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nmz-archiv
nmz 2006/05 | Seite 29
55. Jahrgang | Mai
Deutscher
Tonkünstler Verband
Eine gelungene Kooperation
1.200 Kinder lauschten dem 1. Schulkonzert 2006 des Deutschen
Tonkünstlerverbandes Bremen
Am 1. März 2006 veranstaltete der DTKV Bremen das 1. Schulkonzert
2006 in Bremens zentralem Konzerthaus, die Glocke. Dieses Konzert
konnte nur durch eine breite Kooperation der Musikschaffenden in
Bremen entstehen. DTKV-Mitglied Imke Howie hatte im Juni 2005 die
Idee, mit ihren Bläserklassen der Gesamtschule Bremen Ost ein
zeitgenössisches Werk aufzuführen. Der Bremer Komponist
und ebenfalls DTKV-Mitglied Stefan Lindemann widmete sich dieser
Aufgabe. Zu den Bläserklassen der Gesamtschule Ost wurde das
Streichorchester des Ökumenischen Gymnasiums Bremen sowie der
Knabenchor „Unser Lieben Frauen“ Bremen als weitere
Klangkörper gefunden.
Florian
Ludwig, (links), 1. Kapellmeister des Bremer Theaters, leitete
das Gemeinschaftsorchester zweier Bremer Schulen und den
Knabenchor „ULF“ mit Stefan Lindemanns Komposition
„maCINE“. Foto: Martin Lugenbiehl
Stefan Lindemann hatte die Idee, das Honorar der Komposition auf
jeden mitspielenden Schüler zu berechnen. Den endlichen Betrag
steuerte dann die Waldemar Koch Stiftung bei und übernahm somit
die Kosten für die Auftragskomposition. Imke Howie hatte sich
zudem vorgenommen, dass der 1. Kapellmeister des Bremer Theaters,
Florian Ludwig, das Dirigat der zeitgenössischen Komposition
übernehmen sollte. Diese Aufgabe nahm Florian Ludwig gerne
an. Seit Herbst 2005 probten alle Klangkörper unter ihren jeweiligen
künstlerischen Leitern (Streichorchester des Ökumenischen
Gymnasiums unter Barbara Dreier, der Knabenchor „Unser Lieben
Frauen“ unter DTKV-Mitglied und Landeskirchenmusikdirektor
Ansgar Müller-Nanninga) und die Bläserklassen der GSO
unter Imke Howie. Ab Januar übernahm dann Florian Ludwig die
Probenarbeit und die Kinder und Jugendlichen wurden durch Musikerinnen
und Musiker der Bremer Philharmoniker tatkräftig unterstützt.
Kooperation
Die Glocke Veranstaltungsgesellschaft Bremen war von Anfang an
als Kooperationspartner für dieses Projekt gewonnen worden.
Die beiden Beauftragten für Kinder- und Jugendarbeit Maike
Berndt (Glocke) und Marko Gartelmann (Bremer Philharmoniker) unterstützten
das Projekt, an dem sich mittlerweile 160 junge Musikerinnen und
Musiker beteiligten, nach Kräften. Die Bremer Philharmoniker
schieben damit auch eine Tradition der Schulkonzerte in Bremen wieder
an, die sie durch weitere Konzerte in diesem Jahr in pädagogischer
und organisatorischer Form nachhaltig entwickeln werden.
Am 1. März um 11 Uhr begann dieses 1. Schulkonzert 2006 in
der Glocke. Das Wagnis, zeitgenössische Musik mit Jugendlichen
einzustudieren und aufzuführen, wurde noch da-durch erhöht,
dass das Konzert für Schulkinder der 3. bis 6. Klassenstufen
empfohlen war. Im Publikum saßen 1.200 (!) Kinder zwischen
8 und 12 Jahren zusammen mit Bremens Bildungssenator Willi Lemke.
Den Spannungsbogen durch das Konzert spannte Roland Vanecek aus
Wiesbaden, der mit seinem Susaphon jederzeit das jugendliche Publikum
in eine besondere musikalische Erlebniswelt führen konnte.
Zuhören und Mitmachen
Das Konzert war künstlerisch darauf angelegt, die Schülerinnen
und Schüler durch verschiedene Musikstile zum Zuhören
und manchmal auch Mitmachen zu bringen.
Den Anfang machte das Streichquartett der Bremer Philharmoniker
mit Scott Joplins „Entertainer“. Faszinierend, dass
nach der Begrüßung 1.200 Kinder dem eher zarten Klang
des Streichquartetts mucksmäuschenstill zuhörten. Danach
folgten Variationen über „Mein Hut der hat drei Ecken“
aus dem Karneval von Venedig mit dem Solotrompeter der Bremer Philharmoniker,
Stefan Ruf, begleitet von den Bläserklassen der Gesamtschule
Ost unter der Leitung von Imke Howie. Den Solopart in Kabalewski’s
Violinkonzert übernahm der 14-jährige Minh Nguyen, begleitet
vom Streichorchester des Ökumenischen Gymnasiums unter Leitung
von Barbara Dreier.
Hundertfaches Staunen der Kinder im Publikum, dass einer von ihnen
zehn Minuten lang und auswendig als Sologeiger auf einer großen
Bühne sich auszudrücken vermag.
Nach dem Violinkonzert stellte sich der Knabenchor „Unser
Lieben Frauen“ unter der Leitung von Ansgar Müller-Nanninga
mit einem Gospel und einem Rap musikalisch vor. Viele Kinder im
Publikum nahmen den Rap als Anlass, in entsprechende Bewegung zu
kommen.
„maCINE“
Der Höhepunkt des Konzerts wurde von allen Klangkörpern
gemeinsam musiziert. Stefan Lindemanns Komposition „maCINE“
zeichnet musikalisch nach, was im Titel schon angedeutet ist. Die
Musik hat Elemente von Filmmusik in abgewandelter Form. Durch die
bildliche Klangsprache gelang es unter der Leitung von Florian Ludwig
sowohl den ausübenden jungen Musikern in Chor und Orchester
als auch dem zuhörenden Publikum, fremdartige Klänge in
einen sinnstiftenden Hörzusammenhang zu stellen.
Klangbilder wie „Aus der Tiefe“ wurden für die
Kinder mittels zeitgenössischer klanglicher Elemente zu einem
eigenen musikalisch-bildlichen Erlebnis. Dem Alter der Kinder im
Publikum entsprechend führte Roland Vanaecek durch das Konzert.
Er fesselte und weckte die Bereitschaft der Kinder, zuzuhören
immer wieder. Dazu gehörte auch eine kleine Italienischstunde
für den Kehrvers des italienischen Liedes „Funiculi Funicula“,
das der Tenor Uwe Salzmann unterstützt vom gesamten Orchester
und den Kindern im Publikum mitreißend als Rausschmeißer
nach 60 Minuten darbot. Bejubelte Zugabe war das rockige „Oye
como va“ von Carlos Santana, gespielt wieder vom gesamten
Orchester.
Als Veranstalter dankte der Deutsche Tonkünstlerverband und
der Verein der Freunde und Förderer der Tonkunst e.V. allen
Kooperationspartnern, ohne die dieses Konzert nicht hätte stattfinden
können. Der Eintrittspreis war bewusst so gestaltet worden,
dass an diesem Morgen gerade auch Kinder die Bremer Glocke besuchen
konnten, die in ihrem normalen Lebensumfeld sicher nicht den Weg
in einen „klassischen Musentempel“ finden würden.
Dies ist natürlich nur dadurch möglich geworden, dass
sich alle Künstler und Kooperationspartner für dieses
Schulkonzert sehr engagiert gezeigt haben!
Diese Kooperation ist für den DTKV Bremen Erfüllung seiner
Ziele in höchstem Maße gewesen. Förderung des Musiklebens
an der Basis durch Förderung junger Musiker, Förderung
der zeitgenössischen Musik sowie das Zusammenführen von
Sinfonieorchestern, Schulmusikern, Instrumentalpädagogen und
Freiberuflern. Alle Fäden für die Kooperation liefen in
der Geschäftsstelle des DTKV (Martin Lugenbiehl) zusammen.
Gleichzeitig war dieses Highlight neben der 56. Bremer Hausmusikwoche
2005 mit 33 Konzerten im November die Verabschiedung des langjährigen
Vorsitzenden des DTKV Bremen, Markus Menke.