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nmz-archiv
nmz 2006/05 | Seite 35
55. Jahrgang | Mai
Bayerischer Kulturrat
Beziehung gestalten
Fachtagung für Musiktherapie mit Kindern
In Hamburg findet vom 30. September bis 1. Oktober eine bundesweite
Fachtagung für Musiktherapie statt. Ausgangspunkt der Vorträge,
Workshops und Diskussionen, die unter dem Titel „Beziehung
gestalten – Musiktherapie mit Kindern und Jugendlichen im
Kontext von Familie, Schule und sozialem Umfeld“ stehen, ist
die Überlegung, dass es vielfach wenig sinnvoll ist, das betroffene
Kind allein zu behandeln. Es gilt vielmehr dort anzusetzen, wo die
Störungen entstehen: in den Beziehungen und im Umfeld, wo sowohl
die Entwicklung des Kindes als auch die Entstehung von emotionalen
und körperlichen Problemen maßgeblich beeinflusst werden.
Eine musiktherapeutische Beziehung bietet Unterstützung und
Förderung für die gesunde Entwicklung des Kindes beziehungsweise
Jugendlichen an. Sie kann ein Modell für ein vertrauensvolles
Miteinander in der Familie, der Schule und in anderen Lebensbereichen
sein. Kinder und Jugendliche entwickeln sich in unterschiedlichen
Familienkonstellationen, besuchen die Schule und soziale Gruppen.
Auf ihren Lebenswegen fehlen oftmals konstante Beziehungen und familiäre
Sicherheit, beständige Wohnorte und Freundschaften.
Eine Musikschule ist ein besonderer Ort für Musiktherapie.
Sie ermöglicht ein präventives Angebot, denn sie erreicht
Familien, Kinder und Jugendliche zu einem Zeitpunkt, bevor sich
psychosoziale Probleme und möglicherweise ernsthafte Erkrankungen
manifestieren. Sie bietet über die Therapie hinaus Bindungen
an – zur Musik, zum Instrument, zu unterschiedlichsten Gruppen
(zum Beispiel Chor, Tanz, Musiktheater et cetera).
Die Tagung, die sich an Musiktherapeuten, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten,
Lehrer, Beratungslehrer, Sozialpädagogen und Interessierte
wendet, beginnt mit dem Jahrestreffen der BAMMS, dem bundeswei-ten
Arbeitskreis Musiktherapie an Musikschulen, wobei Überlegungen
und erste Ergebnisse einer Evaluation von Musikschulen im Mittelpunkt
stehen werden. Folgende Vorträge und Workshops mit begleitenden
Diskussionen finden statt:
„Beziehungsarbeit – was bedeutet das mit Kindern und
Jugendlichen?“
(Dr. I. Frohne-Hagemann): Vertiefung der im Vortrag angesprochenen
Themen anhand eingebrachter eigener Fälle der Teilnehmer.
„Musiktherapie und kreativtherapeutisch-orientierte Beratung
im Erlebensraum Schule, Klangbotschaften – Innenansichten
– Resonanzen“ und „Musikreisen durch Gefühlslandschaften
– Klingende Schutzräume“
(W. Barnowski-Geiser): Immer mehr Kinder und Jugendliche kommen
tagtäglich mit großen inneren Nöten in die Schule.
Bleiben diese „notleidenden Innenwelten“ unerhört,
finden keine Resonanz, keinen Anklang im Außen, so zeigt
sich dies oft in „un-erhörtem“, störend
erlebtem Verhalten bis zur Verweigerung – Lernprozesse werden
erschwert oder unmöglich. Lehrer fühlen sich hilflos,
überfordert. Musiktherapie kann neue Wege und Zugänge
eröffnen, wenn Worte nicht (mehr?) (er-)reichen. Der Workshop
möchte einen ersten Einblick in praxisnahe Methoden leiborientierter
Musiktherapie geben, die von den Teilnehmer/-innen selbst erfahren
werden können. Musikalische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
„Begleitende Arbeit mit den Eltern bei Kinder- und Jugendlichentherapie“
(Dr. E. Busch): Kinder und Jugendliche sind auf besondere Weise
mit ihren Eltern verbunden und von ihnen abhängig. Akzeptanz
und Wohlwollen der Eltern in Hinblick auf die Therapie ihrer Kinder
ist ein unerlässliches Element der Therapie und muss von
der Therapeutin beziehungsweise dem u u Therapeuten sorgfältig
erarbeitet werden. In dem Workshop werden die Grundlagen der begleitenden
Arbeit mit den Eltern dargestellt. Anhand von Beispielen aus der
eigenen Praxis können exemplarisch besondere Probleme bearbeitet
werden.
„MusikSpielTherapie (MST)“
(C. Thomsen/K. Stumptner); „HAU DRAUF! Lustvoll spielen,
spielerisch lernen“ (Chr. von Richthofen): Der Workshop
richtet sich an alle, die auf kreative Weise Musik mit ungewöhnlichem
Instrumentarium machen wollen. Die Perkussionsinstrumente stammen
dabei vom Schrottplatz. Getrommelt wird unter anderem auf alten
Türblättern, Ölfässern und alten Autoreifen
mit sticks aus dem Baumarkt.
Veranstalter ist die staatliche Jugendmusikschule Hamburg (Mittelweg
42, 20148 Hamburg): Tel. 040/428 01-41 25, Fax -41 33; www.jugendmusikschule-hamburg.de.
Anmeldeschluss: 1. August 2006.