinem Abschied den Entscheidungsträgern im Landtag,
in den Ministerien und auf den kommunalen Ebenen für deren
Aufgeschlossenheit gegenüber den kulturpolitischen Anliegen
des Bayerischen Musikrates und den zahlreichen ehrenamtlich tätigen
Vertretern der Musikinstitutionen und -verbände im BMR für
ihr nachhaltiges Engagement. Für Wilfried Hiller bleibt trotzdem
noch genug zu tun. „In Zeiten knapper Kassen ist es wichtiger
denn je, irreparable Schäden für das Laienmusizieren,
die musikalische Bildung, die Breiten- und Spitzenförderung,
die künstlerische Musikpflege und überhaupt für alle
Musikinstitutionen abzuwenden“, führte der scheidende
Präsident aus. Inhaltlich gab er seinem Nachfolger auf den
Weg, die Einrichtung einer Landesstelle für Musik und musikalische
Bildung mit Nachdruck zu betreiben und sich für die Abschaffung
der Wahlpflicht zwischen Kunsterziehung und Musik in den 7. bis
9. Hauptschulklassen einzusetzen. Wilfried Hiller, dessen Musiktheaterwerke,
nicht zuletzt die Stücke für Kinder, weite internationale
Beachtung genießen, besitzt gerade auf dem musikpädagogischen
Felde große Erfahrung, sein Wort hat Gewicht. Es darf erwartet
werden, dass er sein Amt mit Elan und zugleich mit Augenmaß
für das Mögliche führen wird. Das sind gute Bedingungen
für eine gedeihende Arbeit.
Vorsitzende der Richard-Strauss-Gesellschaft
Brigitte Fassbaender, Intendantin des Tiroler Landestheaters Innsbruck,
wurde Ende November zur Vorsitzenden der Richard-Strauss-Gesellschaft
gewählt. Der langjährige Vorsitzende und Gründer
der Gesellschaft, Wolfgang Sawallisch, war aus gesundheitlichen
Gründen von seinem Amt zurückgetreten. Die Richard-Strauss-Gesellschaft
wird künftig enger mit dem Richard-Strauss-Institut und dem
Richard-Strauss-Festival in Garmisch-Partenkirchen zusammenarbeiten.
Für das Frühjahr wird erstmals der „Richard-Strauss-Wettbewerb“
für das Fach Horn ausgeschrieben. Der Preisträger spielt
als Solist im Eröffnungskonzert des Richard-Strauss-Festivals
2006 mit der Camerata Salzburg. Als erste Amtshandlung konnte die
neue Vorsitzende Brigitte Fassbaender im Münchner Gasteig die
Richard-Strauss-Medaille an die Gewinnerin des diesjährigen
Richard-Strauss-Gesangswettbewerbs überreichen: Die erst 25-jährige
Sopranistin Anja-Nina Bahrmann studiert noch an der Robert-Schumann-Hochschule
Düsseldorf bei Jeanne Piland.
Kulturgroschen für Daniel Barenboim
Der Deutsche Kulturrat zeichnet Generalmusikdirektor Daniel Barenboim
mit dem Kulturgroschen 2006 aus. Der Kulturgroschen wird seit 1992
verliehen und ist die höchste Auszeichnung, die der Deutsche
Kulturrat für kulturpolitisches und kulturelles Engagement
verleiht. Der Deutsche Kulturrat ehrt 2006 damit das Engagement
von Daniel Barenboim für die Künste, für den interkulturellen
Dialog und für die nachhaltige Förderung von Kultur. Weiter
soll der persönliche Einsatz von Daniel Barenboim bei dem von
ihm gegründeten israelisch-palästinensischen Jugendorchester
geehrt werden. Das israelisch-palästinensische Jugendorchester
zeigt, wie mit der Sprache der Kunst Beiträge zur Verständigung
zwischen den Völkern geleistet werden können. Die Verleihung
findet im Frühjahr 2006 in Berlin statt.
Jenö Takács
Im Alter von 103 Jahren starb der österreichisch-ungarische
Komponist Jenö Takács in Eisenstadt. Takács,
der seit 1926 mit Belá Bartók bekannt war, führte
ein bewegtes Leben: Er studierte in Wien, lehrte am Konservatorium
in Kairo, dann an der Universität Manila. Dort unternahm er
Expeditionen zu den Stämmen von Luzon. Während des Krieges
lebte Takács in Ungarn, danach folgten Lehrtätigkeiten
in der Schweiz und von 1952 bis 1970 in Cincinnati, USA.
Gunther Schuller 80
Am 22. November feierte Gunther Schuller seinen 80. Geburtstag.
Seine Laufbahn begann Schuller als Hornist im Orchester der Met,
später spielte er mit Miles Davis bei dessen „Birth of
the Cool“. Der in New York geborene Komponist, Dirigent, Theoretiker,
Pädagoge und Musikschriftsteller gilt als der Erfinder des
„Third Stream“.