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Ausgabe 2005/12
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nmz 2005/12 | Seite 41
54. Jahrgang | Dez./Jan.
Oper & Konzert

Magnetpol für junge Geigenkunst

Zur zweiten Auflage des Henri-Marteau-Violinwettbewerbes

Hochherzig fiel der Dank aus: „Es wird mir eine Freude sein, beitragen zu dürfen, der Stadt Lichtenberg zu weiterem Glanz und Ansehen zu verhelfen“, schrieb Henri Marteau, 1874 in Reims geboren und einer der bedeutendsten Geiger seiner Zeit, als ihm die kleine Gemeinde im nordostbayerischen Frankenwald 1934 die Ehrenbürgerschaft antrug. Fünf Monate später starb der Weltberühmte in seiner weitläufigen Villa, die er 1913 im Örtchen bezogen hatte. Seit 1982 dient das Haus Marteau dem Bezirk Oberfranken als internationale Begegnungsstätte, der Förderung musikalischer Hochbegabungen gewidmet. Zugleich sieht sich ein Freundeskreis dem Andenken des Genius verpflichtet. Beides Ziele, denen auch der Henri-Marteau-Violinwettbewerb – neben einem weiteren in Augsburg der einzige in Bayern – verschrieben ist. Um Jugend aus aller Herren Länder, um gute Nachbarschaft zwischen den Völkern macht er sich verdient, den Namen des französischen Geigenvirtuosen will er bekannt halten und „Glanz und Ansehen“ Lichtenbergs als Kulturschauplatz herausstellen.

v.l.n.r.: Wilfried Schönweiß, Initiator und Organisator, mit Stefan Tarara und Danae Papamatthäou-Matschke und Musikdirektor Stefan Fraas

Bild vergrößernv.l.n.r.: Wilfried Schönweiß, Initiator und Organisator, mit Stefan Tarara und Danae Papamatthäou-Matschke und Musikdirektor Stefan Fraas

Jenen eher winzigen Punkt auf der Landkarte wünscht sich Wilfried Schönweiß als Magnetpol junger Geigenkunst. Innerhalb des veranstaltenden Freundeskreises amtiert Schönweiß als unermüdlich rühriger, verbindungsreicher „spiritus rector“ des Wettbewerbs. Zum Schirmherren bat er erfolgreich den Bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, zur Finanzierung öffnete er öffentliche Hände und gewann private und privatwirtschaftliche Geldgeber.

37 samt und sonders hoch qualifizierte Geigerinnen und Geiger lockte die Ausschreibung zur zweiten Auflage Anfang Juni an; Meldungen waren aus 27 Nationen eingegangen. Mit einem „familiären Wettbewerb“ durften die bis zu 25 Jahre alten Jungkünstler rechnen und sich auf Frühsommertage in traumschöner Mittelgebirgslandschaft freuen. Auf Urlaub nicht: Die künstlerischen und nervlichen Anforderungen waren, wie bei der Premiere 2002, enorm. In zwei Alterskategorien traten die Teilnehmer an, und in drei Runden. Zunächst hatten sie mit Solo- und Konzertwerken etwa von Bach und Paganini, dazu mit einem Pflichtstück des auch als Komponist hervorgetretenen Henri Marteau zu bestehen, gegeneinander und vor der von Professor Günther Weiß angeführten Jury, die sich aus glänzenden Hochschullehrern und Musikern von globalem Ansehen zusammensetzte – Experten wie Walter Forchert und Zakhar Bron, Elizabeth Wallfisch und Wanda Wilkomirska, die sich zur Verfügung stellten, weil sie, einhelligem Bekenntnis nach, der Veranstaltung internationales Format zusprechen. Wer es in die zweite Runde schaffte, durfte sich bei einem vierzigminütigen Rezital mit freiem Programm präsentieren. Für die Teilnehmer an der Finalrunde endlich waren Konzerte von Bruch und Tschaikowsky vorgeschrieben.

An der musikliebenden Bevölkerung der hochfränkischen Kulturregion ging die Konkurrenz keineswegs vorüber. Nicht nur, dass die Wertungsspiele öffentlich ausgetragen wurden; zum Wettbewerb gehörte am Eröffnungsabend ein erlesen musiziertes, aus Raritäten komponiertes Kammerkonzert mit dem Berliner Somervell-Klarinettenquintett, das dabei eine eigens für den Anlass geschaffene Komposition des französischen Zeitgenossen Jean-Michel Damase aus der Taufe hob. Beim Schlusskonzert – nach einer „Musikalischen Andacht“ in Lichtenberg sowie kleineren Gastauftritten von Preisträgern in Hof und im vogtländischen Mißlareuth – stellten dann die Sieger in Bad Steben ihre Künste vor, begleitet von der Vogtland-Philharmonie Greiz-Reichenbach unter Stefan Fraas.

Mit Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert imponierte die siebzehnjährige Griechin Danae Papamatthäou-Matschke wuchtig und ohne Umschweife, zielgenau und technisch durchtrainiert. Ans erste Konzert des „Teufelsgeigers“ Niccolo Paganini wagte sich sodann ihr deutscher Kollege Stefan Tarara, vom Publikum im voll besetzten Kurhaussaal geradezu frenetisch gefeiert für seine Artikulationsvielfalt und rasende Fingerfertigkeit. Dass es in beiden Darbietungen den Mittelsätzen an Intensität und Milde mangelte, fiel auf und schien doch entschuldbar: Um angehende Teufelsgeiger handelt es sich bei beiden Interpreten, um Satansbraten mit indes nicht nur oberflächlicher Kraft. Auf bald tiefere Seeleneinsicht lassen sie hoffen, wie sie einem Künstler zukommt, dem es um „Glanz und Ansehen“ zu tun ist.

Michael Thumser

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