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VdM
nmz-archiv
nmz 2006/02 | Seite 26
55. Jahrgang | Februar
Verband deutscher Musikschulen
Gelungene Music-Comedy-Love-Story
Musikschule Mosbach zeigte die deutsche Erstaufführung von
„The Goodbye Girl“
Mit der deutschen Erstaufführung des Musicals „The Goodbye
Girl“ von „A Chorus Line“-Komponist Marvin Hamlisch
hat die Mosbacher Musikschule ihre Reihe von Broadway-Produktionen
erfolgreich fortgesetzt. Nahezu 2.000 begeisterte Besucher sahen
Mitte Oktober 2005 die vier Aufführungen in der Festhalle „Alte
Mälzerei“. Unter der Regie von Annette Diedrich zeigten
60 Sänger, Schauspieler, Tänzer und Musiker der Musikschule
Mosbach das über dreistündige Musical in einer ungekürzten
Original-Fassung, unterstützt von einem 20-köpfigen Helferteam.
Es liest sich schon wie eine kleine Sensation: 1993 am Broadway
uraufgeführt, kam „The Goodbye Girl“ 1997 nach
Europa, in das Londoner Westend. In Deutschland sahen am 14. Oktober
2005 500 Zuschauer nach zweijähriger Vorbereitungszeit die
erste Aufführung in deutscher Sprache – und zwar in Mosbach,
einer nordbadischen „Großen Kreisstadt“ mit 25.000
Einwohnern.
Dass dies überhaupt möglich war, ist zunächst das
Verdienst von Hauptdarsteller Jan Leonhardt (26), der sowohl Dialoge
als auch Songtexte parallel zu seinem Studium ins Deutsche übertrug.
Auf der Bühne spielte Leonhardt den Schauspieler Elliott Garfield.
Aus Chicago kommend, erhält dieser an einem winzigen „Off-Off-Broadway-Theater“
die Rolle von Shakespeares Richard III. Nach den Wünschen seines
Regisseurs soll er diese Rolle „als ein Mann, der eine Frau
spielt, die einen Mann spielt“ geben. Der Flop ist vorprogrammiert,
der Angriff auf die Lachmuskeln der Zuschauer in diesem „Theater
im Theater“ ebenfalls.
Kaum weniger schwierig gestaltet sich die Wohnsituation des schlagfertigen
Mimen. Denn als er die von einem Schauspielerkollegen untervermietete
Wohnung gegen Mitternacht betreten will, findet er dort die just
von besagtem Kollegen verlassene Ex-Tänzerin Paula mit ihrer
zehnjährigen Tochter Lucy vor, die resolut ihr Heim verteidigt.
Wie die ungleichen Bewohner der sich anbahnenden Zweck-WG doch noch
zusammenfinden, bildet den roten Faden der romantischen Music-Comedy-Love-Story.
Das solide gezimmerte und gemalte Bühnenbild inklusive einer
Drehbühne für schnelle Wechsel ließ die Personen
glaubwürdig in realen Räumen agieren – in Paulas
Wohnung, dem Central-Park, in Tanz- und Fernsehstudios und auf dem
Dach eines Hochhauses. Mitunter wurde sogar die Bühne zum Zuschauerraum
und der Zuschauerraum mit einer Telefonzelle zur Bühne. Treffsicher
besetzte Nebenrollen, Tanzeinlagen und junge Minichöre vervollkommnten
die Inszenierung. Den musikalischen Kraftakt schulterte Dirigent
und Arrangeur David Meyer auf ein 14-köpfiges Ad-hoc-Orchester.
Jazzige Harmonien voller Drive, delikate Ohrwürmer und manch
sentimentales Stück wechselten einander ab.
Die Inszenierung und ihr guter Besuch beweisen, dass eine aktive
Musikschule durchaus in der Lage sein kann, kulturelle Akzente in
ihrer Gemeinde zu setzen. Voraussetzungen dafür sind freilich
ein kompetentes, begeisterungsfähiges und zuverlässiges
Team.