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nmz 2006/02 | Seite 46
55. Jahrgang | Februar
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Fachgruppe Musik

Sozialstaat entschwindet, Courage ist gefragt

Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Musikschulen? · Von Friedrich Kullmann

„Sprachlos auf entgrenzten Märkten“ überschrieb Friedrich Kullmann einen Artikel (K+K 5/2005), in dem er, bedroht von einer Teilschließung der Musikschule Bergisch-Gladbach, den Niedergang kultureller Daseinsvorsorge analysierte. Was tun gegen die „Vermarktlichung“ der Gesellschaft? Der Autor hat weiter recherchiert und begründet ein naheliegendes Szenarium.

Schlank soll der Staat sein, sich des größten Teils seiner sozialen Aufgaben entledigen und sie dem Markt überlassen – so die Vorstellungen einer dem Kapital verpflichteten neoliberalen Politik, die inzwischen in gefährlicher Erosion sogar ihres Machtmonopols selbst Polizei und Armee zahlungskräftigen privaten Interessenten zur Verfügung stellen kann. Der Soziologe Oskar Negt sagte im Frühjahr 2005 auf einem Forum zum Thema „Zukunft der Arbeit“: „Das eigentlich Neue am gegenwärtigen Kapitalismus ist nicht die Herstellung des Weltmarktes im Zuge der Globalisierung; 1911 war der weltweite Handel genauso groß wie heute, wenn nicht durch die Imperialreiche sogar größer. Das Neue lässt sich eher durch das bezeichnen, was im ökonomischen Jargon Disembedding heißt: Entkleiden, Entbetten. So etwas hat es in der Tat noch nie in der Geschichte gegeben, dass die Logik von Kapital und Markt praktisch ohne nennenswerte Barrieren und Beißhemmungen funktioniert. Man kann sagen, dass der Kapitalismus heute zum ersten Mal in seiner Geschichte so funktioniert, wie Marx es in seinem ‚Kapital‘ beschrieben hat.“

Strategien der Entkleidung

In Bergisch-Gladbach wurde im Mai 2005 die geplante Teilschließung der Musikschule vorerst offiziell zurückgenommen. Bei einem Treffen des Schulkollegiums mit dem SPD-Bürgermeister, der einer CDU-Ratsmehrheit vorsteht, versicherte dieser, er wolle die notwendigen Sparmaßnahmen nicht nach dem „Rasenmäherprinzip“ durchführen. Er pochte auf Sanierungskonzepte, die bis zum Ende des Jahrzehnts zu einer Entschuldung der Kommune führen sollten – einschneidende Kürzungen auch im Kulturbereich seien dennoch unvermeidlich. Die Musikschulleiterin gab sich trotz allem zuversichtlich, diese schultern zu können, und wies zurecht darauf hin, dass die Einrichtung aufgrund tüchtigen Wirtschaftens eine hervorragende Bilanz vorzeigen könne, die sich schließlich in einem Kostendeckungsgrad von 56 Prozent (Haushaltsmittel, die die Schule selbst erwirtschaftet) dokumentiere.

Sollte sie die Hoffnung gehabt haben, dass der Bürgermeister dieses mustergültige Verhalten damit honorieren und der Kelch der Einsparungen weniger effiziente Einrichtungen treffen würde, so hatte sie sich getäuscht. Das aufgenötigte Stimmungsbild des „Jeder-gegen-Jeden“ bei knapper werdenden Kassen, das kündigte die Konferenz auch an, wird sich künftig auch bei intelligenten, kompetenten, netten Musiklehrer/-innen immer häufiger einstellen. In diesem Stimmungsbild zeigt sich bereits die Auflösung gesamtgesellschaftlichen Denkens aus der Perspektive des Einzelnen oder einer Gruppe: Angepasst an konfliktscheue Überlebensstrategien in unsicheren Arbeitsverhältnissen, in denen die Möglichkeit der Einflussnahme auf die politischen Rahmenbedingungen in Kooperation mit anderen als unverfügbar ausgeblendet ist, erscheint den meisten Kollegen wie auch der Leitung der Musikschule die Grundlage ihrer Handlungsfähigkeit als mehr oder weniger schicksalhaft. Um in dieser restriktiven Form überhaupt handlungsfähig sein zu können, bietet sich dem isolierten Einzelwesen oder der Institution eigentlich nur die Möglichkeit, in mehr oder weniger vorauseilendem Gehorsam die Anforderungen derjenigen zu übernehmen, die die Macht haben, über den allgemeinen Handlungsrahmen zu bestimmen. Dies bedeutet jedoch eine Auslieferung an die Willkür von Mächtigen; das individuelle Handeln wird noch mehr der eigenen Verfügung entzogen und aus dieser Ohnmacht erscheinen mir dann Instrumentalisierung und Kontrolle anderer als nahe liegende Kompensation. Mit solchem Verhalten werde ich mir selbst zum Feind (die Kernbefindlichkeit der Menschen im „neoliberalen Zeitalter“ und Quelle mannigfacher psychischer Störungen). Denn solches Denken untergräbt, wenn auch nicht bewusst, Bemühungen um wirkliche Handlungsfähigkeit immer weiter. Die Bedrohung, der auf der entscheidenden politischen Ebene gemeinsam nicht begegnet worden ist, bleibt hingegen erhalten. Sie wird so zu einer „chronischen Bedrohtheitsfixierung“, die nach und nach alle Lebens- und Arbeitsverhältnisse grau einfärbt und zersetzt. Ideologische Erklärungsmuster, die die Medien suggestiv wiederholen, finden offene Ohren: „Sozial ist, was Arbeit schafft“; „Weil wir alle über unsere Verhältnisse gelebt haben, können wir uns den Sozialstaat nicht mehr leisten“; „Nur wenn wir wieder wettbewerbsfähig würden, können wir unseren Wohlstand erhalten…“ uns so weiter, und so weiter.

Der Druck der schlechten Verhältnisse erzeugt eine Mentalität der „Zusammenhangsblindheit“, die vor bedrohlichen Konflikten mit den jeweils Mächtigen schützen möge.

Eine einseitig restriktive Handlungsfähigkeit bestimmt auch die Politik der neuen schwarz-roten Bundesregierung.. Einerseits beteuernd, „den Sozialstaat zukunftsfähig machen zu wollen“, kann und wird sie andererseits die Direktiven („Reformen“) der Unternehmerverbände umsetzen. Das sind: weiterer Abbau demokratischer Rechte, Deregulierung der Wirtschafts- und Sozialpolitik, Lockerung von Tarifautonomie und Mitbestimmung, Änderung des Steuersystems, Lohn- und Sozialdumping, totale Unterwerfung von Bildung und Kultur unter die Kapitalinteressen. „Der Einfluss der Politik auf die Wirtschaft schwindet“, jubelt die „Financial Times“ Deutschland. Die Politik der nächsten Legislaturperiode wird sich vor allem dem Paradigma des Sparens unterordnen, womit einer Kernthese der Neoliberalen weiterer Boden bereitet wird: Der Rückzug des Staates, einerlei ob sich die Gewerbesteuereinnahmen der Kommunen nun erholt haben oder nicht.

An unserer Musikschule geht die Arbeit weiter, und wir tun tagtäglich so, als könne man dort ungefährdet das Renteneintrittsalter erreichen, doch die Fragezeichen wollen nicht verschwinden. Anmeldungen im Bereich Früherziehung sind stark rückläufig( den Leuten fehlt das Geld), immer mehr Kollegen mit Honorarverträgen tauchen auf, die Musikschule finanziert Qualifizierungsmaßnahmen für die offene Ganztagsschule (kann nicht schaden). Aber auch Interessenkonflikte werden immer deutlicher zwischen jungen, vertraglich schlecht abgesicherten Kolleg/-inn/-en, die aufgrund ihrer prekären Lage gehalten sind, aktionistisch immer neue Ideen umzusetzen bei der weiteren Kommerzialisierung eines Kultur- und Bildungsauftrags, der mehr und mehr aus dem Bewusstsein entschwindet, und älteren, denen außer am Erprobtem festzuhalten nichts Neues einfällt. Da ich gern als Musiklehrer an einer öffentlichen Musikschule weiterarbeiten möchte, beschäftigt mich permanent die Frage, ob man die Schließung oder Privatisierung der Musikschule mit einem Bürgerbegehren bzw. Bürgerentscheid verhindern könnte. Meine Musikschulleiterin, mit der ich darüber auch sprach, stieß sich sofort an einem möglichen „Loyalitätskonflikt mit dem Dienstherrn“. Und genau das ist der springende Punkt: In Zeiten einer drohenden allumfassenden Ökonomisierung wird die Handlungskompetenz des Einzelnen und der demokratischen Gesellschaft konterkariert. Somit ist Courage und nötigenfalls auch ziviler Ungehorsam mit dem Ziel einer „verallgemeinerten“ Handlungsfähigkeit geboten, gerichtet auf die politischen Rahmenbedingungen. Niemand kann Bürgern – und das ist auch jeder einzelne Musikschullehrer – verwehren, sich für den Erhalt öffentlicher Kultur einzusetzen. Jeder, jede kann durch ein öffentliches Bekunden mittels eines Bürgerentscheids einen Ratsbeschluss zur Privatisierung einer Musikschule außer Kraft setzen. Im Grundsatz muss das Recht auf freie Meinungsäußerung gelten.

Bürger begehren auf

Dass dies prinzipiell möglich ist, hat ein erfolgreicher Bürgerentscheid gerade in Bergisch-Gladbach bewiesen. Im September 2003 lehnten 96,5 Prozent der abstimmenden (22.338) Bürger bei einer Beteiligung von 26,9 Prozent der Stimmberechtigten ein geplantes Cross-Border-Leasing-Geschäft (CBL) der Stadt ab. Es ging um Pläne zum Verkauf und der Rückvermietung des städtischen Kanalnetzes an einen amerikanischen Investor. Das Rechtsinstitut Bürgerbegehren ist in der Gemeindeordnung für NRW in Paragraph 26 geregelt. Bürger können beantragen (Bürgerbegehren – bei einer Größe Bergisch-Gladbachs von 110..000 Einwohner mussten fünf Prozent der Einwohner das Bürgerbegehren unterzeichnen), dass sie an Stelle des Rates über eine Angelegenheit der Gemeinde selbst entscheiden (Bürgerentscheid – mit einfacher Mehrheit bei einer Beteiligung von 20 Prozent der stimmberechtigten Bürger).

Der Bürgerentscheid hatte einen Vorlauf von neun Monaten, und zwar ab Dezember 2002. Zu diesem Zeitpunkt fand eine Veranstaltung von Maria Mies statt zum Thema „Globalisierung – Was geht uns das an?“. 400 Anwesende hörten dort zum ersten Mal den Begriff Cross-Border-Leasing-Geschäft. Am Ende der Veranstaltung wurde darauf hingewiesen, dass sich im Januar attac-Gladbach gründen würde. Als diese Gründungsversammlung tagte, konstituierte sich unter anderem ein Arbeitskreis zum Thema CBL, dem etwa 70 Personen angehörten. In den nächsten Monaten entstand ein Netzwerk, das in eine Bürgerinitiative mündete. Zum Schluss formierten sich um diesen Kern 200 Aktive, die dann mehr als 22.000 Stimmen zusammentrugen, mit denen der CBL-Deal der Stadt zu Fall gebracht werden konnte.

Heißt es im Paragraph 26 unter Absatz (2) der GO, NRW auch: „Die Verwaltung ist in den Grenzen ihrer Verwaltungskraft den Bürgern bei der Einleitung eines Bürgerbegehrens behilflich“, so versuchte die Stadt doch den aktiven Bürgern in Bergisch-Gladbach Steine in den Weg zu legen:

  1. Aus Kostengründen (40.000 Euro) wurden von Seiten der Verwaltung keine Wahlbenachrichtigungen verschickt. Nach einem Spendenaufruf, der 5.000 Euro erbrachte, übernahm die Bürgerinitiative selbst den Versand der Wahlbenachrichtigungen.
  2. Eine Abstimmung per Briefwahl oder Internet war nicht möglich.
  3. Statt der bei Wahlen üblichen 26 Wahlurnen, standen nur 9 zur Verfügung, was die Stimmabgabe erheblich erschwerte.

Nach dem verpatzten CBL-Geschäft reagierte die Stadt mit heftigen Drohungen: Haushaltssperre, Streichung von zwei Spielplätzen und Ankündigung weiterer Kürzungen. Der aus Bergisch-Gladbach stammende CDU-Bundestagsabgeordnete Bosbach lobte immerhin Bergisch-Gladbach als Musterbeispiel der Demokratie. Es ist also tatsächlich möglich, Politikern das Handwerk zu legen, die ihr Tun mit ökonomischen „Sachzwängen“ begründen, die sie verantwortlich mit herstellen und schließlich von ihnen beherrscht werden wie bei der Privatisierung öffentlichen Eigentums – also auch einer öffentlichen Musikschule.

Was bedeutet Privatisierung?

Eine privatisierte Musikschule ist eine von ihrem öffentlichen gesellschaftlichen Zusammenhang getrennte (lat.: privare = trennen) Einrichtung. Diesen Zusammenhang zu erzeugen, war bislang auch die Aufgabe von Bildungs- und Kulturpolitik in einem demokratisch und sozial verfassten Gemeinwesen (Chancengleichheit). Eine privatisierte Musikschule produziert in Konkurrenz zu anderen Anbietern warenförmige Dienstleistungen, deren gesellschaftliche Relevanz sich als abstrakter (Tausch-)Wert erst im Austausch auf dem Markt bei zahlungskräftiger Nachfrage beweist, also im Geldäquivalent.

Der Gebrauchswert und gesellschaftliche Nutzen dieser Dienstleistungen ist nur eine, wenn auch notwendige, Randbedingung. Der Eigentümer einer privatisierten Musikschule, der „sein Kapital in einer Musikschule angelegt hat, statt in einer Wurstfabrik“, ist vor allem daran interessiert, den Teil unbezahlter Arbeit zu realisieren, der in den von seinen Angestellten erbrachten Dienstleistungen steckt. Aus staatlichen Bediensteten werden so „produktive Arbeiter“, die nicht mehr „Kinderköpfe bearbeiten, sondern sich selbst abarbeiten zur Bereicherung des Unternehmers“. An Stelle eines die gesellschaftlichen Verhältnisse demokratisch gestaltenden politischen Willens herrschen die Sachzwänge der Kapitalverwertung. Eine solche Musikschule als Teil der Kulturindustrie (etwa Yamaha) orientiert sich in ihrem Angebot an schnelllebigen Moden, die mit den entsprechenden Dienstleistungen (Yamaha Bläserschule) zusammen mit dem Verkauf dazugehöriger Produkte (Instrumente etc.) gegen Geld bedient werden. Nicht marktgängige Kultur überlebt vielleicht in durch Sponsoren und „Kulturfreunde“ geförderten Liebhaberkreisen, so sie sich an deren Spielregeln hält.

Im Juni 2005 traf ich mich mit Aktivisten aus der CBL-Initiative zu einem Erfahrungsaustausch über einen Bürgerentscheid gegen eine mögliche Privatisierung der Musikschule. Anwesend waren Mitglieder von attac, vom DGB und aus dem lokalen Jugendzentrum. Zu Anfang des Gesprächs herrschte Skepsis darüber, ob sich genügend Bürger für den Erhalt dieser Einrichtung einsetzen würden. Es gelang mir, deutlich zu machen, dass bei einem Verschwinden der öffentlichen Musikschule alle verlieren würden. Daraus folgt, dass die Öffentlichkeitsarbeit der Musikschulen noch verstärkt werden müsste, damit sich mehr Bürger ihre Musikschule „aneignen“ können. Foren dafür könnten Veranstaltungen des DGB oder des Gladbacher Jugendzentrums sein – Planungen, die bereits konkret werden. Vor einem Bürgerbegehren müsste zudem die Präsenz der Musikschule durch Elternbeiräte oder Fördervereine zunehmen, begleitet von Konzerten, musikalischen Aktionen im Raum der Stadt, Vorträge, Diskussionen mit Referenten, die das Verschwinden öffentlicher Kultur und deren Bedeutung für die Gesellschaft den Menschen glaubhaft machen können. Wichtig sind aber auch Kontakte zu Initiativen in anderen Orten (zum Beispiel kämpft in Essen eine Bürgerinitiative gegen die Privatisierung der öffentlichen Bibliothek).

Kultur und ein alles durchdringender „Ökonomismus“ schließen sich geradezu aus. Brächte dieser „Ökonomismus“ nur nützliche Organisationsprinzipien mit sich, mit denen sich die gesellschaftliche Arbeit besser einteilen ließe, oder einen vernünftigeren Umgang mit den Ressourcen von Natur und Gesellschaft, müsste man ihn unterstützen. Aber der Wert abstrakter menschlicher Arbeit, ausgedrückt im Geld, die exakt messbare und monetär entgoltene Leistung werden zum alles beherrschenden Fetisch. Verabsolutiertes betriebswirtschaftliches Denken – Benchmarking, Rating Evaluation – sind gleichsam das Maß der Entfremdung von der mitwirkenden Tätigkeit der Menschen, weil sich in diesen „Dingen“ die ihnen aufgezwungene Identifikation mit der Rationalität der Mehrwertproduktion ausdrückt. (Kommunale Musikschulen „üben“ das schon mal ein.) Es ist ein Unterschied, ob die Leistungsprämien, die der neue TVöD vorsieht, jemandem gezahlt werden, der sich für eine Intensivierung der neuen Steuerungsmodelle am Arbeitsplatz Musikschule einsetzt oder der engagiert versucht, das einem Bildungsauftrag innewohnende emanzipative Potential musikalischer Betätigung etwa mit Jugendlichen in einem sozialen Brennpunkt umzusetzen.

Die Sachzwänge des sich selbst verwertenden Wertes, Geld macht mehr Geld, indem es sich, aufgrund eines Besitztitels daran, menschliche Arbeit aneignet, sind letztlich die Kräfte, unter denen diese Gesellschaft subsumiert ist. Aber es gibt auch eine demokratische Kultur, deren Aufgabe es ist, im Bündnis von gesellschaftlichen Kräften unterschiedlicher Motivation das in harten Auseinandersetzungen erreichte Niveau der Teilhabe an der gesellschaftlichen Lebensgestaltung und der Möglichkeiten dazu zu erhalten und zu erweitern. Das Staatsziel Kultur muss als Pflichtaufgabe in das Grundgesetz und in alle Landesverfassungen aufgenommen werden. Nach Auffassung des Deutschen Kulturrats ist Kultur ein elementarer Bestandteil öffentlicher Daseinsfürsorge, das heißt ein kontinuierliches, flächendeckendes Kulturangebot aller Sparten zu erschwinglichen Preisen, mit niedrigen Zugangsschwellen. Dieses Angebot hat qualitativ anspruchsvoll und der Innovation verpflichtet zu sein. Somit ist gerade der Widerstand gegen die Privatisierung von Musikschulen ein Akt der Kultur, gegen die aufgenötigte Anpassung an den Profitmechanismus einer kapitalistischen Gesellschaft, die versucht, sich als das Ende der Geschichte zu behaupten.

Friedrich Kullmann

 

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