nmz 2006/02 | Seite 30
55. Jahrgang | Februar
Verband Bayerischer
Sing- und Musikschulen
Wie macht Musik Sinn?
Erster Fachtag zur Zusammenarbeit von Musikschule und Kindergarten
Der erste Fachtag zum Thema „Elementare Musik- und Bewegungserziehung
im Umfeld des Kindergartens“ führte auf Einladung des
VBSM im November in Ebersberg fast 60 Fachleute aus Kindertagesstätten,
öffentlichen Musikschulen und Aufsichtsbehörden zusammen.
Das Motto des neuartigen Symposiums im Tagungszentrum der Kreissparkasse
war gleichzeitig sein Programm: „Wie macht Musik Sinn?“.
Diese Frage erörterten Pädagogen und Vertreter der verschiedenen
Institutionen unter dem Aspekt der wechselseitigen Ergänzung
und partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Musikschule und Kindergarten.
Die Gastreferentin, Dr. Regina Pauls, Professorin am Orff-Institut
der Hochschule „Mozarteum“ in Salzburg, gab der Tagung
wissenschaftlich fundierte, praxisbezogene und anschauliche Impulse.
Sie verstand es, die beruflichen Ansätze sowohl der Erzieherinnen
aus Kindergärten als auch der Früherziehungslehrkräfte
aus öffentlichen Musikschulen zu integrieren und ganz auf die
alterstypischen Wahrnehmungs- und Lernmuster der drei- bis sechsjährigen
Kinder auszurichten. „Kinder kommen zu uns als Originale“,
so Pauls, „bemühen wir uns, dass sie nicht zu Kopien
werden, sondern Originale bleiben“, appellierte sie an die
Pädagogen.
Fachlehrerinnen aus der kommunalen Musikschule im Landkreis Ebersberg
hatten zuvor die Prinzipien ihrer Arbeit vorgestellt und Beispiele
der praktizierten Methoden vorgeführt. Gisela Eibeck aus der
Musikschule Bochum reiste aus Nordrhein-Westfalen an, um den Experten
aus ganz Bayern ihr erfolgreiches Konzept „EMU – Elementare
Musische Erziehung in Kindertagesstätten in Kooperation mit
Musikschulen“ vorzustellen und gab damit wertvolle Anregungen.
Peter Pfaff, Musikschulleiter in Grafing und Fachsprecher des
VBSM für die Zusammenarbeit von Musikschulen und Kindertagesstätten,
skizzierte die Ziele und Umsetzungsrichtlinien des neuen Bayerischen
Bildungs- und Erziehungsplanes „BayBEP“ und die durch
das neue Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz „BayKiBiG“
geänderten Bestimmungen. Sein Augenmerk richtete er dabei vor
allem auf das Ausloten möglicher Kooperationsformen. Der Zusammenarbeit
mit der öffentlichen Musikschule misst der „BayBEP“
im Bereich Musik unter dem Prinzip der „Gemeinwesenorientierung
und Kooperation mit fachkundigen Stellen“ besondere Bedeutung
bei. Der Erziehungsplan fordert im Falle einer konkreten Zusammenarbeit
die fachlich-kompetente Abstimmung der Konzepte von Kindergarten
und Musikschule. Mit Erleichterung nahmen die Teilnehmer des Fachtags
zur Kenntnis, dass der Gesetzgeber einer Partnerschaft von Kindergärten
und öffentlichen Musikschulen dann keine Widerstände entgegensetzt,
wenn die gemeinsame Arbeit von den Trägern vereinbart und von
den Pädagogen inhaltlich mit der Gesamtkonzeption der Kindertagesstätte
verknüpft wird. Fachsprecher Peter Pfaff hatte sich schon im
Vorfeld der Tagung beim zuständigen „Bayerischen Staatsministerium
für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen“ informiert.
Wichtig schien es den Anwesenden zu sein, dass sich eine Kooperation
mit dem neuen Modell der „kindbezogenen Förderung“
in den Kindertagesstätten verträgt. Pfaff konnte hier
von Seiten des Ministeriums unter Voraussetzung gewisser Auflagen
„grünes Licht“ weitergeben.
So waren die besten Voraussetzungen geschaffen, dass sich die
zum Fachtag versammelten Experten im Anschluss auf das konzentrieren
konnten, was gemeinsame Aufgabe ist: die Planung der altersgerechten
Formen elementarer Musik- und Bewegungserziehung. Mehrere Arbeitsgruppen
brachten Grundprinzipien, Erziehungsziele, Methoden, Organisationsformen
sowie die Anforderungen an Ausstattung und Arbeitsbedingungen zu
Papier. Ideen für die gemeinschaftliche Weiterbildung von Musikschullehrkräften
und Erzieherinnen wurden als Anregung für die Träger-Dachverbände
formuliert. Wichtig ist es den Beteiligten, durch die gemeinsame
Arbeit möglichst alle Kinder einer Tagesstätte zu erreichen,
unabhängig von sozialer Herkunft oder familiärer Prägung.
Ein darauf ausgerichtetes konkretes Modell der Partnerschaft von
Musikschule und Kindergarten könnte schon im nächsten
Jahr im Landkreis Ebersberg in die Erprobung gehen. Ingrid Heinzinger,
zuständig für die Kindergartenaufsicht des Landratsamtes
Ebersberg, hat dazu gemeinsam mit Musikschulleiter Peter Pfaff und
seinen Früherziehungslehrerinnen weitere Sondierungs- und Vorbereitungsmaßnahmen
verabredet. Sie stellen zurzeit den Vertretern des Gesamt-Elternbeirats
und den Fachreferenten der Kindergartenträger die Grundidee
vor.
So könnten sich aus den Ergebnissen dieses ersten Fachtags
in Ebersberg Pilotprojekte entwickeln, die später als leuchtende
Beispiele dazu auffordern, die musikpädagogischen Ziele des
Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplanes allerorten mit Leben
zu erfüllen. Die Teilnehmer des Symposiums gingen mit dem Wunsch
auseinander, sich im kommenden Jahr wieder zu einer Arbeitstagung
zu treffen. Ein schönes Kompliment gab es jedenfalls für
die Initiatoren der Veranstaltung: „Das macht Sinn –
für unsere Kinder!“