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nmz-archiv
nmz 2006/02 | Seite 48
55. Jahrgang | Februar
Musik-Termine
Maulwerker und Goldkehlchen
Während Lied- und Chorgesang vor und nach 1945 infolge massiver
ideologischer Belastungen als Inbegriff dumpfer musikalischer Reaktion
galten, besann sich die junge internationale Nachkriegsavantgarde
in den 50er-Jahren auf die Geburt der Musik aus dem Geiste des Gesangs
und schuf auf der Grundlage konkreter Sprachlaute und Artikulationsweisen
sowie Dank der Unterstützung experimentierfreudiger Ensembles
eine neuartige Vokalmusik im schillernden Zwischenbereich von Klang,
Affekt, Bedeutung und Sprache, in dem sich die Neue Musik bis heute
besonders produktiv zeigt.
Das Festival Neue Musik Stuttgart „Eclat“ bringt anlässlich
des 80. Geburtstags des Gründers und langjährigen Leiters
der legendären Schola Cantorum Stuttgart Clytus Gottwald am
9. Februar neue Chorwerke in Interpretationen des inzwischen ebenso
verdienten SWR Vokalensembles Stuttgart: Gottwalds Chorbearbeitungen
von drei Liedern Alban Bergs, Heinz Holligers „Utopie Chorklang
für drei zwölfstimmige Chorgruppen (im Drittelton-Abstand)“
und Hans Ulrich Lehmanns „Annäherungen an Helmut Heißenbüttel
für gemischten Chor a cappella“.
Bis zum 12. Februar präsentiert das Festival im Stuttgarter
Theaterhaus neben Uraufführungen von Johannes Boris Borowski,
Wolfgang Florey, Alberto Hortigüela, Stefan Keller, Olga Neuwirth,
Wolfgang Rihm, Dieter Schnebel und Shirui Zhu weitere neue Vokalwerke
von Walter Zimmermann und Georg Friedrich Haas, die für die
Neuen Vokalsolisten Stuttgart in Kombination mit dem Cellisten Jean-Guihen
Queyras und dem Bratschisten Garth Knox entstanden.
Auch andernorts zeigt man sich sangesfreudig: Am 1. Februar erklingt
in Manchester erstmals Hugh Woods „Song Cycle“ für
Tenor und Klavier und am 3. Februar in der Münchner St. Michaelskirche
Wilfried Maria Danners „Requiem aeternam – in memoriam
Marcello Viotti“. Es folgen am 6. Februar Reinhard Febels
„Zwei Lieder“ für Frauenstimme und Ensemble in
Edinburgh, am 8. Februar José M. Sanchez-Verdús „La
rosa y el ruiseñor“ für Sopran, Bariton und Orchester
beim Festival de Canarias in Las Palmas sowie am 20. Februar im
Sendesaal Bremen Burkhard Friedrichs „Reigen-songs of love
and sorrow“ für Mezzosopran, Violine und Klavier und
– zuzüglich eines Saxophons – Oliver Trötschels
„Drei Gesänge nach Rainer Maria Rilke“.
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen
2.2.: Dimitri Terzakis, Diptychon für Klavier,
Musikhochschule Frankfurt
12.2.: Stefan Thomas, Toys für Orchester,
Stadthalle Osnabrück
14.2.: Matthias Pintscher, Cellokonzert Reflections
on Narcissus, Radio France Paris
15.2.: Arvo Pärt, La Sidone für Orchester,
Turiner Dom anlässlich der Olympischen Winterspiele
16.2.: Charlotte Seither, Visible thoughts für
Trio, Saarbrücken
17.2.: Rebecca Saunders, Neues Werk für
zwei Kontrabässe, Konzerthaus Dortmund
23.2.: Mark André, das ist mein Leib für
Violoncello und Live-Elektronik, Haus der Deutschen Ensemble Akademie
Frankfurt
23.2.: Karlheinz Stockhausen, 1st Natural durations
for piano from the 3rd Hour of KLANG, Holy Trinity Church New
York