nmz 2005/12 | Seite 31
54. Jahrgang | Dez./Jan.
Verband Bayerischer
Sing- und Musikschulen
Schwieriges Geschäft Bildungspolitik
Bayerischer Musikschultag in München · Carl-Orff-Medaille
für Dr. Thomas Goppel
Mehr als 300 Gäste aus Politik, Bildung und Kultur nahmen
am Festakt im Saal des Alten Rathauses der Landeshauptstadt München
teil. Der für die Musikschulen zuständige Wissenschaftsminister
Dr. Thomas Goppel wurde von Landrat Hanns Dorfner, Präsident
des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM), für
seine besonderen Verdienste um die bayerischen Musikschulen mit
der Carl-Orff-Medaille ausgezeichnet. Landrat Dorfner hob die maßgebliche
Beteiligung des Wissenschaftsministeriums für die Kooperationsvereinbarung
zwischen Schule, Musikschule und Blasmusik hervor. Eingebettet in
den Bayerischen Musikschultag war das 175-jährige Jubiläum
der Städtischen Sing- und Musikschule München. Trotz langer
Tradition habe die Münchner Sing- und Musikschule, so Oberbürgermeister
Christian Ude in seiner Begrüßung, den Blick auf die
Herausforderungen der Zeit nie verloren. Die Weiterentwicklung der
Zusammenarbeit von allgemein bildenden Schulen und Musikschulen
hat Kultusminister Siegfried Schneider auf dem Musikschultag gefordert.
Schule und Musikschule haben schon immer voneinander profitiert“,
sagte Kultusminister Siegfried Schneider. Infolgedessen will Schneider
die Synergien, die sich aus den beiden Bereichen Schule und Musikschule
ergeben, genutzt wissen: „Wir müssen die unterschiedlichen
Bausteine der Musikerziehung zu einem harmonischen Ganzen zusammenführen.“
Gelingen soll das durch die enge Verbindung von schulischem Musikunterricht
und Unterricht an der Musikschule. Der Ausbau der Ganztagsangebote
an den bayerischen Schulen biete den Musikschulen eine „große
Chance“, weil sie bei den Kooperationen mit den allgemein
bildenden Schulen sehr viele Kinder und Jugendliche mit ihrer Arbeit
erreichen könnten. Auch deshalb habe das Kultusministerium
gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium Kooperationsvereinbarungen
sowohl mit den Sing- und Musikschulen als auch mit dem Bayerischen
Musikrat geschlossen. „Mit diesen Vereinbarungen haben wir
die zukünftige Zusammenarbeit auf eine gute Basis gestellt“,
erklärte Schneider. Dass alle institutionellen Partner durch
das Miteinander gewinnen, wünscht sich Kultusminister Schneider.
Die Hauptgewinner dabei sind freilich die Kinder und Jugendlichen.
Bildungspolitik setze ganzheitliches Handeln voraus. „Ohne
die Berücksichtigung von Musik und musisch-ästhetischer
Bildung“, so Schneider, „würden wir unseren Auftrag
nicht richtig erkannt haben“. Im Klartext: Viele Unterrichtsfächer
vermittelten Wissen und Können. Nach Artikel 131 der Bayerischen
Verfassung sollen die Schulen aber auch „Herz und Charakter
bilden“. Hervorragend eigneten sich die musisch-ästhetischen
Unterrichtsfächer, Schlüsselqualifikationen bei den Schülern
zu entwickeln, so Schneider. „Im Musikunterricht können
sie ohne große theoretische Grundlagen erprobt und eingeübt
werden“, erklärte er. „Werte, Arbeitshaltung, Disziplin,
sich auf Regeln einlassen, aufeinander hören – das sind
Bereiche, die wir in jedem Stadium unseres Lebens brauchen.“
Besonders die jungen Menschen könnten sie im beruflichen Leben
einbringen.
Dass aber bei aller fachlichen Notwendigkeit die Bildungspolitik
ein schwieriges Geschäft in diesen Zeiten bleibt, verheimlichte
der Kultusminister ebenso wenig. Es fehle schlicht-weg das Geld
für wichtige Investitionen in die Bildung, insbesondere in
die musische Bildung. So stünde sein Einsatz für die musikalische
Bildung immer im Widerspruch von Wünschenswertem und Machbarem.
Freunde und Partner
Sich weiterhin für die Sing- und Musikschulen in besonderem
Maße einzusetzen, versicherte auch Wissenschaftsminister Dr.
Thomas Goppel, der mit der höchsten Auszeichnung des bayerischen
Musikschulverbandes geehrt wurde. Die Carl-Orff-Medaille überreichte
VBSM-Präsident Landrat Hanns Dorfner. Er dankte Dr. Thomas
Goppel in seiner Laudatio für sein langjähriges und großes
Engagement für die Musik in Bayern. Als junger Abgeordneter
war er bereits an der Entstehung des ersten bayerischen Musikplans
der Bayerischen Staatsregierung von 1987 beteiligt. Vor zwei Jahren
habe Dr. Goppel, damals im Amt als Präsident des Musikbundes
von Ober- und Niederbayern, den Schulterschluss mit den Musikschulen
in Form einer Kooperationsvereinbarung besiegelt. Unter Beteiligung
von Wissenschaftsministerium und Schulministerium sowie dem Bayerischen
Blasmusikverband wurde eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit von
Schulen, Musikschulen und Blasmusik unterzeichnet. Diese Kooperationsvereinbarung
sei ein „wichtiger Meilenstein für die Entwicklung der
musikalischen Bildung in Bayern“, bekräftigte Dorfner.
„Ein gutes Quartett hängt auch davon ab, dass der zweite
Geiger nie krank wird“, kommentierte Thomas Goppel seinen
Beitrag zum gemeinschaftlichen Tun von Ministerien und Musikverbänden.
In der heutigen Zeit komme es darauf an, Freunde und Partner für
die eigene Sache zu begeistern und sie „von der Notwendigkeit
zu überzeugen“, so Goppel, „in Menschen zu investieren,
die mit ihren Begabungen und Fähigkeiten dafür sorgen,
dass unsere Herzen in Schwingungen versetzt werden“. Ganz
im Sinne des Singens und Musizierens verstehe er sodann die Ehrung
mit der Carl-Orff-Medaille: als Motor für das Vorantreiben
der Musikschularbeit in Bayern.
Zukunftsinitiative Musikschule
Anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der Städtischen
Sing- und Musikschule München verwies Oberbürgermeister
Christian Ude auf die Erfolge und Leistungen der Musikschularbeit
in der Landeshauptstadt mit ihren 9.000 Musikschülern. Ude
forderte die Musikschulvertreter auf, den jungen Menschen in Zukunft
noch stärker zu vermitteln, wie modern Musik in einer globalisierten
Welt ist:
„Musik wird als einzige weltweite Verständigung auf
höchstem Niveau an Bedeutung gewinnen“, urteilte Ude.
Musikschulen müssten um die jungen Leute werben. Den jungen
Menschen müsse bewusst werden, dass es heutzutage modern ist,
sich ausdrücken und entfalten zu können.
„Kinder und Jugendliche muss es doch reizen, dies in einer
Sprache, die weltweit verstanden wird und Kommunikation ermöglicht,
auch tun zu können“, so die Hoffnung des Oberbürgermeisters.
Musikschulen seien weder altehrwürdige Einrichtungen noch ein
Auslaufmodell.
„Sie sind vielmehr eine Initiative“, betonte Ude, „die
auf viele Herausforderungen der Zukunft bereits die richtige pädagogische
Antwort gefunden hat“.